In der Gemeinde Krummhörn muss eine Gemeinde entscheiden, wie ihre Schullandschaft künftig aussehen soll. Die Grundschule Greetsiel (Ubbo-Emmius-Schule) könnte geschlossen werden. © dpa-Bildfunk Foto: Sina Schuldt

Bürgerentscheid: Zwei Dorfschulen werden in Kitas umgewandelt

Stand: 29.01.2024 07:43 Uhr

In der ostfriesischen Gemeinde Krummhörn im Landkreis Aurich haben die Wähler der Schließung zweier Dorfschulen zugestimmt. Das Ergebnis einer Bürgerbefragung fiel am Sonntag denkbar knapp aus.

50,5 Prozent der Wählerinnen und Wähler stimmten für die Schließung der Schulen, 49,5 Prozent stimmten dagegen. Damit wurde ein Ratsbeschluss der Gemeinde aus dem Jahr 2023 bestätigt. Wie geplant werden die beiden Grundschulen in Greetsiel und Loquard geschlossen und in Kindertagesstätten umgewandelt. Krummhörn verfügt aktuell noch über vier Grundschulen an den Standorten Greetsiel, Jennelt, Pewsum und Loquard. Diese Schulen besuchen zurzeit rund 400 Grundschülerinnen und Grundschüler. Bei den Grundschulen in Greetsiel und Loquard handelt es sich um kleine Dorfschulen, die einzügig sind, also nur eine Klasse pro Jahrgang haben. Insgesamt ging es in der Bürgerbefragung um die künftige Gestaltung der Bildungslandschaft in der Gemeinde.

Greetsiel und Loquard werden geschlossen

Der Gemeinderat hatte beschlossen, dass die Grundschulen in Greetsiel und Loquard geschlossen werden sollen. Beide Gebäude sollten stattdessen in Kitas mit Ganztagsbetreuung umgewandelt werden. Die beiden Dorfschulen gelten nach Meinung des Gemeinderats als nur bedingt entwicklungsfähig. Ein anderer Vorschlag sah vor, nur eine Schule zu schließen und die drei übrigen Standorte zu erhalten. Auch diese Variante ist mit der jetzigen Entscheidung hinfällig.

Proteste nach Ratsbeschluss

Eine Neuausrichtung der Schullandschaft ist laut Gemeinde notwendig, weil Sanierungsbedarf besteht und wegen des Platzbedarfs, der durch längere Betreuungszeiten in der frühkindlichen Bildung entsteht. Ein weiterer Grund sei der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in den Grundschulen ab 2026. Nach dem Ratsbeschluss, der ebenfalls sehr knapp ausgegangen war, war es zu Protesten in der Bevölkerung gekommen. Ein Teil der betroffenen Eltern wollte die Schulen in den Dörfern behalten, damit die Kinder keine weiten Fahrtwege zur Grundschule haben. Daraufhin war das Bürgerbegehren von zwei Elternvertretern organisiert worden.

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Bürgermeisterin: "Gräben wieder zuschütten"

Wahlberechtigt waren 10.135 Bürgerinnen und Bürger: 2.129 stimmten für die Schließungen, 2.090 dagegen. Die Wahlbeteiligung lag bei knapp 42 Prozent, wie Bürgermeisterin Hilke Looden (parteilos) sagte. Das Ergebnis des Bürgerentscheids ist für zwei Jahre bindend. Es gelte nun, "ausgehobene Gräben wieder zuzuschütten" und gemeinsam die Kita- und Grundschullandschaft zukunftsfähig auszuzurichten, sagte die Bürgermeisterin.

Zahl der Grundschulen ist gesunken

Insgesamt hat sich die Zahl der Grundschulen in Niedersachsen in den zurückliegenden zehn Jahren um 82 Einrichtungen reduziert. Wie das Kultusministerium in Hannover mitteilte, gab es im September 2022 insgesamt 1.699 Grundschulen im Bundesland - zehn Jahre zuvor lag die Zahl bei 1.781. In der Regel würden Grundschulen von Schulträgern dann geschlossen, wenn die Schülerzahlen zu gering seien, teilte das Ministerium weiter mit. Grundschulen müssten mindestens einen Klassenzug mit mindestens 24 Schülerinnen und Schülern haben - es gebe aber auch Ausnahmen. "In der jüngsten Vergangenheit erfolgte die Schließung von Grundschulen nur in seltenen Fällen", hieß es.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 28.01.2024 | 10:00 Uhr

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