Stand: 10.05.2017 21:22 Uhr

VW lehnt Abschlussbericht erneut ab

Volkswagen lehnt einen ausführlichen Bericht zu den Ermittlungsergebnissen der Anwaltskanzlei Jones Day zum Diesel-Abgasskandal weiter ab. "Mir ist bewusst, dass sich einige von Ihnen eine noch weitergehende Transparenz wünschen", sagte VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch bei der Hauptversammlung am Mittwoch den knapp 3.000 auf dem Messegelände Hannover versammelten Aktionären. Die Ergebnisse der Ermittlungen würden nicht bekannt gemacht. "Um es klar zu sagen: Einen schriftlichen Abschlussbericht von Jones Day gibt es nicht und es wird ihn auch nicht geben." Pötsch begründete dies mit rechtlichen Hindernissen.

VIDEO: Hauptversammlung: VW zieht Bilanz (3 Min)

Abschlussbericht zu risikoreich?

Über die gemeinsam mit dem US-Justizministerium veröffentlichte Faktensammlung ("Statement of Facts") hinaus werde es keinen gesonderten Bericht geben. Das Unternehmen stehe in der Verpflichtung, sich "nicht in Widerspruch zu den im 'Statement of Facts' angegebenen Fakten" zu äußern. Der Konzern wolle daher keine zusätzlichen Ergebnisse veröffentlichen. "Alles andere wäre für Volkswagen unvertretbar riskant", sagte Pötsch. Das wollen Investoren nicht gelten lassen. "Dass die Ergebnisse immer noch unter Verschluss sind, lässt vermuten, dass sie VW nicht gefallen", sagte Deka-Fondsmanager Andreas Thomae.

Kommentar
Zwei Pkw von Volkswagen parken auf dem Gelände des Volkswagen Werks in Wolfsburg. © dpa-Bildfunk Foto: Julian Stratenschulte

VW: Kein Lichtstrahl darf nach außen dringen

Volkswagen will den Abschlussbericht zum Diesel-Skandal nicht veröffentlichen. Anteilseigner werfen dem Konzern mangelnde Transparenz vor. Ein Kommentar von Jörg Pfuhl. mehr

2017 soll noch besser werden als 2016

Konzernchef Matthias Müller gab auf der Versammlung bekannt, dass weltweit knapp die Hälfte der vom Diesel-Skandal betroffenen Motoren umgerüstet worden seien. Insgesamt seien es bislang 4,7 Millionen Fahrzeuge, sagte Müller, in Deutschland 1,7 Millionen Autos. Jenseits des Skandals verwies Müller auf 60 neue Modelle, die bis zum Jahresende auf den Markt kommen sollen. "Auch deshalb sind wir trotz aller Herausforderungen zuversichtlich, dass 2017 noch besser wird als 2016", sagte Müller. Im vergangenen Jahr war Volkswagen in die Gewinnzone zurückgekehrt - trotz milliardenschwerer Kosten für die Bewältigung des Diesel-Skandals insbesondere in den USA.

2016 laut Müller "bemerkenswert erfolgreich"

Ein Mann nimmt sich während der Volkswagen AG Hauptversammlung Currywurst von einem Buffet. © dpa Foto: Silas Stein
Zu den beeindruckenden Zahlen des VW-Konzerns gehört auch diese: Mehr als 3.000 Currywürste aus der hauseigenen Produktion bekamen die Aktionäre in Hannover.

Müller hatte bei der Vorstellung der Zahlen vor einigen Wochen von einem "bemerkenswert erfolgreichen Jahr" gesprochen. Dank ertragreicher Töchter wie Porsche und Audi konnte das Unternehmen nach einem Milliardendefizit in 2015 im vorigen Jahr wieder ein Plus einfahren. Mit 5,1 Milliarden Euro Gewinn kehrte VW in die schwarzen Zahlen zurück, der Umsatz stieg um zwei Prozent auf 217 Milliarden Euro. Geschmälert wird das Ganze durch die Kosten des Diesel-Skandals: Mehr als 22 Milliarden Euro hat der Konzern inzwischen dafür zurückgestellt, sieben Milliarden alleine im vergangenen Jahr.

Fast 100 Prozent für neues Vergütungssystem

Der Rest der Abstimmungen verlief ohne große Überraschungen, darunter der Beschluss für die Gewinnverwendung. Die Reform der Vorstandsvergütung wurde mit einem Stimmanteil von 80,96 Prozent gebilligt, das neue Vergütungssystem für den Aufsichtsrat sogar mit 99,98 Prozent der Stimmen. Die Einkünfte der Volkswagen-Vorstände hatten wiederholt für Diskussionen gesorgt. Ein Antrag auf Sonderprüfung von unabhängiger Seite konnte sich nicht durchsetzen.

Medienbericht: Ermittlungen gegen Müller

Im Zusammenhang mit dem Dieselskandal ermittelt unterdessen offenbar die Staatsanwaltschaft Stuttgart gegen Müller. Ihm werde Marktmanipulation im VW-Abgasskandal vorgeworfen, berichtete die "Wirtschaftswoche" am Mittwoch. Auch gegen Pötsch und den früheren Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn werde ermittelt. Das Verfahren richtet sich dem Bericht zufolge gegen Pötsch und Müller in ihrer Funktion als Vorstände in der Porsche SE Holding sowie gegen Winterkorn als ehemaligen Vorstand. Ein Porsche-Sprecher sagte NDR 1 Niedersachsen, das Unternehmen habe keine Kenntnis von möglichen Ermittlungen.

Weitere Informationen
VW Logo
4 Min

VW zieht Bilanz nach Diesel-Krise

Auf der Aktionärsversammlung gestand VW-Vorstandsvorsitzender Müller zum ersten Mal die Tragweite des Diesel-Skandals ein, ordnet die Krise aber als Vergangenheit ein. 4 Min

Martin Winterkorn am 13.05.2014 © dpa picture alliance Foto: Julian Stratenschulte

VW friert Teile von Winterkorns Boni ein

Der frühere VW-Vorstandschef Winterkorn hat dem Aufsichtsrat offenbar vorgeschlagen, seine Bonus-Zahlungen für 2016 teilweise zurückzustellen. Das meldet Hallo Niedersachsen. (09.05.2017) mehr

Ein VW-Golf fährt vor dem VW-Werk in Wolfsburg vorbei. © NDR

Umbau bei Volkswagen trägt erste Früchte

Dank "Zukunftspakt" sieht sich Volkswagen auf dem richtigen Weg. Im ersten Quartal konnte das Sorgenkind des Konzerns, die Kernmarke VW, ihren Gewinn deutlich steigern. (05.05.2017) mehr

Glänzende VW-Logos © dpa Foto: Jochen Lübke

Krise ade? Volkswagen verdient eine Milliarde mehr

Volkswagen hat erneut ein gutes Quartalsergebnis vorgelegt. Der Autobauer steigerte seinen Gewinn Anfang 2017 auf 3,4 Milliarden Euro - auch dank starker Verkaufszahlen in Europa. (03.05.2017) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR//Aktuell | 10.05.2017 | 14:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

VW

Mehr Nachrichten aus der Region

Wolfsburgs Alexandra Popp (Mitte) jubelt mit ihren Teamkolleginnen © IMAGO / Eibner

Tabellenführer! VfL-Frauen schlagen Hoffenheim und kassieren die Bayern

Die Wolfsburgerinnen feierten am Sonnabend einen Auswärtssieg bei der TSG Hoffenheim und setzten sich an die Spitze der Frauen-Bundesliga. mehr

Aktuelle Videos aus Niedersachsen