DFL-Taskforce-Expertin Gärtner: Omikron wird zu Spielausfällen führen
Die Professorin und Fachärztin Barbara Gärtner aus der Taskforce der DFL rechnet angesichts der Corona-Beschränkungen mit Spielausfällen in der Fußball-Bundesliga durch Omikron. Die hohen Fallzahlen unter Fußballern seien allerdings normal.
"Was Omikron jetzt für die Gesellschaft bedeutet, das ist natürlich ganz schnell beim Fußball auch so", sagte die Expertin für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie im NDR Interview. Zuletzt hatte es unter anderem je zwei positive Corona-Tests beim VfL Wolfsburg und beim HSV sowie jeweils fünf bei Werder Bremen und bei Holstein Kiel gegeben. Diese Meldungen überraschen Gärtner nicht - ganz im Gegenteil.
"Im Fußball werden Infektionen offensichtlich, die in der Allgemeinbevölkerung niemand bemerkt hätte. In der Allgemeinbevölkerung gibt es eine sehr hohe Dunkelziffer." Barbara Gärtner aus der DFL-Taskforce
Weil alle Clubs mehrmals in der Woche oder sogar täglich PCR-Tests durchführen, würde tatsächlich jede Infektion aufgedeckt. "Der Fußball ist unter der Lupe, weil alle getestet werden. Das ist in der Allgemeinbevölkerung überhaupt nicht der Fall, als geimpfte und besonders als geboosterte Person wird man überhaupt nicht mehr getestet", betonte die Leiterin des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene (IMMH) der Universität und des Universitätsklinikums des Saarlandes. "Im Fußball werden Infektionen offensichtlich, die in der Allgemeinbevölkerung niemand bemerkt hätte. In der Allgemeinbevölkerung gibt es eine sehr hohe Dunkelziffer."
Boosterimpfungen in den Clubs in der Winterpause
Die Taskforce hat den Vereinen empfohlen, bei ihren Spielern in der kurzen Winterpause die Boosterimpfungen durchzuführen. Die Durchimpfungsraten seien unter den Fußballprofis deutlich höher als in der Allgemeinbevölkerung. Und Gärtner geht davon aus, dass dies nun auch für die Boosterimpfungen gelte.
Quarantäne-Regeln bei Omikron bereiten Sorgen
"Unser Hauptproblem ist die Quarantäne-Regelung", stellte die Ärztin fest. Bei nachgewiesenen Omikron-Fällen müssen derzeit alle Kontaktpersonen für 14 Tage in Quarantäne - egal, ob sie geimpft oder ungeimpft sind.
"Mit dieser Regelung ist zu erwarten, dass es zu Spielausfällen kommt." Gärtner setzt darauf, dass bald die Anerkennung erfolgt, "dass Geboosterte auch gegen Omikron einen guten Schutz haben". Dann dürfte es nicht mehr zu Spielausfällen kommen.
Eine mögliche Verkürzung der Quarantäne wird am Freitag Thema der Bund-Länder-Runde sein. Heute beraten bereits die Gesundheitsminister der Länder und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) darüber. Das Robert Koch-Institut erwägt offenbar eine Empfehlung, die Quarantäne nach fünf Tagen zu beenden - bei Infizierten ohne Symptome und aktuellem negativen PCR-Test.
Corona kann Fußball-Karrieren beenden
Die meisten Profisportler, die sich mit dem Coronavirus infizieren, haben allenfalls milde Krankheitsverläufe. Gärtner warnte aber erneut vor den Langzeitfolgen. "Bei Leistungssportlern können kleinere Einschränkungen eine viel größere Relevanz haben als bei uns in der Allgemeinbevölkerung. Für Profis ist es ein Unterschied, ob sie 100 oder nur 90 Prozent bringen", unterstrich Gärtner.
"Die 100 Prozent nicht mehr zu schaffen, heißt einfach: Karriere-Ende" Barbara Gärtner aus der DFL-Taskforce
Für sie sei das auch ein überzeugendes Argument für Sportler gewesen, sich impfen zu lassen. "Auch wenn sie selbst nicht schwer erkranken, riskieren sie immer noch, dass sie die 100 Prozent nicht mehr schaffen. Und die 100 Prozent nicht mehr zu schaffen, heißt einfach: Karriere-Ende."
