Stand: 02.08.2019 13:35 Uhr

Bleibelastung: Amt will Einwohner untersuchen

Die Einwohner von Oker, Göttingerode und Harlingerode (Landkreis Goslar) sollen sich systematisch auf Schwermetalle im Körper untersuchen lassen. Das hat das Landesgesundheitsamt Niedersachsen (NLGA) empfohlen. Hintergrund sind mögliche Umweltbelastungen mit Blei und Cadmium, die durch die Zinkhütten in den Ortschaften hervorgerufen werden. Wie NDR 1 Niedersachsen berichtet, klagen die Anwohner seit Jahren über gesundheitliche Beschwerden und starke Gerüche.

Wie soll Belastung festgestellt werden?

Grund für die Empfehlung ist eine umweltmedizinische Untersuchung für das Gebiet, die der Kreistag in Goslar im Dezember beschlossen hat. Mithilfe einer Machbarkeitsstudie durch das NLGA sollte zunächst herausgefunden werden, wie diese aussehen könnte. Diese Ergebnisse liegen nun vor. Demnach genügen die vorhandenen Daten - etwa Arztunterlagen - nicht, um das Ausmaß der potenziellen Belastung durch die Zinkhütten festzustellen. Die Gutachter schlagen stattdessen ein sogenanntes Human-Biomonitoring vor: Dabei wird laut Umweltbundesamt überprüft, inwieweit sich Gifte aus Wasser, Boden und Luft in den Körpern der Bewohner angereichert werden. Neben Körperflüssigkeiten können dazu auch Gewebeproben untersucht werden.

Freiwillige Untersuchungen sollen 2020 beginnen

Die Untersuchungen sind nach Angaben des Landkreises Goslar freiwillig und sollen im kommenden Jahr stattfinden. Anwohner der Hütten können dann Blut- und Urinproben abgeben, die im Labor auf Blei und Cadmium untersucht werden. Darüber hinaus sollen Fragebögen verteilt werden, um Informationen zum Gesundheitszustand zu sammeln.

BUND und Heimatverein begrüßen Fortschritt

Kritiker aus der Region sind erleichtert über die Neuigkeiten. Endlich handele der Landkreis, das habe der BUND bereits seit Jahren gefordert, sagte Friedhart Knolle vom BUND Westharz zu NDR 1 Niedersachsen. Joachim Niemeyer vom Verein Harlingerode PUR ist ebenfalls erleichtert. Sollten auffällige Schwermetallwerte in Blut und Urin der Anwohner gefunden werden, könnten die Unternehmen vor Ort zu besseren Schutzmaßnahmen gezwungen werden.

BUND warnt vor Dioxin, Kreis findet Blei und Cadmium

Erst im März schlug der BUND Alarm, dass drei Zinkhütten im Raum Oker und Harlingerode die Grenzwerte für Dioxin mitunter um das 18-Fache überschritten haben. Das Gewerbeaufsichtsamt in Braunschweig wusste nach NDR Informationen davon, schritt aber nicht ein, weil es keine Gefahr für die Bevölkerung sah. Das Landesumweltministerium beauftragte daraufhin eine Untersuchung, die allerdings ein Jahr dauern soll. Voruntersuchungen des Bodens ergaben laut Landkreis jedoch keine erhöhte Dioxinbelastung. Allerdings seien erhöhte Konzentrationen von Blei, Zink, Cadmium, Arsen und Kupfer im Umfeld der Hütten festgestellt worden, hieß es damals.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 02.08.2019 | 12:00 Uhr

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