Störche in MV erholen sich nicht - traurige Bilanz 2021
Auch das Jahr 2021 war kein gutes Storchenjahr. Wie schon in den vergangenen Jahren gab es wenige Brutpaare im Land und auch zu wenige Jungtiere.
642 wildlebende Brutpaare haben die ehrenamtlichen Storchenbetreuer im vergangenen Jahr gezählt. Das ist ein Paar mehr als 2019 - das war damals der Tiefststand überhaupt. Und jedes Paar hat im Schnitt nur ein Jungtier großgezogen. Das ist der zweitschlechteste Wert der vergangenen 15 Jahre. Insgesamt wurden 886 Störche gezählt, die auch wirklich flügge geworden sind. Zum Vergleich: Im sehr guten Storchenjahr 2004 wurden mit 2.427 fast dreimal so viele Jungtiere gezählt.
Schlechter Start im Frühjahr
2021 war es lange, noch bis in den April hinein kalt. Viele Weißstörche sind dadurch spät aus ihrem Winterquartier zurückgekehrt oder wurden unterwegs aufgehalten. Stefan Kroll leitet ehrenamtlich die Landesarbeitsgemeinschaft zum Schutz der Weißstörche. Er verweist auf die schlechten Witterungsbedingungen vor allem in der Türkei und anderen Ländern Südosteuropas. "Da gab es viel Regen, Gegenwind und Kälte. Dadurch mussten Störche dort länger rasten, sind also aufgehalten worden auf ihrem Zug. Das ist der noch entscheidendere Faktor." Weißstörche haben dadurch später begonnen, zu brüten oder erst gar nicht angefangen.
Nachwuchs verhungert im Juni
Der Juni war hierzulande sehr warm und trocken. Jungstörche wurden von ihren Eltern aus dem Nest geworfen, weil es nicht ausreichend Futter gab, wie etwa Feldmäuse und Regenwürmer. "Dazu gab es Anfang Juli in den südlichen Landesteilen ein Starkregenereignis. Dem sind auch noch einige Jungstörche zum Opfer gefallen, weil sie zu viel Regen in zu kurzer Zeit abbekommen haben", bilanziert Stefan Kroll. Diese betroffenen Jungtiere waren bereits drei bis fünf Wochen alt und schon zu groß, um von ihren Eltern gehudert, also unter deren Federn genommen zu werden.
Weißstörche suchen sich neuen Lebensraum
Weil die Bedingungen in Mecklenburg-Vorpommern alles andere als optimal sind, wandern Weißstörche ab. Das können die Naturschützer anhand von beringten Tieren beobachten. Stefan Kroll hat bereits beringte Störche aus Schleswig-Holstein, Polen und Litauen gemeldet bekommen, die dort nun brüten.
Mehr Tümpel und Weideflächen helfen
Damit sich der Bestand erholen kann, wünschen sich die ehrenamtlichen Storchenschützer um Stefan Kroll beispielsweise mehr Kleingewässer und Tümpel in der Agrarlandschaft. Auch von Rinden oder Schafen kurz gehaltene Weideflächen helfen, auf denen die Störche Nahrung finden. Gartenteiche oder flache Wasserschalen im Garten sind ebenfalls hilfreich im Sommer. Die Weißstörche trinken dort oder nehmen Wasser für ihren Nachwuchs auf, der erst nach etwa zwei Monaten flügge wird.
Vogelgrippe in Israel
Aktuell blicken die Storchenschützer mit großer Sorge nach Israel. Dort kursiert gerade sehr stark die Vogelgrippe mit der hoch ansteckenden Virusvariante H5N1.Unter anderem wurden tausende Kraniche tot aufgefunden. Stefan Kroll hofft, dass sich die Situation dort bis spätestens März erholt. In Israel rasten viele Weißstörche, die in Afrika überwintern und dann zurück in ihre Brutgebiete ziehen. Die meisten Brutpaare werden hierzulande ab Ende März erwartet. Damit sich der Bestand in Mecklenburg-Vorpommern erholen kann, müssten ausreichend Jungstörche aufwachsen, mindestens zwei pro Brutpaar.
