Long Covid bei Kindern: Studie an der MHH gestartet
Nicht nur Erwachsene können Long Covid-Symptome entwickeln. Es trifft auch Kinder und Jugendliche. Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) will herausfinden, wie ihnen geholfen werden kann.
Sie sind ständig müde, schlapp und können sich schlecht konzentrieren. Mädchen wie Jungen berichten von Kopf-, Bauch- oder Muskelschmerzen. All das sind Symptome, die nach einer Corona-Infektion auftreten können. Die Wissenschaft spricht vom "Post-Covid-Syndrom". Doch wie viele junge Menschen in Niedersachsen sind davon überhaupt betroffen? Was sind die genauen Ursachen, wie können Kriterien für die Diagnose aussehen - und vor allem: Wie kann Betroffenen geholfen werden, wieder in ein aktives Leben zu finden? Das wollen die Forschenden der MHH in einer Studie herausfinden, an der 60 Kinder und Jugendliche teilnehmen.
Die 16-jährige Amelie leidet an Long Covid
Eine junge Patientin ist Amelie Vergin aus Seevetal im Landkreis Harburg. Sie ist 16 und sportlich, spielt Fußball und Volleyball, trainiert selbst eine Mädchenmannschaft. Im Februar infizierte sie sich mit dem Coronavirus - nur leicht, wie sie sagt. Zwei Wochen später habe dann alles angefangen. Seitdem wird ihr übel, sobald sie sich anstrengt. Amelie berichtet von Muskelschmerzen, zittrigen Beinen. Und sie ist sehr geräuschempfindlich. In der MHH wird die Jugendliche nun komplett durchgecheckt. Mit Sporttests soll herausgefunden werden, wie belastbar Amelie ist. Anhand der Ergebnisse bekommt sie ein dreimonatiges Trainingsprogramm für zu Hause, das ihr helfen soll, sich nicht zu überlasten.
Armband übermittelt Gesundheitsdaten direkt an MHH
"Was für mich die große Überraschung war, dass die Patientinnen und Patienten doch alle sehr ähnliche Symptome beschreiben", sagt Kinderarzt Dr. Martin Wetzke. "Ganz besonders dieser Punkt der Belastbarkeit. Das sind zum großen Teil Jugendliche, die viel Sport gemacht haben, die nachvollziehbar sagen: Ich kann nicht mehr so wie vorher." Die Probandinnen und Probanden bekommen in der MHH ein Armband, das Gesundheitsdaten und Aktivität automatisch misst und an die Hochschule übermittelt. Aus diesen Daten lasse sich vieles ablesen. Auch die Erschöpfung, wenn sich ein Kind nach großer Anstrengung am Folgetag sehr viel weniger bewege, erläutert Uwe Tegdtbur, Professor für Sportmedizin.
Große Pläne - trotz Long Covid
Amelie Vergin wünscht sich, dass sie sich bald besser und fitter fühlt. Denn im September steht ihr Auslandsjahr in Kanada an. Sie wolle dort unbedingt Eishockey ausprobieren, die Nationalsportart. "Und Lacrosse. Und natürlich mein geliebtes Fußball spielen", sagt sie.