Museen: "Neue Ethik" bei Aufarbeitung des kolonialen Erbes
Ein überarbeiteter Leitfaden gibt Museen Praxishinweise zum Umgang mit Stücken aus kolonialen Zusammenhängen. Ziel ist, dass die Einrichtungen sich dauerhaft damit beschäftigen.
Mit einer "neuen Ethik für globalen Kulturaustausch" soll das koloniale Erbe in deutschen Museen aufgearbeitet werden. Federführend ist dabei die Direktorin des Übersee-Museums in Bremen, Wiebke Ahrndt. Die Zahl der Objekte aus kolonialen Zusammenhängen in den Museen konnte Ahrndt nicht beziffern. In einem Haus wie dem Übersee-Museum gehe es aber um drei Viertel der Bestände. "Der Prozess wird nur funktionieren, wenn er glaubwürdig ist", sagte Eckart Köhne, Präsident des Deutschen Museumsbundes, bei der Vorstellung des Leitfadens am Dienstag.
Träger sollen Häuser finanziell unterstützen
Aus seiner Sicht müssen die Erwerbshintergründe nach neuen Maßstäben beurteilt werden. Dabei gehe es um ethische, nicht um juristische Fragen. "Das ist keine kurzfristige Lösung, sondern ein Prozess." Mit dem Leitfaden sollen Museen ermutigt werden, sich mit ihrem kolonialen Erbe auseinanderzusetzen. Träger und Kulturpolitiker sollen die Häuser finanziell und personell in die Lage versetzen, die Aufarbeitung des kolonialen Erbes als dauerhafte Aufgabe zu verankern. "Provenienzforschung muss zu den Kernaufgaben gehören", so Köhne weiter.
Die Direktorin des Übersee-Museums machte klar, dass die in Deutschland intensiv diskutierte Frage von Restitutionen in vielen Herkunftsgesellschaften oft keine Rolle spiele. Es gehe meist um Kontakt, Wissensaustausch, Einblicke und Zusammenarbeit, so Ahrndt.
