Tragödie: 87-Jähriger gesteht Tötung seiner dementen Ehefrau
Vor dem Landgericht Lüneburg hat ein 87-jähriger Mann gestanden, seine gleichaltrige Frau erstochen zu haben. Am Mittwoch sagten Pflegekräfte und ein Gerichtsmediziner aus.
Der Anwalt des Angeklagten verlas zu Prozessauftakt am Dienstag eine Erklärung, wonach der ebenfalls pflegebedürftige Mann seine bettlägerige und demente Frau im Mai 2020 getötet habe, weil er Angst hatte, sich nicht mehr ausreichend um sie kümmern zu können. Die Tat selbst sei eine "kurze Entscheidung" gewesen, sagte der 87-Jährige selbst vor Gericht und bekräftigte: "Ich habe sie erlöst." Seinen Aussagen zufolge lebten beide 50 Jahre zusammen - die letzten drei Jahre in der Wohnung eines Seniorenheims im Landkreis Lüneburg.
Anklage wegen Totschlag
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Senior Totschlag vor. Laut Anklage stach er mit einem 21 Zentimeter langen Küchenmesser mindestens elf Mal auf das Gesicht und den Hals seiner Ehefrau. Anschließend habe er das Messer gegen sich selbst gerichtet, sich dabei aber nur leicht verletzt.
Prozess wird am Montag fortgesetzt
Am Mittwoch sagten zwei Pflegekräfte aus dem Lüneburger Seniorenheim aus. Eine der Pflegerinnen hatte die getötete Frau im Bett gefunden, der Angeklagte habe daneben gestanden und sich das Messer selbst an den Hals gehalten. Auch ein Rechtsmediziner sagte als Zeuge aus. Seinen Angaben zufolge war die 87-Jährige gut gepflegt worden. Nach zwei Stunden unterbrach der Vorsitzende Richter am Mittwoch die Verhandlung - der Angeklagte wirkte laut Prozessbeobachtern müde und erschöpft. Am Montag soll der Prozess mit dem Gutachten über den Gesundheitszustand des 87-jährigen Angeklagten fortgesetzt werden.
87-Jähriger ist blind
Da der 87-jährige Angeklagte erblindet ist und im Rollstuhl sitzt, dürfte er kaum haftfähig sein. Dementsprechend könnte er zwar zu einer Freiheitsstrafe verurteilt werden - diese würde aber möglicherweise nicht vollstreckt.
