Ein Kaffeebecher und Material zur Haushaltsbefragung des Zensus 2022 liegen auf schwarzem Untergrund. © Statistische Ämter des Bundes und der Länder

Die "Mutter aller Statistiken": Der Zensus startet im Norden

Stand: 02.05.2022 07:11 Uhr

Wegen der Corona-Pandemie ist der Zensus um ein Jahr verschoben worden. Eigentlich wäre er 2021 fällig gewesen. Am 1. Mai hat die Volkszählung auch im Norden begonnen. Alle Fakten dazu im Überblick.

von Tina Alfes

Alle zehn Jahre fragt sich Europa: Wie viele Menschen leben eigentlich wo und wie? Wie viele Wohnungen gibt es? Was arbeiten die Menschen? Wie weit fahren sie zur Arbeit? Der Zensus soll diese Fragen beantworten. Es geht um konkrete Zahlen, mit denen die Politik Entscheidungen für die Zukunft treffen kann. Und diese werden von Tausenden freiwilligen Erhebungsbeauftragten gesammelt. In Deutschland gibt es kein Register für Gebäude. Deswegen muss im Rahmen der Befragung auch in Sachen Wohnraum und Wohnkosten alles händisch erhoben werden.

9.000 Erhebungsbeauftragte in Niedersachsen unterwegs

Die Zensus-Erhebungsbeauftragte Matilda Schäfer. © NDR
Matilda Schäfer ist eine von 9.000 Erhebungsbeauftragten in Niedersachsen.

Matilda Schäfer ist 18 Jahre alt und schreibt gerade Abiturprüfungen. Wenn sie diese hinter sich hat, wird sie als eine von etwa 370 Erhebungsbeauftragten der Stadt Hannover etwa 100 Personen befragen. "Es ist alles in meiner Nähe. Wie die ganzen verschiedenen Menschen leben, was sie so machen. So einen Blick hinter die Kulissen zu haben, finde ich schon ganz cool", sagt Schäfer. Auch Iris Braecklein hat ihre Tasche mit den Zensusunterlagen abgeholt: "Für mich gehört es zum demokratischen Prozess dazu, mich einzubringen, mich zu engagieren und mitzugestalten."

Der Zensus - die "Mutter aller Statistiken"

Je verlässlicher und konkreter die Daten sind, desto besser kann eine Kommune oder eine Stadt planen. Wo bedarf es noch Kitas? Wo muss an der Infrastruktur gearbeitet werden? Dabei geht es nicht um einzelne Personen, sondern die Bevölkerungszusammensetzung. Und damit um Geld. "Positiv wäre es für uns natürlich auch in finanzieller Hinsicht, wenn wirklich jeder daran teilnehmen würde", erklärt Peter Meyer, der in der Landeshauptstadt Hannover den Zensus leitet. "Weil es natürlich auch für uns - beziehungsweise die Stadt Hannover oder auch das Land Niedersachsen - hinsichtlich der Zuweisungen an Geldern wichtig ist. Jeder, den wir befragt haben, bringt uns auch einen Rücklauf, auch an finanziellen Mitteln."

Wie funktioniert der Zensus?

Ab dem 1. Mai beginnt der Job der Befragungsbeauftragten. Ab dann werfen sie Karten mit Terminen für die persönliche Befragung in die Briefkästen. Für die Erhebung werden Register ausgewertet und es finden Befragungen statt - persönlich und online. Gewertet wird der Status am 15. Mai 2022. Da Deutschland gute Melderegister hat, wird keine Vollbefragung aller 82 Millionen Menschen durchgeführt, sondern nur stichprobenartig. Vollbefragt werden nur beispielsweise Altenheime und Gefängnisse - wegen der hohen Fluktuation. Meistens übernehmen das dann aber die Leitungen der Einrichtungen. Die Daten dafür, welche Personen und Haushalte befragt werden, kommen vom Statistischen Landesamt.

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