Nordsee: Vogelgrippe bei Seeschwalben breitet sich aus
In den Brutvogel-Kolonien an der Küste infizieren sich zunehmend Tiere mit der Vogelgrippe H5N1. Zunächst war das Virus bei Flussseeschwalben am Banter See in Wilhelmshaven festgestellt worden.
Inzwischen seien rund 300 Schwalben auf den sechs künstlichen Inseln gestorben. Das entspreche 15 Prozent der Tiere in der Kolonie, sagte die Direktorin des Instituts für Vogelforschung, Sandra Bouwhuis. Wie viele es am Ende treffen werde, lasse sich nicht voraussagen. Der Blick in die Niederlande macht allerdings wenig Hoffnung: Dort sei eine Population von bis zu 7.000 Vögeln verschwunden. In Niedersachsen haben sich derweil auch Brandseeschwalben auf Minsener Oog zwischen Wangerooge und Schillig infiziert.
Vogelforscherin besorgt um Wilhelmshavener Kolonie
Bouwhuis macht sich große Sorgen, dass auch in Wilhelmshaven kaum noch Altvögel übrig bleiben. Viele Küken drohten dann zu verhungern. Die Eltern müssten zu zweit nach Fischen tauchen und füttern, um den Nachwuchs aufzuziehen. Schon jetzt fehle bei vielen Brutpaaren mindestens ein Partner. Das sei eine Katastrophe. Die Flussseeschwalbe stehe auf der roten Liste als "stark gefährdete" Vogelart. Um ein Ausbreiten von H5N1 zu verhindern, sammeln Bouwhuis und ihr Team Kadaver sofort ein und lassen sie im Labor auf das Virus hin untersuchen. "Wenn es mit dieser Sterberate weitergeht, haben wir nächste Woche keine Kolonie mehr."
Vögel wie Familie für Forschende
In Wilhelmshaven wird seit mehr als 30 Jahren zu der Vogelart geforscht. Die Wissenschaftler haben inzwischen ganze Stammbäume erstellt, mit deren Hilfe sie die Herkunft einzelner Tiere zurückverfolgen können. Das sei wie Familie, sagt die Niederländerin.