Ein Bagger trägt die obere Bodenschicht eines Moores samt Pflanzen ab. © picture alliance/dpa Foto: Jens Büttner

Wie geht es weiter mit dem Torf-Abbau in Niedersachsen?

Stand: 20.09.2023 09:51 Uhr

Torf gilt als ideales Substrat für Pflanzen, der Abbau ist aber extrem klimaschädlich. Dennoch fordert die Gartenbauindustrie den heimischen Abbau statt im Ausland. Der NABU will strengere Vorgaben.

Einig sind sich Gartenbauindustrie und Naturschutzbund (NABU) darin, lieber hierzulande Torf für die heimische Substratproduktion abzubauen, statt Torf aus dem Ausland zu importieren, etwa aus Skandinavien und den baltischen Staaten. "Eigentlich wäre es sinnvoller, wenn man den Torf lokal, regional abbauen würde", sagt Philip Testroet vom Industrieverband Garten (IVG) vor dem Deutschen Torf- und Humustag, der am Donnerstag in Bad Zwischenahn stattfindet. Denn die Transporte über weite Wege sorgten für zusätzliche Emissionen.

VIDEO: Wiedervernässung: Streit um Torfabbau in der Esterweger Dose (2 Min)

NABU: Torf für Pflanzen aus dem Supermarkt zu schade

Zwar sinke die Torfnutzung hierzulande durch die Verwendung von Alternativstoffen bereits. Ein Ausstieg sei aber nicht von heute auf morgen möglich. Felix Grützmacher vom Naturschutzbund (NABU) ergänzt, dass hierzulande Umweltstandards höher seien. "Lieber Torfabbau in Deutschland als im Ausland." Er fordert aber auch steigende Beimischungsquoten für Torf-Alternativen. Diese sollten nicht nur freiwillig, sondern per Ordnungsrecht vorgeschrieben werden, denn einen Zeitplan für den Ausstieg gebe es bislang nicht. Für Stiefmütterchen aus dem Supermarkt oder ähnliche Wegwerfprodukte sei Torf nämlich zu schade.

Moore binden mehr CO2 als alle Wälder der Welt

Dem Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) zufolge befinden sich 90 Prozent der deutschen Torfflächen in Niedersachsen. Meist werden schon entwässerte Moore, die zuvor vor allem landwirtschaftlich genutzt wurden, abgebaut. Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne) dringt darauf, möglichst viele Moore wiederzuvernässen. Ihr zufolge kommen knapp 20 Prozent der niedersächsischen Treibhausemissionen aus Moorböden. "Intakte Moore sind riesige Kohlenstoff-Speicher", betont auch der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND). Obwohl sie nur drei Prozent der weltweiten Landfläche bedecken, binden sie demnach doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder zusammen.

Torf und CO2

Über viele Tausend Jahre sind in Mooren Pflanzenteile unter Wasser wegen fehlenden Sauerstoffs nicht vollständig zersetzt worden. Im Gegensatz etwa zu Sand ist Torf daher nicht mineralisch, sondern besteht aus alter Biomasse und enthält somit Kohlenstoff. Trocknet Torf aus, etwa durch den Abbau in den Mooren, setzt er diesen in Form des klimaschädlichen CO2 frei. Nach Einschätzung des BMEL könnte die Einstellung der Torfnutzung in Deutschland jährlich gut zwei Millionen Tonnen CO2 einsparen. Die Gesamtemissionen aus entwässerten Mooren in Deutschland liegt den Angaben zufolge bei etwa 54 Millionen Tonnen jährlich.

 

Weitere Informationen
Ausstellung über den Torfabbau im Emsland-Moormuseums in Geeste. © NDR Foto: Kathrin Weber

Emsland Moormuseum Geeste: Von Torfstechern und Riesenmaschinen

Früher stachen die Bauern den Torf per Hand, später machten das Maschinen. Das Moormuseum zeigt viel Geschichte im Freien. 807.08.2023) mehr

Blick ins Pietzmoor mit Gras- und Wasserflächen. © picture alliance Foto: Jochen Tack

Pietzmoor: Stilles Naturparadies in der Lüneburger Heide

Ein Naturerlebnispfad führt über Bohlen direkt durch das Hochmoor, in dem bis in die 1960er-Jahre Torf abgebaut wurde. (21.07.2023) mehr

Gartengeräte und Blumentöpfe auf Blumenerde © fotolia Foto: M. Schuppich

Blumenerde ohne Torf - Klimafreundlich gärtnern

Viele Blumenerden enthalten immer noch klimaschädliches Torf. Doch es gibt inzwischen Alternativen. (17.05.2023) mehr

Ein Moorgebiet mit blühender Heide © colourbox Foto: -

Moore: Besonderer Lebensraum und wichtig fürs Klima

Moore sind effektive Kohlenstoffspeicher und bieten vielen selten gewordenen Tier- und Pflanzenarten ein Zuhause. (11.05.2023) mehr

Sonnenaufgang über dem nebeligen Marcardsmoor bei der Stadt Wiesmoor. © NDR Foto: Trude Ahlfs

Moore: Gigantische CO2-Speicher und Rohstoffquelle in einem

Die meisten Moore in Deutschland liegen in Niedersachsen. Doch aus ihnen strömen große Mengen an CO2. Ein Problem. (24.04.2023) mehr

Wasser steht auf einer landwirtschaftlich genutzten Hochmorrfläche. © Sina Schuldt/dpa Foto: Sina Schuldt/dpa

Landwirtschaftsministerin Staudte will Moore schneller vernässen

Zwanzig Prozent der Treibhausemissionen gehen in Niedersachsen auf Moore zurück. Staudte will deshalb schnell handeln. (26.12.2022) mehr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Klimaschutz

Umweltschutz

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Ein Flur im Kindergarten mit zwei Kindern und einer Betreuerin. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild Foto: Monika Skolimowska

Kreise und Kommunen: Rentner sollen Niedersachsens Kitas entlasten

Die rot-grünen Pläne gegen den Personalmagel reichen laut Spitzenverbänden nicht aus. Auch Rentner sollten Kinder betreuen. mehr