Pfeiffer: Justiz klärt Missbrauch in der Kirche nicht auf
Staatsanwaltschaften müssen aktiv gegen die Vertuschung von Missbrauch in der katholischen Kirche vorgehen - das fordert der Kriminologe Christian Pfeiffer. Bislang sei dies nicht geschehen.
In der Wochenzeitung "Die Zeit" kritisiert der ehemalige niedersächsische Justizminister, dass die deutsche Justiz mit den Kirchen so umgegangen sei, "wie man eine Kirche betritt - leise, respektvoll, auf Zehenspitzen." Diese "Leisetreterei" müsse aufhören.
"Wieso keine Ermittlungen?"
Pfeiffer wirft den Staatsanwaltschaften schwere Versäumnisse vor: "Wieso gab es seit 2010 nicht zahlreiche Hausdurchsuchungen in deutschen Bistümern zu den Inhalten der sogenannten Giftschränke? Wieso leiteten Staatsanwälte keine polizeilichen Ermittlungen gegen Bistümer ein?"
Kriminologe: Missbrauchsstudie rief Widerstand hervor
2011 wollte der damalige Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen den sexuellen Missbrauch in deutschen Diözesen und den Umgang damit erstmals systematisch erforschen. Aus den Bistümern habe er massiven Widerstand erfahren, schreibt Pfeiffer in dem Zeitungsbeitrag, "vor allem aus München und Regensburg". Der Auftrag für die Untersuchung war von der katholischen Deutschen Bischofskonferenz gekommen, nachdem der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche 2010 bekannt geworden war. 2013 kündigte die Bischofskonferenz den Vertrag über die Zusammenarbeit. Begründet wurde dies mit einem Vertrauensverlust. Pfeiffer warf den Bischöfen Zensur vor. Der Streit endete mit einem Vergleich vor Gericht.
"Skeptisch, ob Wahrheit ans Licht kommt"
In zurzeit laufende Untersuchungen scheint der Kriminologe wenig Vertrauen zu haben. So schreibt er über eine Missbrauchsstudie zum Erzbistum München und Freising, er sei skeptisch, ob die Wahrheit nun ans Licht kommen werde: "Ich erinnere mich noch an die Gerüchte, auch Joseph Ratzinger habe Priester, die Missbrauch begingen, versetzt. Es hieß, der deutsche Papst, damals noch im Amt, müsse unbedingt geschützt werden."
