Missbrauchsfall Lügde: Bisher erst wenige Opfer entschädigt
Dreieinhalb Jahre nachdem der Kindesmissbrauch auf einem Campingplatz in Lügde bekannt wurde, haben die meisten Opfer noch keine Entschädigung erhalten. Betroffen sind Dutzende Kinder und Jugendliche.
In Nordrhein-Westfalen ist noch keines der 30 Opfer entschädigt worden. In Niedersachsen haben nach Angaben des zuständigen Landesamts für Jugend und Familie in Hildesheim von 13 Opfern bisher sechs einen positiven Bescheid erhalten. Einem heute 13-jährigen Mädchen wurde demnach vor Kurzem eine lebenslange Opfer-Rente von monatlich 220 Euro zugesprochen. Die für Opfer-Anträge zuständigen Ämter in Münster und Hildesheim verweisen bei den langen Bearbeitungsdauern auf die gesetzlichen Grundlagen - und das komplizierte Verfahren.
Sind gesundheitliche Probleme auf Straftat zurückzuführen?
Es müsse nachgewiesen werden, dass die gesundheitlichen Probleme des Opfers auf die Straftat zurückzuführen sein, heißt es seitens der Ämter. Bei psychischen Schäden nehme das viel Zeit in Anspruch. Opferanwälte kritisieren das scharf. Dass die zuständigen Behörden erst auf ein rechtskräftiges Urteil warteten, sei unangemessen, so die Hamelner Anwältin Anke Blume. Notwendige Gutachten könnten schon früher in Auftrag gegeben werden. Vor allem müsse verhindert werden, dass die jungen Opfer erneut aussagen und dabei das Geschehene noch einmal durchleben müssen.
Haupttäter zu langen Haftstrafen verurteilt
Anfang September 2019 wurden die beiden Hauptangeklagten in Detmold zu langen Haftstrafen mit Sicherungsverwahrung verurteilt. Der damals 56-jährige Andreas V. wurde zu 13 Jahren Haft und Mario S. aus Steinheim zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass sich die beiden Angeklagten in 271 Fällen des teils schweren sexuellen Kindesmissbrauchs schuldig gemacht haben.