Forum Wissen: Wenn Wissenschaft sich selbst ausstellt
Nichts wenig als ein Schaufenster der Wissenschaft - das will das "Forum Wissen" in Göttingen sein, wenn es im Herbst 2021 eröffnet wird. Der Ansatz des Museums ist einzigartig in Deutschland.
"Göttingen die Stadt, die Wissen schafft." Wie wird Wissen eigentlich geschaffen? Diese Frage soll im Herbst 2021 im "Forum Wissen" der Universität Göttingen beantwortet werden. Seit sieben Jahren plant Projektleiterin Marie Luisa Allemeyer das Projekt. Dieses soll kein gewöhnliches naturwissenschaftliches Museum sein, sondern eines das radikal Fächergrenzen überwindet, so Allemeyer. "Wir wollen hier nicht Ergebnisse zeigen, sondern uns interessiert der Prozess in dem Wissen geschaffen wird." Es soll zeigen, wie Forscherinnen und Forscher arbeiten.
70 Sammlungen über den Campus verteilt

Neben zwei Museen in Glasgow und Gent wird das "Forum Wissen" Göttingen eins der weltweit einzigen Museen sein, das Wissenschaft ausstellt. Dabei gibt es in Göttingen eine Besonderheit, denn hier habe man 70 Sammlungen über den ganzen Campus verteilt. Das sei etwas sehr Seltenes, dass eine Universität so viele Sammlungen habe. So gibt es eine archäologische, eine geologische und eine zoologische Sammlung, erzählt die Projektleiterin. "Und die Idee des 'Forums Wissen' war von Anfang an die Sammlungen dort zu belassen, wo sie sind, wo sie auch genutzt werden in Forschung und Lehre, aber einzelne Objekte aus diesen Sammlungen zu entleihen und hier im 'Forum Wissen' zusammenzustellen."
Bauende im Mai 2021erhofft
Noch ist das Gebäude, das ehemalige zoologische Institut der Universität, eine Baustelle. Im Mai 2021 will man aber mit den Bauarbeiten fertig sein. Im Herbst 2021 können dann die ersten Gäste einen Parcours durchlaufen, der in zwölf Räumen zeigt, wie Wissen entsteht. So können sie zum Beispiel in einem Raum mit dem Titel Werkstatt beobachten wie Objekte restauriert werden.
Digitalisierte Bestände zum Sammeln
In der "Bibliothek" am Ende des Rundgangs spielt das Thema Digitalisierung eine große Rolle. Bis jetzt wurden schon über 30.000 Objekte aus den Sammlungen digitalisiert. Besucherinnen und Besucher können diese auf dem Weg durch das Museum digital "aufsammeln" und dann in der Bibliothek auf einer großen Leinwand mit anderen Objekten verknüpfen. So dürfe man Bibliotheken heute nicht mehr nur physisch denken, sondern eben auch digital, erzählt Kurator Michael Fürst. Für ihn ist der Bibliotheksraum aber auch eine Hommage an frühere Zeiten "Im Ursprung der Universitätsbibliothek Göttingen wurden nicht nur Bücher, sondern auch zum Beispiel Gipsabgüsse oder Herbarbelege (Anmerkung der Redaktion: Dabei handelt es sich um konservierte Pflanzenarten) dort aufbewahrt. Und diese Idee greifen wir jetzt wieder auf und bringen die Bestände der Universität virtuell wieder in die Bibliothek."
Museen, die wirklich Spaß machen
In der Gestaltung der Ausstellungen wurde unter anderem mit dem Atelier Brückner in Stuttgart zusammengearbeitet. Diese sind bekannt für große Projekte, wie das Grand Egyptian Museum in Kairo oder das Schweizerische Landesmuseum in Zürich. In Göttingen haben sie viel mitgestalten dürfen, teilweise auch künstlerisch, erzählt Tanja Zöllner vom Atelier Brückner. "Ich persönlich finde das immer sehr schön, weil es dann nicht so ein Museum ist, wo man reinkommt und denkt: Oh mein Gott jetzt werde ich gebildet, jetzt muss ich was lernen. Sondern das sind dann Museen, die wirklich Spaß machen."
Fördergelder stützen Finanzierung
Ein solches Mammut-Projekt hätte die Universität nicht aus eigenen Mitteln stemmen können, berichtet Projektleiterin Marie Luisa Allemeyer. Mithilfe ihres Teams konnte sie aber ausreichend Fördergelder gewinnen und so blickt sie nun gespannt auf die geplante Eröffnung im Herbst 2021.
