Der neue nervenstarke HSV
In der Zweiten Bundesliga gewann der HSV zuletzt in Paderborn durch ein Tor in der 94. Minute, nun sind die Hanseaten ins Achtelfinale des DFB-Pokals eingezogen - auch, weil sie vom Punkt eiskalt waren.
Sonny Kittel legt sich den Ball zurecht - er ist nach David Kinsombi der zweite Schütze im Elfmeterkrimi gegen den 1. FC Nürnberg. Beide Mannschaften haben ihren ersten Elfer verwandelt. Kittel geht ein paar Schritte zurück, schaut hoch und läuft an. Dann das: Der Hamburger lupft den Ball ganz locker und cool über Torwart Carl Klaus hinweg ins Tor - ein Treffer mit Symbolkraft, der zeigt, welches Selbstbewusstsein in der Mannschaft von HSV-Trainer Tim Walter steckt.
Entwicklung nimmt Formen an
Statistiken können bekanntlich in verschiedene Richtungen interpretiert werden. Beim HSV geht das in dieser Saison besonders gut: In bisher elf Ligaspielen hat der Hamburger SV sechsmal unentschieden gespielt und rangiert damit auf Platz sechs. In den vergangenen Zweitliga-Jahren stand der ehemalige Bundesliga-"Dino" zur selben Zeit immer besser da.
Wiederum hat der HSV aber auch erst eine Saisonniederlage kassiert. Zudem ist auffällig, dass die Mannschaft um Kittel in dieser Spielzeit in der Lage ist, knappe Begegnungen in den letzten Minuten für sich zu entscheiden: Ob im Spiel gegen den SV Sandhausen (90+6. Moritz Heyer zum 2:1) oder bei Erzgebirge Aue (90+4. Dirk Carlson, Eigentor, zum 1:1) oder wie am vergangenen Freitag in Paderborn (90+4. Thomas Doyle zum 2:1) - der HSV entwickelt sich zu einer Mannschaft, die an sich glaubt und nie aufgibt.
"Ich bin stolz auf meine Jungs für das, was sie abgeliefert haben. Solche Siege helfen uns auf unserem Weg und in unserer Entwicklung." Tim Walter nach dem Pokalspiel
Walter scheint aktuell mit seiner Truppe zufrieden zu sein - den nächsten "Entwicklungsschritt" kann der HSV dann am Sonnabend (20.30 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) im Volksparkstadion gegen Holstein Kiel nehmen. Im Nordduell gegen die im Pokal schwachen "Störche" könnten die "Rothosen" den dritten Pflichtspielsieg in Folge feiern.
Leibold fällt bis Saisonende aus
Tim Leibold wird dann fehlen. Der HSV-Verteidiger war am Dienstag nach gut 18 Minuten mit Nürnbergs Tom Krauß zusammengerasselt - minutenlang lag Leibold am Boden, hielt sich das Knie und schrie. Die Diagnose am Mittwoch: Kreuzbandriss. Der 27-Jährige, bei den Hamburgern Stammspieler und nur schwer zu ersetzen, fällt damit für den Rest der Saison aus.
Nach der verletzungsbedingten Auswechslung des früheren Nürnberg-Profis hatte es einige Pfiffe der Gastgeber-Fans gegeben. Der FCN verurteilte das scharf: "Der 1. FC Nürnberg steht für Fairness. Wir vertreten es in keinster Weise, einen Spieler zu demütigen, vor allem dann nicht, wenn er unter Schmerzen am Boden liegt", so der fränkische Zweitligist.
