Philipp Amthor stiehlt Michael Sack die Show
Michael Sack zieht als CDU-Spitzenkandidat in den Landtagswahlkampf. Beim Parteitag in Güstrow spielte sich aber auch ein anderer ganz nach vorn: der Ex-Vorsitzenden-Kandidat Philipp Amthor.
Da hat der eine Spitzenkandidat am Ende dem anderen kurz die Show gestohlen: Philipp Amthor, Nummer 1 der Landes-CDU für die Bundestagswahl, schaltete auf Attacke und nahm sich die SPD vor: "Wer Manuela Schwesig gut findet, der bekommt Saskia Esken, Kevin Kühnert und die ganze Trümmertruppe der SPD im Bund dazu." Das müsse den Menschen in Mecklenburg-Vorpommern gesagt werden, rief Amthor den jubelnden Delegierten beim Parteitag in Güstrow zu. Er wolle keine linke Republik aus Bevormundung, Umerziehen und Umverteilung. Und auch das brachte ihm stürmischen Beifall ein. Der ebenfalls gerade erst gewählte Spitzenkandidat für die Landtagswahl, Michael Sack, klatschte leise mit.
Amthor trotz Lobby-Affäre zurück in der Spur
Die CDU hat ihren Frieden mit dem 28-Jährigen Amthor gemacht. Eine satte 90,3-Prozent-Zustimmung bekam er nach seinem Generalangriff auf die SPD. Der Jurist stand noch im vergangenen Sommer im Mittelpunkt einer Lobbyismus-Affäre, davon war in Güstrow keine Rede mehr. Aus dem fernen Nordrhein-Westfalen gab auch Parteichef Armin Laschet per Videobotschaft eine Wahlempfehlung für Amthor ab. "Er ist quasi so etwas wie der Nachfolger von Angela Merkel auf Platz 1 der Landesliste und es ist ein schönes Gefühl, Nachfolger von Angela Merkel zu sein", scherzte Laschet. Amthor gehöre zu einer Generation, die das Land voranbringen werde.
Merkel nicht dabei
Die Frau, deren Spitzenplatz Amthor übernimmt, war beim Parteitag ihres Heimatverbandes nicht dabei. Merkel kandidiert nicht mehr für den Bundestag und sie verzichtete darauf, den anderen Spitzenkandidaten Michael Sack zu unterstützen. Sack trat in Güstrow viel zahmer als Amthor auf, seine Vorstellungsrede war eher ein Grußwort zum bevorstehenden Wahlkampf, oft sehr langatmig. Sie war jedenfalls keine Einstimmung auf das, was sich die CDU vorgenommen hat: die SPD als stärkste Kraft abzulösen und wieder den Chefsessel in der Staatskanzlei zu übernehmen.
Michael Sack gibt sich sachlich
Den Satz: "Ich möchte Ministerpräsident dieses Landes werden" - den wiederholte der CDU-Chef in Güstrow nicht. Bei seiner Wahl im vergangenen August hatte ihm diese Kampfansage noch mächtig Punkte beim Parteivolk eingebracht. Sack mag es lieber sachlich, ruhig. Und er sparte sich auch deshalb direkte Angriffe auf Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD). Er meinte nur, Kritik von der Seitenlinie über angeblich fehlenden Impfstoff, das sei nicht glaubwürdig. Mit dieser Kritik hatte Schwesig in den vergangenen Wochen für Schlagzeilen gesorgt. Dem Koalitionspartner verpasste Sack nur ein sanften Seitenhieb: "Seit 22 Jahren regieren sozialdemokratische Ministerpräsidenten und Ministerpräsidentinnen unser Land, in dieser Zeit wurde das ein oder andere erreicht, trotzdem spüren viele Leute, das manchmal mehr geht." Im Redemanuskript war das deutlich härter formuliert.
Nur drei Frauen vorne dabei
Mehr soll mit Sacks CDU gehen - vor allem beim digitalen Ausbau in den Schulen, beim Mobilfunk. Der Spitzenkandidat nannte die übrigen Klassiker-Themen: Die CDU sei die Partei für die Kommunen, für Sicherheit und für Jobs in der Industrie sowieso. Konkret festlegen wollte sich der 47-Jährige nicht. Er verwies auf ein Wahlprogramm, das im Juni verabschiedet werden soll. Überhaupt: Der Kandidat präsentierte sich nicht als alleiniger Macher. Er stehe gerne vorn, meinte Sack, sagte aber fast schüchtern: "Ich bin nicht der Star, der Star ist die Mannschaft." Und die verzichtet erneut auf mehr Frauen im Team. Auf den ersten zehn Listenplätze sind nur drei Frauen - das Mindestmaß, das die Satzung fordert. Erstmals ist auch Justizministerin Katy Hoffmeister dabei, ihre Kabinettskollegen Torsten Renz und Harry Glawe sortieren sich ebenfalls ganz vorn ein.
CDU noch mit "digitalen" Mängeln
Sack hatte noch eine wichtige Botschaft für seine CDU: Wegen der Pandemie werde der Wahlkampf sich im Digitalen abspielen, in den sozialen Medien und nicht in vollen Hallen oder auf überfüllten Marktplätzen. Die CDU werde ihr Angebot verbessern. Ganz analog gab es nach der überzeugenden 94,6-Prozent-Ergebnis aber erstmal ein weißes T-Shirt für die Nummer 1 - mit einer Rücknummer, die zum Listenplatz passt. Beim Abschied grüßten sich Amthor und Sack mit der Corona-Faust. Amthor war es wichtig, den Eindruck zu zerstreuen, er sei doch die heimliche Nummer 1 der Landes-CDU. "Michael Sack hat meine volle Unterstützung", sagte Amthor, der vor einigen Monaten noch vorhatte, als Landesvorsitzender selbst in den Wahlkampf ums Schweriner Schloss zu ziehen. In Güstrow schien es so, als habe er diesen Plan erstmal nur nach hinten verschoben.
