Der Offshore-Windpark "Wikinger" in der Ostsee nordöstlich von Rügen © NDR Foto: NDR

Offshore-Windkraft in der Ostsee soll kräftig steigen

Stand: 29.05.2022 09:07 Uhr

Die Kapazität der Windkraft-Anlagen in der Ostsee soll sich laut der Branche bis 2026 auf rund 2 Gigawatt verdoppeln. Die 232 bisher in der Ostsee installierten Anlagen machen mit lediglich rund einem Gigawatt nur einen Bruchteil der 7,8 Gigawatt Leistung in deutschen Gewässern aus.

Der Ausbau in der Ostsee hinke aktuell noch hinterher, teilte der Bundesverband Windenergie (BWE) mit. Das Wirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern geht von einem noch schnelleren Ausbau aus. Die bis 2026 im Bau befindlichen, geplanten oder bereits genehmigten Kapazitäten summierten sich auf zwei Gigawatt. Würden alle Anlagen auch tatsächlich gebaut, wäre der Zubau also doppelt so groß wie laut BWE.

Bald 4 Gigawatt Leistung in der Ostsee?

Allein der seit 2019 genehmigte Windpark Gennacker nördlich des Darß wird mit 865 Megawatt angegeben. Noch nicht offiziell in der Ausschreibung ist demnach eine weitere Fläche, die bis 2030 ein weiteres Gigawatt beisteuern könnte: So wäre es möglich, bis zum Ende des Jahrzehnts die installierte Leistung in der Ostsee auf 4 Gigawatt zu vervierfachen, angeschlossen werden bisher alle Anlagen über den Nordosten.

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Eine Computer-Darstellung des geplanten Offshore-Windparks © Screenshot

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Viele Windparks nicht in Küstennähe

Eine sichtbar zugebaute Küste müssen die Bürger eher nicht fürchten, hieß es. Lediglich der erste und kleinste hierzulande errichtete Windpark Baltic 1 befinde sich im Küstenmeer, also innerhalb der Zone von zwölf Seemeilen. Der Rest der bestehenden Parks wurde laut dem Ministerium in der ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) gebaut, die sich bis 200 Seemeilen hinaus aufs Meer erstreckt. Allerdings räumten Branchenvertreter jüngst ein, dass auch der knapp 20 Kilometer vor Rügen entstehende Windpark Arcadis Ost 1 auch von der Insel aus sichtbar sein werde.

Pläne für weitere Forcierung des Ausbaus

Nach den Vorstellungen von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) soll der Ausbau noch weiter forciert werden. Ein Referentenentwurf des Ministeriums nennt als Zielmarke für die Erzeugung auf Nord- und Ostsee bis 2030 30 Gigawatt, bis 2035 sollen es 40 Gigawatt sein und bis 2045 dann 70 Gigawatt. Bezogen auf die aktuelle Verteilung zwischen Nord- und Ostsee würden auf die Ostsee bis 2045 fast 8 Gigawatt an zu erzeugender Stromkapazität entfallen. Das Bundeskabinett segnete diesen Plan im April ab.

Naturschützer: Geteiltes Echo

Bei Naturschützern rufen die Vorhaben ein geteiltes Echo hervor. Der Bund Naturschutz unterstützt die Energiewende, appelliert aber, die damit verbundene höhere wirtschaftliche Nutzung der Ostsee - durch den Bau und die Wartung der Windkraftanlagen - an anderer Stelle auszugleichen. "Der Umweltzustand der Ostsee wird nicht verbessert, indem Klimaschutz gegen Meeresnaturschutz ausgespielt wird", so BUND-Projektleiterin Susanna Knotz. Aus Sicht der Naturschützer greifen die Infrastruktur und der Betrieb empfindlich in die Meeresumwelt ein, unter anderem durch Unterwasserschall.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | 29.05.2022 | 12:00 Uhr

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Windenergie

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