Reise buchen: Vorsicht vor Extra-Kosten und "Dynamic Pricing"

Stand: 19.10.2023 13:08 Uhr

Reiseportale bieten die Möglichkeit, Urlaubsangebote zu vergleichen. Doch schwankende Preise, Fake-Bewertungen oder Extra-Pauschalen sind dabei oft ein Hindernis. Worauf sollten Verbraucher achten?

von Anneke Müller

Auf Flugbuchungsportalen wie fluege.de, Swoodoo oder Skyscanner lassen sich zeitgleich Hunderte von Preisen für eine bestimmte Flugroute vergleichen. Trotzdem sollten Nutzer nicht vorschnell das erstbeste Angebot wählen, sondern auch selbst auf der Website der angegebenen Fluggesellschaften recherchieren. Dort sind die Flugpreise teilweise günstiger als auf den Vergleichsportalen.

Rabatte oft nur bei Premium-Abo

Außerdem locken viele Flugbuchungsportale mit vermeintlichen Rabatten: Der dick gedruckte Preis gilt aber häufig nur, wenn Nutzer ein Premium-Abo mit einem jährlichen Mitgliedsbeitrag abschließen. Bei nicht rechtzeitiger Kündigung verlängert es sich automatisch. Verbraucherzentralen kritisieren es zudem, wenn Buchungsportale Kunden sehr offensiv Zusatzleistungen wie Gepäckversicherungen oder Reiserücktrittsversicherungen anbieten. In den meisten Fällen seien diese teuren Versicherungen überflüssig oder ließen sich bei Versicherungsagenturen sehr viel günstiger buchen, so die Verbraucherzentrale Niedersachsen.

Unzulässige Service-Pauschalen?

Auch beim Bezahlvorgang lauern auf Flugbuchungsportalen Preisfallen: Fluege.de erhebt beispielsweise auf alle gängigen Zahlmethoden eine Service-Pauschale von bis zu 50 Euro. Einzig die Zahlung mit der hauseigenen Kreditkarte ist kostenfrei. Die Verbraucherzentrale stuft diesen Umstand als rechtlich unzulässig ein. Bereits 2017 hat der Bundesgerichtshof entschieden, dass Flugbuchungsportale den Kunden immer eine weitere kostenfreie Bezahlmethode anbieten müssen. Die Verbraucherzentrale bereitet deshalb derzeit eine Sammelklage vor. Betroffene können sich direkt bei den örtlichen Verbraucherzentralen melden. Zum Mutterkonzern Invia Flights gehören neben fluege.de auch die Portale flug.de, billigfluege.de und airline-direct.

"Dynamic Pricing": Reisepreise können schwanken

Mit dem sogenannten Dynamic Pricing reagieren Reiseunternehmen und Fluggesellschaften in Echtzeit auf die aktuelle Nachfrage und die Situation am Markt. Die Preise für Hotels oder Flüge werden automatisch durch Algorithmen erstellt, sodass sie innerhalb kürzester Zeit stark schwanken können. Zum Beispiel können Faktoren wie die Tageszeit, der Wochentag oder das Wetter Einfluss auf die angezeigten Reisepreise haben.

Surfverhalten kann Preis beeinflussen

Oftmals steigt der Preis bei der Suche nach einem bestimmten Flug oder Hotel mit jedem neuen Aufruf der Webseite. Buchungsportale simulieren so eine erhöhte Nachfrage und setzen Kunden unter Druck. Auch die persönlichen Nutzerdaten, die wir durch unser Surfverhalten hinterlassen, können den Preis beeinflussen. Bei jeder Suchanfrage über den Browser wird eine Vielzahl an Daten übermittelt und gespeichert. Portale "erkennen" also, ob jemand Interesse an einer bestimmten Reise oder einem Flug hat. Seit Mai 2022 müssen alle Buchungsportale und Online-Shops laut einer EU-Richtlinie verpflichtend angeben, wenn Preise unter Verwendung personenbezogener Daten individualisiert werden. Um digitale Spuren zu vermeiden, sollten Verbraucher hierauf achten:

  • Den Browserverlauf und vor allem Cookies löschen sowie den Cache regelmäßig leeren.
  • Möglichst nicht einloggen, sondern als Gast auf der Webseite surfen. Einmal eingeloggt, kann der Suchverlauf genau nachverfolgt werden.
  • Reiseangebote auf verschiedenen Endgeräten checken. Auch wenn eine Studie im Auftrag des Bundesjustizministeriums zu dem Ergebnis kommt, dass die Wahl des technischen Gerätes einen geringen Einfluss auf die Preisbildung hat, kommt es immer wieder vor, dass sich beim selben Angebot die Preise zwischen PC, Tablet und Handy unterscheiden.
  • Benutzung eines VPN-Dienstes: Ein VPN (Virtual Private Network) verschlüsselt die Internetverbindung. Die IP-Adresse lässt sich so verbergen beziehungsweise ändern.

Buchungsportale teilweise teurer

Dank unzähliger Buchungsportale war es noch nie so einfach wie heute, das passende Hotelzimmer zu finden. In welcher Reihenfolge die Hotels beim Suchergebnis aufgelistet werden, hängt allerdings von zahlreichen Kriterien ab - und die sind längst nicht alle objektiv. Beim Ranking der Ergebnisse werden oft Hotels bevorzugt, die hohen Umsatz bringen oder den Portalen am meisten Provision zahlen. Außerdem seien die Preise auf den Buchungsportalen teilweise teurer als auf den Webseiten der Hotels selbst, so eine Studie des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung.

Portale wie booking.com oder expedia.de würden dieses Verhalten abstrafen: Bietet ein Hotel auf seiner Webseite einen besseren Preis als auf dem Buchungsportal, sei eine schlechtere Platzierung in den empfohlenen Suchergebnissen die Folge. Verbraucherschützer raten, immer die vorhandenen Filter zu nutzen und die Suchergebnisse nach den persönlich relevanten Kriterien zu ordnen - beispielsweise dem günstigsten Preis, Anzahl der Buchungen oder den besten Bewertungen.

Fake-Bewertungen von Hotels immer professioneller

Für viele Verbraucher sind positive Bewertungen das wichtigste Entscheidungskriterium für eine Hotelbuchung. So mancher Hotelbesitzer erliegt daher der Versuchung, seinen Bewertungsdurchschnitt durch den Kauf von guten Rezensionen aufzubessern. Solche Dienstleistungen lassen sich online ganz einfach bei Firmen beauftragen, die bei Interesse sogar mehrere Hundert Fake-Bewertungen für ein Hotel verfassen können.

Bewertungsportale wie Holidaycheck erklären auf ihrer Homepage, Bewertungsbetrug mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu bekämpfen. Mit immer neuen technischen Möglichkeiten und künstlicher Intelligenz können diese Schutzmechanismen allerdings häufig umgangen werden. Da das deutsche Strafrecht das Schreiben von gefälschten Bewertungen bisher noch nicht als Betrugsdelikt einstuft, kommen die Verfasser noch ungestraft davon.

Fake-Bewertungen erkennen

Um nicht auf Fake-Bewertungen hereinzufallen, sollten Verbraucher auf Folgendes achten:

  • Nicht nur auf den Gesamtdurchschnitt schauen: Wenn viele Urlauber ein Hotel schlecht bewerten, reichen einige außerordentlich gute Fake-Bewertungen aus, um den Gesamtschnitt nach oben zu ziehen.
  • Existiert ein Hotel schon länger und hat im Vergleich zu früher innerhalb kürzester Zeit auffallend viele gute Bewertungen, sollte man genau hinsehen.
  • Auch extrem lange Texte, überschwängliche Formulierungen und viele Superlative können auf eine Fake-Bewertung hindeuten.
  • Außerdem sollten Verbraucher nachschauen, wer die Bewertungen verfasst hat und wie viele Bewertungen der Verfasser noch geschrieben hat. Bei Reiseportalen ist es beispielsweise unwahrscheinlich, dass ein Nutzer innerhalb kurzer Zeit in 20 Hotels auf der ganzen Welt übernachtet hat.

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Dieses Thema im Programm:

Markt | 23.10.2023 | 20:15 Uhr

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