Essen zum Mitnehmen: Verkaufsstellen müssen Mehrweg-Geschirr anbieten
In Deutschland fallen pro Jahr knapp drei Milliarden Kaffeebecher und 3,8 Milliarden Einweg-Essensboxen an. Um den Müll zu reduzieren, müssen Verkäufer von Essen to go nun auch Mehrweg-Pfandgeschirr anbieten.
Laut Verbraucherzentrale Berlin produzieren die Deutschen jeden Tag 770 Tonnen Verpackungsmüll durch die Mitnahme von Speisen und Getränken. Eine vom Umweltbundesamt beauftragte Studie ergab, dass allein Einwegprodukte aus Kunststoff - etwa To-Go-Becher, Lebensmittelverpackungen und Tragetaschen - die Kommunen für Sammlung und Reinigung jährlich rund 434 Millionen Euro kosten. Laut dem Verband kommunaler Unternehmen (VKU) sind Pizzakartons und Alu-Schalen dabei noch nicht mitgerechnet. Diese Behältnisse sind jedoch vom neuen Verpackungsgesetz in Deutschland, das seit Januar 2023 gilt, ausgenommen.
Angebot von Mehrweg-Systemen seit 2023 Pflicht
Das neue Gesetz besagt: Wenn ein Gastronomiebetrieb Einwegverpackungen mit Kunststoffanteilen anbietet, muss er gleichzeitig auch eine Mehrweg-Option für die Kunden bereithalten. Diese darf nicht teurer sein, ein Pfand darf aber erhoben werden. Ausnahmen gelten für Betriebe mit weniger als fünf Beschäftigten und einer Ladenfläche von weniger als 80 Quadratmetern. Sie sind allerdings verpflichtet, mitgebrachte Mehrwegbehältnisse zu befüllen.
Betriebe müssen Gäste auf Wahlmöglichkeit hinweisen
Betriebe sind verpflichtet, Gäste auf die Möglichkeit hinzuweisen, Waren auch in Mehrwegverpackungen zu erhalten. In der Verkaufsstelle muss das deutlich sichtbar gemacht werden. Bei einer Lieferung muss dieser Hinweis zum Beispiel im Flyer stehen. Ziel des neuen Gesetzes ist es laut Bundesumweltministerium, insbesondere Einwegverpackungen aus Kunststoff zu ersetzen. Seit Juli 2021 sind bereits einige Produkte aus Einwegkunststoff verboten: Dazu gehören unter anderem Wegwerfprodukte wie Einmalbesteck und -teller, Trinkhalme, Rührstäbchen oder auch Wegwerf-Essenbehälter aus Styropor.
Pool-Lösung: Abgabe auch an anderen Standorten
Die Mehrweglösung kann sehr unterschiedlich aussehen. Die jeweiligen Betreiber sind zunächst einmal nur verpflichtet, ihre eigenen ausgegebenen Mehrwegverpackungen zurückzunehmen. Es gibt aber auch Betreiber, die mit Anbietern von Mehrwegsystemen in einem Pool zusammenarbeiten. Diese einheitlichen Systeme machen es beispielsweise möglich, einen To-Go-Kaffee im Mehrwegbecher am Hamburger Hauptbahnhof zu kaufen und in einem Berliner Café zurückzugeben.
Einige Ketten haben eigene Mehrwegsysteme
Während Mehrwegsysteme für Getränkebecher laut Untersuchungen der Deutschen Umwelthilfe insbesondere in Tankstellen bereits gut funktionieren, steht die Verwendung wiederverwendbarer Essensboxen noch am Anfang. Einige Ketten haben ihr eigenes Mehrwegsystem mit Verpackungen gegen Pfand.
Die Schnellrestaurantkette McDonald's beispielsweise bietet ihr eigenes Mehrwegsystem mit Verpackungen für je zwei Euro Pfand an. Burger King hingegen arbeitet mit einem Anbieter von Mehrwegsystemen im Pool zusammen. Kunden können Mehrweggeschirr, das sie bei der Burgerkette erworben haben, auch an anderen Ausgabestellen in ganz Deutschland zurückgeben.
So bekommen Kunden Becher und Teller mit Pfand
Systeme mit einem Pfandentgelt für Becher und Teller, die aus einem Pool kommen, funktionieren so: Die Kundinnen und Kunden erhalten gegen einen Pfandbetrag zu ihrem bestellten Essen oder Getränk eine Mehrwegschale oder einen Mehrwegbecher. Abgegeben werden kann das Geschirr nicht nur in dem Restaurant, in dem es gekauft wurde, sondern deutschlandweit bei allen teilnehmenden Restaurants und Imbissen. Auch einige Bio-Supermärkte bieten solche Mehrwegbehälter an. Die Gastronomen reinigen die Mehrwegbehälter wie ihr normales Geschirr in der Spülmaschine und führen sie wieder dem Pfandkreislauf zu. Das Pfand für einen Teller oder eine Schüssel liegt meist bei etwa fünf Euro, das für einen Becher bei ein bis zwei Euro.
Kostenlose Ausleihe per App
Andere Betriebe arbeiten mit einem appbasierten System wie zum Beispiel Vytal oder Relevo. Dazu müssen Kundinnen und Kunden zunächst eine App installieren, die ihnen anzeigt, welche Gastronomen an dem Mehrwegsystem teilnehmen. Bei der Bestellung im Restaurant oder im Imbiss leihen die Nutzerinnen und Nutzer das Mehrweggeschirr dann per QR-Code kostenlos aus und haben anschließend zwei Wochen Zeit, es bei den teilnehmenden Gastronomen abzugeben. Wer es nicht schafft, das Geschirr innerhalb dieser Frist zurückzubringen, kauft das Geschirr automatisch. So werden etwa für eine Schale zehn Euro fällig. Bei einigen Apps kann man die Leihfrist aber auch für wenig Geld verlängern.