Der Blick von einem Feld aus auf einige Windräder. © NDR Foto: Peter Bartelt

Strom in MV teuer trotz Überproduktion

Stand: 17.10.2021 10:31 Uhr

Die Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG-Umlage), mit der Ökostrom gefördert wird, sinkt 2022. Dennoch gehen Experten davon aus, dass spürbare Entlastungen bei den Kunden nicht ankommen, weil die Netzentgelte steigen. Stromkunden in Mecklenburg-Vorpommern sind davon stärker betroffen als Kunden in Ballungsgebieten - und das, obwohl im Nordosten wesentlich mehr grüne Energie produziert als verbraucht wird. Der Grund liegt in der Abrechnung der Netzentgelte.

Das Netzentgelt ist jener Teil der Stromrechnung, den jeder Kunde zahlt, damit der Strom durch die Leitung bis ins Haus fließt. So sollen die Kosten für Aufbau, Wartung und Betrieb der Netze finanziert werden. Doch in Mecklenburg-Vorpommern hat das zwei Haken. Zum einen benötigen die zahlreichen kleineren Energieanlagen wie Windparks und Solarfelder wesentlich mehr Leitungen, als für ein großes Kraftwerk nötig sind. Außerdem gibt es im Verhältnis zu Ballungsgebieten nur wenige Verbraucher in der Region, auf die diese Netzkosten umgelegt werden.

Stromkunden in MV tragen Investitionskosten für regionale Netze allein

Nach Angaben des regionalen Stromversorgers Wemag tragen die Stromkunden im Nordosten die Investitionskosten für diese regionalen Verteilernetze allein, obwohl in Zukunft auch Menschen in anderen Teilen des Bundesgebiets profitieren werden und obwohl in Mecklenburg-Vorpommern ein Strom-Überschuss produziert wird, wie Andreas Haak erklärt. Haak ist Geschäftsführer der Firma "Wemag Netz". Dieser Unternehmenszweig des regionalen Energieversorgers ist bei der Wemag für die Stromnetze zuständig. "Wir haben eine totale Übersättigung schon in der Region." Teilweise speise das Unternehmen das Dreifache der benötigten Menge ins Übertragungsnetz, das den Strom unter anderem nach Süd- und Westdeutschland bringt.

Haushalte in Nordrhein-Westfalen zahlen 3 bis 5 Cent weniger pro Kilowattstunde

Dies wirkt sich auch auf die Stromrechnungen der Kunden aus. In Nordrhein-Westfalen zahlen die meisten Kunden 3 bis 5 Cent pro Kilowattstunde weniger als hierzulande. Das macht bei einem Vier-Personen-Haushalt gut 15 Euro pro Monat aus. Einen finanziellen Ausgleich gibt es lediglich auf Bundesebene für die Netz-Investitionskosten der vier großen Netzbetreiber 50Hertz, Tennet, Amprion und Transnet BW. Um aber den Strom bis zu den Anschlussstellen dieser vier zu bekommen, müssen die regionalen Energieanbieter zunächst ihre Netze bauen und betreiben. In Westmecklenburg zum Beispiel macht das die Wemag. Deren Kunden zahlen jeden dritten Euro nicht für den eigentlichen Strom, sondern für die Netzentgelte, also den Transport des Stroms durch die Leitungen und die dafür anfallenden Investitionen. Zum Vergleich: In der bayerischen Region Franken ist es nur jeder fünfte Euro.

Keine leichte Lösung in Sicht

Im Ergebnis zahlen also Verbraucher im Norden und Nordosten mehr. Neben Mecklenburg-Vorpommern betrifft dies vor allem auch die Stomkunden in Schleswig-Holstein und großen Teilen Brandenburgs. Aus dem Energieministerium Mecklenburg-Vorpommerns heißt es dazu, man wolle sich weiter für eine gerechte Verteilung der Kosten einsetzen, die auf die Energiewende zurückzuführen sind. Wemag-Geschäftsführer Haak von der Wemag Netz spricht davon, dass es eine "große Kunst" sei, in diesem Bereich eine gute Lösung zu finden. Denn es gelte bei der Umverteilung zwischen Stadt und Land herauszufinden, welche Kosten tatsächlich auf die Energiewende zurückzuführen sind.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 17.10.2021 | 12:00 Uhr

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