Geflüchtete Menschen aus der Ukraine kommen am Bahnhof Laatzen an. © NDR

Kriegsgeflüchtete: Hannover will weitere Messehalle anmieten

Stand: 10.03.2022 21:33 Uhr

Am neu geschaffenen Drehkreuz Messebahnhof Hannover/Laatzen sind am Donnerstag mehrere Hundert Kriegsgeflüchtete aus der Ukraine per Sonderzug angekommen. Nun soll eine weitere Halle angemietet werden.

Die Stadt Hannover kündigte am Donnerstag an, die Anmietung der Halle 26 auf dem Messegelände in Laatzen vorzubereiten. Zudem würden weitere Möglichkeiten in Betracht gezogen, um die Menschen unterzubringen - etwa in Hotelzimmern. Auch städtische Liegenschaften oder Modulbau-Lösungen würden geprüft, teilte die Stadt mit. Der erste Sonderzug mit rund 650 Kriegsgeflüchteten aus der Ukraine war Donnerstagmittag am Bahnhof Hannover Messe/Laatzen ankommen, darunter vor allem Frauen und Kinder. Für den Abend war ein weiterer Zug angekündigt. Bis auf Weiteres soll der Sonderzug nach Angaben des Bahnbetreibers Railroad Development Corporation im Auftrag der Bundesregierung täglich die Strecke von Frankfurt/Oder nach Laatzen fahren. Der Messebahnhof in Laatzen ist das bundesweit erste Drehkreuz für Geflüchtete aus der Ukraine.

Übersetzer müssen viele Fragen beantworten

Bei ihrer Ankunft in Laatzen wurden die Menschen am Donnerstagmittag mit einer Durchsage auf Ukrainisch begrüßt und von freiwilligen Helfenden in Empfang genommen. Eine Reporterin des NDR in Niedersachsen schilderte, dass sich in der Ankunftshalle des Bahnhofs vor allem um die Übersetzerinnen und Übersetzer Menschentrauben bildeten. Die Ankommenden hätten viele Fragen - vor allem danach, wie es nun weiter geht. Auf dem Messegelände, das direkt an den Bahnhof grenzt, können die Geflüchteten zunächst versorgt und registriert werden. Dafür hat die Landesaufnahmebehörde extra eine Außenstelle in Halle 13 eingerichtet. Dort stehen auch Feldbetten für Menschen, die sich ausruhen und etwas essen möchten. Auch ein Arzt und Sanitäter sind vor Ort. Der Katastrophenschutz ist gerade dabei, Ehrenamtliche zu mobilisieren, die dort die Arbeit unterstützen.

Erste Messehalle ist bereits voll belegt

Von Laatzen aus sollen die Menschen an Kommunen in Niedersachsen und in ganz Deutschland verteilt werden. Wie das Innenministerium am Donnerstag mitteilte, stünden in den Ankunftszentren in Niedersachsen rund 4.500 Plätze zur Verfügung. Belegt seien derzeit 1.735. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums soll es zunächst keine zentral gesteuerte Verteilung der Menschen auf die Länder geben. Wer in Laatzen ankommt und nicht gleich weiterfährt, kann auch erst einmal auf dem Messegelände bleiben. Allerdings ist die Halle 27, in der eine Zeltstadt für knapp 1.200 Menschen aufgebaut wurde, bereits voll belegt. Die ersten 400 Menschen aus der Ukraine waren dort am Dienstagabend angekommen.

Täglich mehrere Hundert Geflüchtete aus Ukraine erwartet

Das Drehkreuz am Bahnhof Hannover Messe / Laatzen wurde in Absprache mit dem Bund eingerichtet. Es gehe vor allem auch darum, die Städte und Regionen im Osten Deutschlands zu entlasten, die keine Aufnahme-Kapazitäten mehr haben, sagte Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) am Mittwoch bei einem Besuch auf dem Messegelände. Dort sind bereits seit Dienstagabend Geflüchtete in einer Halle untergebracht. "Es ist unsere zwingende humanitäre Pflicht, den Menschen aus der Ukraine schnell und unkompliziert Schutz zu bieten", sagte der Minister. Pistorius geht davon aus, dass Laatzen nicht das einzige Drehkreuz in Deutschland bleiben wird. Die Region Hannover stellt sich darauf ein, dass täglich mehrere Hundert Menschen den Messebahnhof erreichen werden. Regionspräsident Steffen Krach (SPD) verwies darauf, dass der Bahnhof bereits in der Flüchtlingskrise 2015/16 als Drehkreuz gedient habe.

Weitere Informationen
Aus der Ukraine geflüchtete Menschen kommen am Messegelände in Hannover an. © dpa Foto: Moritz Frankenberg

400 Geflüchtete aus der Ukraine in Hannover angekommen

Sie kommen nun in eigens eingerichteten Zeltdörfern in einer Messehalle unter. OB Onay begrüßte die Menschen vor Ort. (09.03.2022) mehr

Keine Auswirkungen auf Hannover Messe

Die für Ende Mai geplante Hannover Messe sowie die für Juni terminierte Messe Interschutz werden nach Angaben eines Sprechers der Deutsche Messe AG auf jeden Fall stattfinden. Dafür würden die Halle 13 sowie die Halle 27 benötigt. In der einen sind bereits Geflüchtete aus der Ukraine untergebracht, die zweite wird gerade dafür hergerichtet. Es würden aber bereits alternative Möglichkeiten auf dem Gelände geprüft, sollten zu dem Zeitpunkt noch Kapazitäten für Geflüchtete benötigt werden, sagte der Sprecher dem NDR in Niedersachsen.

Weitere Informationen
Aus der Ukraine geflüchtete Menschen kommen am Messegelände in Hannover an. © picture alliance/dpa/Moritz Frankenberg Foto: Moritz Frankenberg

Innenministerium richtet Ukraine-Krisenstab ein

Niedersachsen soll beim Verteilen der Kriegsflüchtenden wie schon 2015/16 eine besondere Verantwortung übernehmen. (08.03.2022) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 10.03.2022 | 20:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Migration

Mehr Nachrichten aus der Region

Eine Bankkarte wird vor einem Geldautomaten gehalten. © dpa-bildfunk Foto: Julian Stratenschulte

Statt Bargeld: Hannover führt "SocialCard" für Geflüchtete ein

Vorreiter in Deutschland: Mit der neuen Bezahlkarte will die Stadt weniger Bürokratie und mehr Teilhabe für Asylsuchende. mehr

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen