Sanddornsterben: Ein Landwirt setzt nun auf Forstwirtschaft
Das Sanddornsterben sorgt auf den Plantagen in Mecklenburg-Vorpommern für massive Ernteausfälle. Sanddornbauer Benedikt Schneebecke aus Alt Steinhorst bei Marlow findet sich schmerzlich mit der Situation ab und sattelt um.
Das große Sanddornsterben geht weiter auf den Plantagen in Mecklenburg-Vorpommern. Nun zur Erntezeit zeigt es sich um so mehr: Vollreife Sträucher werden innerhalb von Tagen hell, die Blätter fallen ab und die Früchte trocknen aus. Massive Ernteausfälle sind die Folge - so auch auf der Plantage in Alt Steinhorst bei Marlow.
Sanddornbauer Schneebecke: "Ein ganz harter Schlag"
Ein trauriger Anblick: Überall tote Sträucher, dazwischen noch grüne, vermeintlich gesunde Pflanzen. Viel ernten kann der Sanddornbauer Benedikt Schneebecke nicht mehr. Er schneidet mit einer elektrischen Schere die letzten verbliebenen Äste mit den orangefarbenen Früchten ab. "Da kann ich jetzt ganz entspannt drauf reagieren. Das hat mich die letzten zwei Jahre ziemlich aufgeregt, weil immer wieder Leute zu mir kommen und sagen: Mensch geht es Dir nicht schlecht?! Das war wirklich ein ganz harter Schlag, weil wir so viel investiert haben." Nun müsse er sich damit abfinden, dass er nichts gegen das Sanddorsterben tun kann, so Schneebecke.
Ertragsverlust von jährlich 250.000 Euro
Wenn er Glück hat, erntet Benedikt Schneebecke in diesem Jahr zehn Tonnen Sanddorn, es waren einmal 150 Tonnen. 1999 hatte sein Vater die ersten Sträucher gepflanzt. Doch junge Sträucher kommen nun gar nicht mehr in die Erde. Gedanklich habe er sich von dem Anbau schon verabschiedet, weil er schon so viel versucht habe: "Über Bewässerung, Anbaumethoden, Pflegemethoden, verschiedene Mittel, die zugelassen sind, auch in Tests mit den Pflanzenschutzämtern angewendet. Nichts hat gewirkt." Von ursprünglich 70 Hektar Sanddorn sind noch 30 übrig, auf denen aber auch schon Pflanzen schwächeln oder sterben. Für den Familienbetrieb bedeutet das Sanddornsterben einen Ertragsverlust von jährlich rund 250.000 Euro.
Obstbauexperte: "hoher landeskultureller Wert"
Ein groß angelegtes Forschungsprojekt ist auf der Suche nach der Ursache für das Massensterben. Die Wissenschaftler gehen bisher davon aus, dass es sich um einen komplett neuen Erreger handelt - einen Pilz, ein Virus oder ein Bakterium. Identifiziert wurde der Erreger allerdings noch nicht. Obstbauexperte Rolf Hornig vom Verband "Mecklenburger Obst und Gemüse" betont, Sanddorn sei zwar mit landesweit etwa 120 Hektar Anbaufläche eher ein Nischenprodukt, jedoch spricht er der Pflanze einen hohen landeskulturellen Wert zu: "Es ist hier Pionierarbeit in den letzten 40 Jahren geleistet worden. Eine Wildpflanze ist hier in Kultur genommen worden."
Auf Forstwirtschaft umorientiert
Sanddornbauer Benedikt Schneebecke konzentriert sich nun mehr auf sein zweites Standbein, die Forstwirtschaft: "Wir erleben gerade auch da Katastrophen mit den Fichten. Das war immer so die Spardose. Die mussten wir jetzt für plus minus Null abgeben. Aber umgekehrt hoffe ich jetzt darauf, dass wieder mehr regionales Holz genutzt wird, dass kleine Sägewerke eine Chance haben." er hofft, in der Forstwirtschaft wieder einen höheren Preis erzielen zu können. "Wir stellen uns natürlich um beim Pflanzen." Schneebecke setzt nun auf klimastabile Mischwälder und Baumarten wie etwa Douglasie oder spezielle Lärchen.
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