Baustellen in der Bildung: Diese Themen hinterlässt Karin Prien
Noch ist nicht klar, wer künftig an der Spitze des schleswig-holsteinischen Bildungsministeriums steht - aber ihre oder seine Aufgabenliste ist schon jetzt lang.
Wer auf Karin Prien folgt, wird nicht nur den leeren Schreibtisch vorfinden, den die Ministerin vergangene Woche bei "X" präsentiert hat, sondern auch eine ziemlich lange To-do-Liste. Prien selbst, die nach Berlin wechselt, hatte gesagt, ihr Nachfolger oder ihre Nachfolgerin werde "viel zu tun haben, aber auch eine gute Vorbereitung vorfinden."
Die Oppositionsfraktion der SPD wünscht sich zum Wechsel an der Spitze des Ministeriums einen "Neustart" in der Bildungspolitik. Egal, wie man die Arbeit Priens nun bewertet: Baustellen für den nächsten Minister oder die nächste Ministerin gibt es diverse.
Unterrichtsversorgung:
Am Tag ihrer Verabschiedung hat Prien die Zahl der Lehrkräftestellen fürs kommende Schuljahr bekanntgegeben. Daraus ergibt sich eine Unterrichtsversorgung von 100 Prozent oder - zum Beispiel an den Grundschulen - etwas mehr, nämlich 102 Prozent. Dennoch sieht die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Schleswig-Holstein einen "riesigen Handlungsbedarf" bei diesem Thema, denn in der Realität sei die Unterrichtsversorgung geringer.

Auch FDP und SPD weisen darauf hin, dass Lehrkräfte, die krank sind oder eine Fortbildung machen, nicht in der Statistik auftauchen und sprechen von "Augenwischerei."
Mehr und besser ausgebildete Fachkräfte:
Seit 2022 gibt es in Schleswig-Holstein die "Allianz für Lehrkräftebildung" - ein Expertengremium, das das Ministerium dabei berät, Lehrkräfte besser auszubilden und mehr Menschen für den Beruf zu begeistern. Der Kieler Bildungsforscher Professor Olaf Köller wünscht sich, dass die angedachten Programme jetzt "auch wirklich in die Universitäten kommen."
Man sei bei den Zielen der Allianz zwar "auf einem gewissen Wege, aber bei weitem nicht dort angekommen, dass es wirklich in den Schulen absehbar besser wird." Da müsse man noch nachlegen, so Köller.
Die Arbeit der Allianz solle "unbedingt fortgesetzt werden", findet auch die Vorsitzende des Landeselternbeirats der Gymnasien, Claudia Pick.
Ganztagsausbau:
Die neuen rechtlichen Grundlagen für die Ganztagsbetreuung sollen laut Prien zum neuen Schuljahr in Kraft treten können. Ihr Konzept hatte sie Ende März im Landtag vorgestellt. Oppositionskritik kam pompt. Über die Details des Ganztagsausbaus läuft derzeit die Anhörung.
Die Kommunen befürchten, dass der Ausbau an der Finanzierung scheitern könnte, weil der Fördertopf leer ist und viele Projekte nicht umgesetzt werden könnten.
Lesen, schreiben, rechnen:
Für Handlungsbedarf sorgen die schlechten Ergebnisse der Schulkinder in Schleswig-Holstein bei den sogenannten basalen Kompetenzen, also den grundlegenden Fähigkeiten für das Lernen in der Schule und darüber hinaus. Bei der Vorstellung ihres Handlungsplans im Sommer 2023 hatte Prien schon angekündigt, dass es bis zu einer Trendwende lange dauern könnte - sie sprach damals von einem "Marathonlauf." Der dürfte auch Priens Nachfolgerin oder Nachfolger in Atem halten.
Bildungsgerechtigkeit:
Auch hier sehen Studien Nachholbedarf in Schleswig-Holstein. Neben dem Ganztagsausbau soll vor allem das Perspektivschulen-Programm helfen, bei dem Schulen in einem belasteten Umfeld zusätzliche Fördermittel bekommen.
Bildungsforscher Olaf Köller lobt das Projekt, das Prien neben anderen strukturellen Veränderungen auf den Weg gebracht habe. Jetzt gehe es darum, diese Projekte "auf die Straße zu bringen." So müsse sichergestellt werden, dass benachteiligte Schulkinder in Zukunft auch wirklich mehr lernen.
Diverse weitere Themen:
Dazu kommen diverse andere Themen: Der Übergang von der Kita in die Schule etwa, oder von der Schule in den Beruf. Das Bildungsministerium nennt außerdem die Themen "datengestützte Qualitätsentwicklung" oder die Begleitung von Bundesprogrammen wie dem Digitalpakt 2.0, sowie Regeln für die private Smartphone-Nutzung.
Und damit sind die Bereiche Wissenschaft, Forschung und Kultur, die ebenfalls zum Ministerium gehören, noch nicht einmal berücksichtigt.
