Ukrainische Schüler in MV: Rostocker Gymnasium stellt sich der Aufgabe
In Mecklenburg-Vorpommern werden über 400 Flüchtlingskinder an Schulen unterrichtet. Ihre Zahl steigt weiter. Das bringt viele Herausforderungen mit sich, wie das Beispiel eines Rostocker Gymnasiums zeigt.
Noch immer kommen Geflüchtete aus der Ukraine in Mecklenburg-Vorpommern an. Bereits über 400 Kinder und Jugendliche werden an den Schulen im Land betreut. Hier sollen sie Anschluss zu Gleichaltrigen finden und Deutsch lernen. Elf ukrainische Schülerinnen und Schüler besuchen das Innerstädtische Gymnasium Rostock. Vieles funktioniere schon und sei gut im Vorfeld organisiert worden, sagt die Vertrauenslehrerin Kathrin Ahrens, die an der Organisation beteiligt ist. Es gebe aber auch Herausforderungen, die sie und ihre Kolleginnen und Kollegen nun gemeinsam mit der Schülerschaft lösen müssen.
Sprachbarrieren dank modernster Technik überwinden
Natürlich gebe es Kommunikationsprobleme, sagt Ahrens. Einige Lehrkräfte - darunter sie selbst - könnten sich aber auf Russisch mit den Flüchtlingskindern und deren Eltern unterhalten. Zudem gebe es auch ukrainisch- und russischsprachige Schülerinnen und Schüler an der Schule, die sich der neuen Mitschüler gerne annehmen. Zusätzlich wird eine App verwendet: Einmal auf dem Smartphone installiert, könnten Sätze hineingesprochen werden, die dann in die gewünschte Sprache übersetzt und abgespielt werden könnten.
Kinder und Jugendliche sollen erstmal ankommen
Ines Gottwald ist Klassenlehrerin der 10a. Seit Montag ist die Klasse um zwei Schüler gewachsen. Die beiden Jungen kommen aus Charkiw in der Ukraine. Da sie nicht wisse, was die Jugendlichen erlebt haben, möchte Gottwald noch warten, bis sie die beiden Jungen nach den genauen Umständen ihrer Flucht fragt. Dass Geflüchtete womöglich traumatisiert sein könnten, war dem Kollegium des Innerstädtischen Gymnasiums der Hansestadt bewusst. Momentan sind die Cousins aus Charkiw noch sehr schweigsam. Gottwald hofft, dass ihre beiden Schüler bald mehr mit ihr und den Jugendlichen in der Klasse sprechen und sich an der Schule einleben.
Individuelle Betreuung und Sprachförderung
Es sei wichtig, dass die ukrainischen Schülerinnen und Schüler individuell betreut werden, sagt Ahrens. Deswegen werden die neuen Mitschüler gleichmäßig auf die Klassen verteilt. Um sie besser in den Unterricht integrieren zu können, sei es wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen schnell Deutsch lernen. Daher bietet die Schule spezielle Deutschkurse für die Geflüchteten an. Auch die beiden ukrainischen Jungen aus der 10a nehmen teil. Einer von ihnen spricht bereits ein bisschen Deutsch, der andere spricht Englisch. Sie berichten, dass sie in der Ukraine kurz vor ihrem Abschluss gestanden hätten. Jetzt seien sie hier in Deutschland und könnten dem Unterricht kaum folgen. Momentan sei das für sie frustrierend, aber es motiviere sie auch, schnellstmöglich Deutsch zu lernen, um ihren Abschluss machen zu können.
Schulen stellen sich auf langfristige Betreuung ein
In Mecklenburg-Vorpommern hat die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft die Einrichtung eines "Ukraine-Gipfels" nahegelegt. Fragen hinsichtlich Betreuung, Bildung und Studium von geflüchteten Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen sollen dort thematisiert werden. In der Kultusministerkonferenz der Länder wurde bereits über eine mögliche Einbeziehung ukrainischer Lehrkräfte diskutiert. Sie könnten die Beschulung nach dem ukrainischen System weiterführen. Auch am Innerstädtischen Gymnasium Rostock stelle man sich auf eine längerfristige Beschulung der geflüchteten Jugendlichen aus der Ukraine ein. Die Vertrauenslehrerin hofft, dass die ausgeschriebenen Stellen für Lehrkräfte mit der Weiterbildung "Deutsch als Zweitsprache" bald besetzt werden können. Damit könne die Sprachförderung und bessere Integration von Schülerinnen und Schülern unterstützt werden.
