MV-Werften: Perspektivsuche und Streit um Landeskredit
Die Schiffbau-Standorte in Mecklenburg-Vorpommern sollen nach der Insolvenz der MV-Werften erhalten bleiben. Das Land und der Mutterkonzern streiten unterdessen um die Auszahlung eines Millionenkredits.
Nach der Pleite der MV-Werften ist die Zukunft der drei Standorte Wismar, Warnemünde und Stralsund ungewiss. Das Land Mecklenburg-Vorpommern will gemeinsam mit dem Bund neue Initiativen starten, um die maritime Industrie zu halten. Allein bei den MV-Werften geht es um rund 1.900 Beschäftigte.
Minister Meyer sieht Offshore-Windkraft als Perspektive
Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) setzt auf die Energiewende: Alles, was schwimmt, könnten die Werften bauen, sagte er. Dazu gehörten auch Plattformen für Windenergie auf See - für den Standort Stralsund gebe es bereits Interessenten. Wichtig sei auch, dass in Wismar das fast fertige Kreuzfahrtschiff "Global One" zu Ende gebaut werde. Darüber müsse der künftige Insolvenzverwalter entscheiden.
Land will mit betroffenen Kommunen reden
Die Landesregierung kündigte Gespräche mit den betroffenen Kommunen an. Offen ist, ob an den Standorten schnell Perspektiven entwickelt werden können. Die Werft-Grundstücke gelten als Tafelsilber, sie gehören Gesellschaften des Mutterkonzerns der MV-Werften, Genting Hong Kong. Für Stralsund hat die Eigentümergesellschaft offenbar keine Insolvenz beantragt.
Gerichtsverhandlung über Millionenkredit
Die Pleite der MV-Werften könnte das Land Mecklenburg-Vorpommern mehr als 300 Millionen Euro kosten. In der Vergangenheit hat das Land Kredite für den Bau neuer Schiffe auf den MV-Werften verbürgt. Wenn diese Kredite nach der Insolvenz platzen, könnten sich die Banken das Geld vom Land zurückholen. Außerdem verlangt der Mutterkonzern Genting Hong Kong 78 Millionen Euro vom Land und beruft sich auf bestehende Kreditverträge. Vor dem Landgericht Schwerin wurde am Dienstag verhandelt, ob das Land jetzt zahlen muss. Eine Entscheidung soll am kommenden Montag verkündet werden.
Beschäftigte warten weiter auf Lohn
Die rund 1.900 Werft-Beschäftigten warten unterdessen weiter auf die Auszahlung ihrer Dezember-Löhne. "Wir warten stündlich auf die Bekanntgabe des vorläufigen Insolvenzverwalters", sagte der IG-Metall-Bevollmächtigte Stefan Schad am Dienstag. Erst dieser könne die Löhne und Gehälter anweisen. Die alte Geschäftsführung dürfe dies nach dem Insolvenzantrag vom Montag nicht mehr tun. Regulärer Zahltag für den Dezember war der vergangene Freitag.
Stralsunder Grundstücksgesellschaft ohne Insolvenzantrag
Derweil sind die Kaufpläne Stralsunds für das Werftgelände in der Stadt möglicherweise nicht direkt von der Insolvenz des Werftenverbundes betroffen. Nach Angaben der Amtsgerichte in Schwerin und Stralsund vom Dienstag ist dort kein Insolvenzantrag der MV Werften Stralsund Property GmbH eingegangen. Für acht weitere Gesellschaften seien hingegen im Zuge der Pleite der MV-Werften in Schwerin Insolvenzanträge eingegangen. Darunter sind auch die MV Werften Wismar Property GmbH und die MV Werften Rostock Property GmbH. Ein Schwerpunkt der MV Werften Stralsund Property liegt offiziellen Angaben zufolge bei der Verwaltung von Grundstücken und Gebäuden sowie deren Vermittlung. Die Stadt Stralsund hatte wiederholt angekündigt, das Areal kaufen zu wollen. Ziel sei es, mehrere Firmen auf dem Gelände anzusiedeln. Oberbürgermeister Alexander Badrow hatte die Kaufpläne am Montag nach der Insolvenz noch einmal bekräftigt. Er zeigte sich zuversichtlich, zu einem zügigen Erwerb zu kommen.
Kreuzfahrtgeschäft durch Pandemie zusammengebrochen
Genting hatte die MV-Werften 2016 gekauft, um Kreuzfahrtschiffe für das eigene Unternehmen zu bauen. Seither wurde auch viel investiert. Mit der Corona-Pandemie ist das Kreuzfahrtgeschäft des Unternehmens allerdings massiv eingebrochen und in der Folge auch der Bau der neuen Schiffe.
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