Sanierte "Gorch Fock" ist nach Kiel zurückgekehrt
Das Segelschulschiff der Deutschen Marine, die "Gorch Fock", ist nach einer fast sechsjährigen Vollsanierung wieder in seinen Kieler Heimathafen zurückgekehrt. Für die letzten Seemeilen ging Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer an Bord.
Mit der Rückkehr der "Gorch Fock" endet eine Reise, die beinahe die letzte des Segelschulschiffes gewesen wäre.
Vermutlich hatte niemand Ende des Jahres 2015 gedacht, dass sich aus einer turnusmäßigen Überholung des Schiffes ein Skandal entwickelt, der zu einer Werft-Pleite, Korruption, staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen, einem möglichen Verfahren am Bundesverfassungsgericht und völlig aus dem Ruder gelaufenen Kosten geführt hat. Damals waren die Rufe nach einem Neubau sehr laut, doch die "Gorch Fock" überstand auch diesen Sturm.
Mit der Stadt Kiel verbunden
Neben den etlichen Negativ-Schlagzeilen ist das Schiff schließlich auch eine Ikone. Beispielsweise prägte die "Gorch Fock" jahrzehntelang die Rückseite des 10-D-Mark-Scheins. Außerdem steht das Segelschulschiff für Abenteuer, Weltoffenheit und ist seit Jahrzehnten tief mit der Stadt Kiel verbunden, und das nicht nur wegen der Windjammer-Parade zum Abschluss der Kieler Woche.
Kommandant: "Gorch Fock" fährt sich gut
Kommandeur der Bark, Nils Brandt, zeigt sich zufrieden mit dem rundumerneuerten Schiff. Durch die umfangreiche Sanierung sei der 89 Meter lange Dreimaster deutlich leichter geworden - mit einer Einsparung von mehr als 70 Tonnen Gewicht insgesamt.
"Sie fährt sich sehr gut. Die Bewegungen im Seegang haben sich verbessert. [...] Sie rollt in der See angenehmer durch und verhält sich letztendlich sehr viel weicher in der Bewegung." Nils Brandt, Kommandant der "Gorch Fock"
Freude auf Rückkehr ist groß
Groß ist auch die Freude über die Heimkehr beispielsweise bei Schleswig-Holsteins Ministerpräsidenten Daniel Günther (CDU), da das Land seit über 65 Jahren eng mit der "Gorch Fock" verbunden sei: "Das Segelschulschiff ist nicht nur als schwimmende Botschafterin Deutschlands auf allen Weltmeeren unterwegs, sondern auch Wahrzeichen und Visitenkarte unseres Bundeslandes und der Landeshauptstadt Kiel."
So sieht es auch Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD). Für ihn ist die "Gorch Fock" ein echter Identitätsanker und gehöre zur Stadt wie der THW Kiel oder die Kieler Woche: "Die 'Gorch Fock' ist wahrscheinlich das bekannteste Schiff in Deutschland überhaupt. Wir sind Kiel Sailing-City und da ist das Schiff ein ganz wichtiger Mosaik-Stein für die Identität." Im kommenden Jahr feiert der Landtag in Schleswig-Holstein die 40-jährige Patenschaft für die "Gorch Fock". Auch das zeige, wie wichtig das Schiff für das Land sei, so Landtagspräsident Klaus Schlie (CDU): "Über alle Parteigrenzen hinweg sind wir stolz auf die Patenschaft."
Salutschüsse für die Bark
Den ersten Blick konnten Interessierte in der Eckernförder Bucht auf die fast neu gebaute "Gorch Fock" werfen. Dort ist Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) am Vormittag an Bord gegangen, um mit den Besatzungsmitgliedern in den Kieler Heimathafen zu fahren. Nachdem Schiff und Besatzung das Ehrenmal in Laboe passiert haben, ging der Kurs Richtung Marinestützpunkt Kiel-Wik - für viele Menschen in der Landeshauptstadt nicht nur ein visuelles Erlebnis.
Nach dem Passieren des Stützpunktes gaben fünf Haubitzen von einer Mole aus Salutschüsse ab. Schaulustige konnten sich am besten entlang der Kiellinie und des Landtags positionieren. Denn das Segelschiff fuhr bis auf Höhe des Regierungssitzes und machte dort ein Wendemanöver. Anschließend machte die Bark an der umbenannten Gorch-Fock-Mole fest, die bis Donnerstag noch Tirpitz-Mole hieß.
Bund der Steuerzahler rechnet mit weiteren Millionen
Es gibt aber kritische Stimmen. So hat der Bund der Steuerzahler in seinem jährlich erscheinenden Schwarzbuch immer wieder die Kosten für die Sanierung des Schiffes angeprangert, die zuletzt auf 135 Millionen Euro gestiegen sind. Vor allem befürchtet der gemeinnützige Verein, dass in den kommenden Jahren weitere Millionen in die "Gorch Fock" fließen müssen. "Es soll jetzt ja ein Rahmenvertrag vergeben werden. Danach soll die 'Gorch Fock' alle zweieinhalb Jahre für etwa sechs Monate in die Werft", so Rainer Kersten, Geschäftsführer des schleswig-holsteinischen Ablegers vom Bund der Steuerzahler.
Auch kritisiert er, dass es bislang noch keine Aufarbeitung der verschiedenen Skandale gegeben habe: "Es gab definitiv Bestechungen, es gab Untreue-Vorwürfe gegen eine Werft und es ist bis heute nicht aufgeklärt, welche Rolle die Marine dabei gespielt hat. Auch vor dem Hintergrund, dass die Marine die damaligen Verteidigungsminister in Sachen 'Gorch Fock' angelogen hat." Aus Sicht des Vereins sei so ein günstigerer Neubau verhindert worden.
Protest von Naturschützern
Die Rückkehr begleitete auch die Naturschutzorganisation WWF kritisch. Bei einem schwimmenden Protest ging es um angeblich illegal geschlagenes Tropenholz, das auf der "Gorch Fock" verbaut worden sein soll. Zuletzt ist die WWF mit einem Eilantrag an das Bundesverfassungsgericht herangetreten, damit geprüft werden kann, ob es sich um illegales Tropenholz handelt. Bislang weigert sich laut den Naturschützern die zuständige Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, die dem Bundeslandwirtschaftsministerium unterstellt ist, einen Blick auf die Importdokumente zu werfen.
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