EU-Fischfangquoten: Welche Chancen haben Küstenfischer in MV?
Die Ostseefischer in MV dürfen laut neuer EU-Fangquoten in der westlichen Ostsee kaum noch gezielt Dorsch und Hering fangen. Für die Küstenfischerei in Mecklenburg-Vorpommern geht es nun um die Existenz.
Zur Idylle an der Küste gehören die Fischkutter in den Häfen und das Fischbrötchen dazu. Nach den jüngsten Beschlüssen der EU-Fischereiminister zu den Fangquoten für Hering und Dorsch droht ihnen nun das Aus. Nach Angaben der Fischer im Greifswalder Ortsteil Wieck, wo viele Küstenfischer noch vom Fischfang allein leben, fühlen sich viele der Fischer vor Ort "wie überfahren", seit am Dienstag die neuen Fischfangquoten für Dorsch und Hering in der westlichen Ostsee bekanntgegeben wurden. Für viele gehe es nun um die Existenz.
Traditionsberuf der Küstenfischerei am Ende?
Vor Ort ist die Stimmung gespalten. Einige erwägen früher in Rente zu gehen, andere, die ihre Schiffe modernisiert hatten, hoffen noch auf Ausgleichszahlungen für Investitionen der letzten Jahre. Christopher Zimmermann, Leiter des Thünen-Institutes für Ostseefischerei, hat zumindest für den Hering noch Hoffnung. Ausschlaggebend für den Rückgang des Herings in der westlichen Ostsee sei eher der Klimawandel.
Durch die Erwärmung der Ostsee und eine Verschiebung der jahreszeitlichen Abläufe produziere der Hering seit 2004 immer weniger Nachwuchs - das sei nicht primär ein Überfischungsproblem, so Zimmermann. Ein wesentlicher Stressfaktor für die Heringspopulation sei allerdings die Landwirtschaft. Hier sieht Zimmermann die Politik in der Pflicht. Nötig sei eine deutliche Reduktion des Nährstoffeintrags am Greifswalder Bodden, wo sich der Hering zum Laichen zurückziehe. Anders sähe es beim Dorsch aus. Dieser sei über Jahrzehnte überfischt worden. Nun müsse man abwarten, wann sich der Bestand erhole, Zimmermann zeigte sich jedoch optimistisch.
Backhaus: Strikte Maßnahmen wirken wie ein Berufsverbot
Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus (SPD) hat enttäuscht auf die neuen EU-Vorgaben zum Fang von Dorsch und Hering in der westlichen Ostsee reagiert. Die strikten Maßnahmen zum Erhalt der geschwächten Bestände seien für die Fischer wie ein Berufsverbot, so Backhaus. Er wolle alles dafür tun, um die kleinen handwerklichen Kutter- und Küstenfischereibetriebe zu erhalten - etwa ein Dorschaufzuchtprogramm realisieren. Eine Möglichkeit sehe er auch in mehr Aquakulturanlagen zur Produktion von Fischen. Diese würden den Fischern mit hoher Förderung angeboten werden und sollen gleichzeitig der Gastronomie, Hotellerie und dem Angeltourismus in Mecklenburg-Vorpommern zugutekommen. Ein weiteres Instrument könne eine neue Düngemittelverordnung sein, die die Nährstoffeinträge in die Ostsee reduzieren soll, so Backhaus.
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