Fastenzeit ab Aschermittwoch: Veränderung durch Verzicht?
Alkohol, Fleisch, Internet: Fasten und Verzicht sind vielfältig - und nicht nur in der Zeit nach Aschermittwoch im Trend. Im Westen geht die Tradition des Fastens auf die christliche Kirche zurück.
In der Corona-Pandemie leiden alle Menschen mehr oder weniger stark unter zahlreichen Einschränkungen. Verzicht bekommt als verordnete Begrenzung eine eigene Bedeutung. Der freiwillige und bewusste Verzicht wird seit Jahrhunderten in Form des Fastens praktiziert und von vielen als Bereicherung ihres Lebens empfunden.
Fastenzeit zur Vorbereitung auf Ostern
Schon seit dem Jahr 400 sollen sich Christen mit Verzicht auf das Osterfest vorbereitet haben. Für Gläubige beginnt die Fastenzeit am Aschermittwoch und endet am Ostersonnabend, also nach 46 Tagen. Allerdings werden die sechs Sonntage vom Fasten ausgenommen. So bleiben 40 Fastentage. Laut Bibel hat sich schon Jesus nach seiner Taufe in die Wüste zurückgezogen, ohne zu essen und zu trinken.
Auch Christen verzichten nur bedingt

So streng sieht selbst die katholische Kirche die Fastenzeit inzwischen nicht mehr. Das Bistum Osnabrück etwa hält bereits den Verzicht auf Süßigkeiten oder Fernsehen für einen angemessenen Weg. Traditionell sollen Katholiken in der Fastenzeit an Aschermittwoch sowie an allen Freitagen kein Fleisch essen. An Aschermittwoch und Karfreitag ist nur eine Hauptmahlzeit erlaubt. Wichtig sei ein spürbarer Verzicht, der bewusst erlebt werde. "Sinn des Ganzen ist allerdings nicht eine Schlankheitskur, sondern ein bewussteres Leben, um mit sich selbst, dem Mitmenschen und Gott ins Reine zu kommen", heißt es auf der Website des Bistums.
Verzicht auf Alkohol
Einen ganz weltlichen Ansatz wählt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, indem sie zum Verzicht auf Alkohol aufruft. Bei der Aktion "Kannst du ohne?" gehe es darum festzustellen, "welche körperlichen und psychischen Veränderungen" eine sechswöchige Alkohol-Pause mit sich bringe, erklärten die Organisatoren.
Kirchen rufen zum Klimafasten auf
Kirchen beider Konfessionen rufen zum "Klimafasten" auf. "So viel du brauchst" heißt die Aktion, die dazu anregen will, den eigenen Alltag auf Klimagerechtigkeit zu überdenken. Klimaschutz erfordere Verzicht, sei aber ein Gewinn, wenn es gelinge, das eigene Leben klimafreundlicher zu gestalten. In jeder Woche der Fastenzeit steht ein anderes Thema im Mittelpunkt, etwa Wasserverbrauch, sparsames Heizen oder bewusstes "Digital-Sein" und Fortbewegung.
Protestanten sollen Routinen hinterfragen
Bundesweit fordert die evangelische Kirche in der Fastenzeit "7 Wochen ohne" und stellt die traditionelle Aktion in diesem Jahr unter das Motto "Spielraum! Sieben Wochen ohne Blockaden". Die Kirche fordert damit Interessierte auf, Routinen zu hinterfragen, Kraft zu schöpfen und neue Orientierung im Leben zu finden. Menschen sollten sich fragen, "wie kann ich innerhalb von akzeptierten Grenzen großzügig und vertrauensvoll leben? ", heißt es auf der Website der Fastenaktion der evangelischen Kirche.
Fasten als Wohltat für den Körper?
Viele Menschen verbinden Fasten jedoch in erster Linie mit dem Verzicht auf Nahrung, dem sogenannten Heilfasten. Nach einem exakten Plan, am besten unter ärztlicher Kontrolle, meidet man dabei feste Lebensmittel und ernährt sich für Tage oder Wochen nur von Flüssigkeiten wie Wasser, Säften oder Brühe. Dutzende Ratgeber empfehlen diese Askese als wohltuend für Geist und Körper - und als wirkungsvolle Diät. Kritiker warnen jedoch vor gesundheitlichen Risiken, besonders für Menschen, die bereits von Krankheiten geschwächt sind.
Religiöses Fasten
Weltweit kennen viele Religionen das Fasten als Zeremonie, die zu Reinheit und Erleuchtung führen soll. So verzichten gläubige Moslems im Ramadan, dem neunten Monat des islamischen Mondkalenders, für 30 Tage auf alle Genüsse. Essen und Trinken sind erst nach Sonnenuntergang erlaubt. Die Fastenzeit endet mit dem dreitägigen Fest des Fastenbrechens.
Im Hinduismus existieren zahlreiche Fastenregeln. Viele Gläubige nehmen an Vollmond- und Neumondtagen keine Nahrung zu sich. Im Judentum gilt Jom Kippur, der Versöhnungstag zwischen Gott und den Menschen, als strengster Fastentag, an dem weder Essen noch Trinken gestattet sind.
