Unzählige Schafe blockieren dicht gedrängt die Straße. Autos versuchen hindurch zu fahren. © Elsge Lorenz Foto: Elsge Lorenz

Schäfer hadern mit Zuschüssen für Herdehunde

Stand: 01.08.2022 14:40 Uhr

Der Wolf macht den Weidetierhaltern in vielen Regionen Mecklenburg Vorpommerns zu schaffen. Doch nicht alle Schäfer profitieren von den staatlichen Hilfen zum Schutz gegen das Raubtier.  

Das Landwirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommerns hilft Schäfern, die mit dem Risiko von Wolfsattacken umgehen müssen. Auch zwei junge Schäfer aus Dettmannsdorf Kölzow (Landkreis Vorpommern-Rügen) - Norman Drews und André Brandt - profitieren, aber nicht in gleichem Maße. Beide haben Erfahrungen mit den Wölfen gemacht, die in der Region leben. Brandts Schafe, er hat 120 Tiere, waren schon mehrfach betroffen: "Ich hatte mehrere Risse. 2019, 2021 - drei Risse in drei Wochen, so massiv, dass Schafe zu halten ohne Hunde nicht mehr möglich ist. Es sind sieben Schafe draufgegangen, 16 an Nachfolgeschäden noch verendet."

Jährlich 2.000 Euro pro Hund

Zum Schutz vor Wolfsangriffen bekamen beide Schäfer Geld für den Kauf von Elektrozäunen und Herdenschutzhunden. Die Höhe der Förderung hing von der Zahl ihrer Schafe ab. Aber André Brandt bekommt zusätzlich auch die Futter- und die Tierarztkosten für seine Hunde erstattet. Das sind fast 2.000 Euro pro Hund und Jahr. Norman Drews, dessen Herde 300 Schafe umfasst, bekommt das nicht. Denn die Unterhaltskosten erhalten nur Tierhalter, die Weiden besitzen oder gepachtet haben. Doch junge Schafzüchter wie der 36-jährige Norman Drews haben oft keine eigenen Flächen, sondern nutzen die Wiesen von Bauern.

Unterstützung von Flächenbesitz abhängig

Norman Drews: "Der Unterhalt der Herdenschutzhunde ist ein großer Kostenfaktor." Da Drews kaum Land besitzt oder gepachtet hat, muss er mangels staatlicher Unterstützung die Kosten für seine fünf Hunde aus dem laufenden Betrieb bezahlen. André Brandt hat derzeit 50 Hektar Grünland gepachtet und bekommt Unterstützung. In Ordnung findet er die ungleiche Behandlung nicht. Schließlich sei die Arbeit beider Schäfer dieselbe. Beide Schafhalter meinen, die Unterstützung sollte an die Zahl der Schafe gekoppelt werden und nicht an die Flächen, die ein Schäfer besitzt.

Ministerium beruft sich auf Vorgabe des Bundes

Das Landwirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommerns beruft sich auf die Vorgaben aus Berlin. Die Förderung für Betriebsausgaben zum Schutz vor Wolfsschäden erfolge zum Teil aus Bundesmitteln, so ein Ministeriumssprecher. Diese aber hänge von der Größe der Flächen ab und nicht von der Zahl der Schafe. Daran müsse sich auch das Agrarministerium in Schwerin halten. Merkwürdig ist allerdings, dass die Zuschüsse für die Anschaffung von Herdehunden und Zäunen durchaus von der Größe der Herde und nicht von der Größe der Weiden abhängt. Norman Drews hatte Zuschüsse beantragt, sie wurden abgelehnt. Der Wanderschäfer hat dagegen Widerspruch eingelegt. Er hofft, dass sich das Blatt noch wendet und er nicht weiter auf seinen Kosten zum Schutz vor dem Wolf sitzen bleibt.

Weitere Informationen
Eine Nahaufnahme eines Wolfes im Wald. © picture alliance/Jens Büttner/dpa Foto: Jens Büttner

Fünf neue Wolfsrudel in MV bestätigt

Die Rudel leben im Raum Vellahn, Parchim, Stadtwald Barth, Greifswald und Feldberg. 16 Rudel sind es damit insgesamt im Nordosten. mehr

Ein Wolf steht im Freigehege im Tierpark Wisentgehege. © picture alliance/Holger Hollemann/dpa Foto: Holger Hollemann

Drei erschossene Wölfe in MV - Belohnung ausgesetzt

Zwei tote Wölfe wurden an der Elbe bei Boizenburg gefunden, ein weiterer in Vorpommern. Tierschützer lobten eine Belohnung in Höhe von 3.000 Euro für Hinweise aus. mehr

Wolf in der Schorfheide © ARD

Naturschützer beklagen: Kaum eine Wolfstötung wird aufgeklärt

Nach der illegalen Tötung dreier Wölfe in Mecklenburg-Vorpommern sehen Naturschützer die Politik in der Verantwortung. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Landfunk | 01.08.2022 | 12:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Bundespolizisten bei einer Kontrolle an der deutsch-polnischen Grenze © dpa Foto: Patrick Pleul

Mehr illegale Einreisen: Bundespolizei MV bekommt Verstärkung

Die Polizeipräsenz an der Grenze zu Polen soll aufgestockt werden. Unter anderem sollen Kräfte der Bundesbereitschaftspolizei unterstützen. mehr

Die NDR MV Highlights

Bild vom Marktplatz in Güstrow © Taslair

Der NDR in Güstrow: Drei Tage Programm auf dem Markt

Live-Musik, Angelexperte Heinz Galling, „Bingo” mit Michael Thürnau bis 30. September. Hier finden Sie die Übersicht. mehr