St. Paulis Marcel Beifus (l.) und Connor Metcalfe kämpfen gegen Kiels Kwasi Wriedt (M.). © Witters/TayDucLam

0:0 am Millerntor: Holstein Kiel verschärft St. Paulis Krise

Stand: 08.11.2022 21:48 Uhr

Der FC St. Pauli und Holstein Kiel haben sich in einem müden Nordderby torlos getrennt. Der Hamburger Fußball-Zweitligist bleibt damit in dieser Saison zu Hause ungeschlagen. Doch diese Statistik sorgt auf dem Kiez für keine großen Freudensprünge.

von Hanno Bode

Denn das Team von Coach Timo Schultz muss sich nach lediglich einem Sieg aus den vergangenen zwölf Partien auf einen langen Kampf um den Ligaverbleib einstellen. Laufen die Mittwochsspiele im Bundesliga-Unterhaus ganz dumm für die Hanseaten, könnten sie sogar auf den direkten Abstiegsrang 17 abrutschen.

Die Leistung gegen Kiel, das in Hälfte zwei näher am dreifachen Punktgewinn dran war, machte wenig Mut, dass St. Pauli den Abstiegskampf ohne Winter-Verstärkungen bestehen kann. Es war eines der schwächsten Heimspiele des Kiezclubs in dieser Serie.

Schultz gab im Interview mit dem NDR zu verstehen, dass er dennoch für die Zukunft optimistisch ist. "Hoffnung macht mir, dass wir zu null gespielt haben, dass die Jungs alles investiert haben, dass wir alles herausgehauen haben und gegen eine richtig gute Kieler Mannschaft auf Augenhöhe waren", sagte der 45-Jährige.

Beide Teams bemüht, aber ohne Tiefe im Spiel

1:1 stand es nach den ersten 45 Minuten im Millerntorstadion. Allerdings nicht nach Toren, sondern nennenswerten Chancen. Prickelnde Strafraumszenen waren also Mangelware im Fußball-Tempel auf der angeblich sündigsten Meile der Welt. Dabei suchten beide Teams durchaus ihr Heil in der Offensive. Bis zum gegnerischen Strafraum sah das phasenweise sowohl bei St. Pauli als auch der KSV auch ganz ansehnlich aus.

Die Versuche, dann hinter die jeweilige Abwehr zu gelangen, scheiterten aber zumeist. Kurzum: Dem Spiel der Nordrivalen fehlte es an Tiefe.

Holtby vergibt für Kiel, Metcalfe für St. Pauli

Zwei Tore hätten aber dennoch fallen können - wenn nicht müssen. Zunächst vergab Lewis Holtby in seiner früheren Wahlheimat die Führung für Kiel. Den Schuss des ehemaligen HSV-Profis rettete Mittelfeldmann Eric Smith in der 35. Minute für seinen bereits geschlagenen Schlussmann Nikola Vasilj auf der Linie.

"Es war wie verflixt, immer war ein Fuß dazwischen. Ein 0:0 ist aber nicht verkehrt hier. St. Pauli steht zu Unrecht da unten, ist eigentlich eine Mannschaft mit viel mehr Qualität, gerade zu Hause. Deswegen ist der Punkt in Ordnung." Holstein-Profi Lewis Holtby

Kurz darauf hatte Connor Metcalfe auf der Gegenseite das 1:0 für die Hamburger auf dem Fuß. Der Australier vermochte es aus aussichtsreicher Abschlussposition jedoch nicht, Keeper Tim Schreiber zu überwinden (42.).

Vasilj bewahrt Kiezkicker vor Rückstand

War das fußballerische Niveau der Partie bereits vor dem Seitenwechsel überschaubar gewesen, so nahm es nach der Halbzeit sogar noch ab. Die zähe Auseinandersetzung erinnerte ein wenig an den verzweifelten Versuch von so manchem Kind auf dem benachbarten Winterdom, beim Dosenwerfen endlich mal eine Büchse zu treffen. Es dauerte geschlagene 21 Minuten, bis einer der 20 Feldspieler mal wieder einen Ball beim Abschluss richtig traf.

Dieser hieß Patrick Erras, bekommt seine Lohntüte von der Kieler Sportvereinigung Holstein von 1900 e.V. und scheiterte mit seinem Kopfball nach einer Holtby-Ecke am glänzend parierenden Vasilj. Der Torhüter war 180 Sekunden später bei einem Linksschuss von Fabian Reese gleich noch mal gefordert.

St. Pauli im Angriff zu mut- und harmlos

Und was machten eigentlich die Vorderleute des Ballfängers? Zu viel falsch! St. Paulis Auftritt war gekennzeichnet von einer spürbaren Verunsicherung und den seit vielen Wochen bekannten Defiziten im Offensivspiel. Hinzu kam in der Schlussphase eine bedenkliche Körpersprache. Die Hamburger wirkten in den letzten Minuten so, als würden sie nur noch den Abpfiff herbeisehen. Mut und Entschlossenheit zeigten die Hausherren jedenfalls nicht.

Weil auch Holstein kein großes Risiko mehr eingang, blieb es beim 0:0, mit dem die "Störche" fraglos etwas besser leben können.

16.Spieltag, 08.11.2022 18:30 Uhr

FC St. Pauli

0

Holstein Kiel

0

Tore:
FC St. Pauli: Vasilj - Dzwigala, Smith, Beifus - Saliakas (90.+1 Zander), Irvine, Hartel (90.+1 Boukhalfa), Paqarada - Metcalfe (54. Aremu) - D. Otto (70. Matanovic), J. Eggestein (70. Daschner)
Holstein Kiel: Schreiber - M. Schulz, Wahl, S. Lorenz - Reese (89. Arp), Erras, Holtby, Kirkeskov - F. Bartels (67. Porath) - Wriedt (89. Korb), Skrzybski (81. Mühling)
Zuschauer: 29546 (ausverkauft)

Weitere Daten zum Spiel

Dieses Thema im Programm:

Die NDR 2 Bundesligashow | 08.11.2022 | 18:00 Uhr

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