Banken fragen Aufenthaltstitel von Russen in Niedersachsen ab
In Niedersachsen erhalten russische Staatsangehörige von ihren Banken die Aufforderung, eine gültige Aufenthaltserlaubnis vorzulegen. Hintergrund sind die EU-Sanktionen.
Die Strafmaßnahmen der EU sind eine Reaktion auf Putins Angriffskrieg in der Ukraine. Sie sollen jene russischen Politiker und Militärs treffen, die den Krieg führen - und Oligarchen, die in der EU ihr Vermögen parken. Aber auch Russinnen und Russen, die schon lange hier leben, müssen sich erklären.
Studentin muss nachweisen, dass sie sich berechtigt in Europa aufhält
Natalia Jünemann etwa lebt seit fast zehn Jahren in Göttingen. Die 32-jährige Jura-Studentin hat eine Familie gegründet, ihr Mann ist deutscher Staatsbürger, sie Russin. Anfang März kam ein Brief von ihrer Bank: "Ich musste meinen Aufenthaltstitel kopieren und dann der Postbank schicken, damit sie sehen, dass ich mich berechtigt in Europa aufhalte." Unter Umständen könnte nämlich auch Jünemanns Konto von den EU-Sanktionen betroffen sein, heißt es in dem Postbank-Schreiben. Es sei denn, sie habe eine gültige Aufenthaltserlaubnis für die EU. Nicht betroffen sei auch, wer weniger als 100.000 Euro auf dem Konto hat - das trifft auch auf Jünemann zu. Einen Brief hat sie dennoch bekommen.
Auch Sparkassen und Volksbanken fragen nach Aufenthaltstitel
Auf Anfrage des NDR antworteten die Postbank und die Deutsche Bank, die ebenfalls solche Abfragen verschickt hat: Wegen der Sanktionen müsse man den Aufenthaltstitel abfragen, falls der sich zwischenzeitlich geändert habe. Man nehme Kontakt zu den Kundinnen und Kunden auf und helfe individuell, heißt es weiter. Jünemann jedenfalls habe ihren Aufenthaltstitel sofort eingesendet, sagt sie. Eine Antwort darauf habe sie nicht erhalten. Auf Anfrage des NDR in Niedersachsen teilten mehrere Sparkassen und Volksbanken aus der Region mit, dass auch sie wegen der Sanktionen den Aufenthaltstitel ihrer russischen Kundinnen und Kunden abfragen. Einige Banken bereiten demnach Briefe vor, bei anderen sollen Kundenberaterinnen und -berater direkt Kontakt aufnehmen.
