Impfpflicht für Pflegeberufe: Zweifel und Kritik in der Branche in MV
In Deutschland wurde von Bundestag und Bundesrat eine begrenzte Corona-Impfpflicht beschlossen. Wer im Gesundheitswesen arbeitet, muss sich künftig gegen Corona impfen lassen oder nachweislich genesen sein. Aus der Branche in Mecklenburg-Vorpommern kommt Kritik.
Im Kampf gegen die Corona-Pandemie ist eine erste begrenzte Impfpflicht für Gesundheitspersonal beschlossene Sache. Nach dem Bundestag hat auch der Bundesrat der von SPD, Grünen und FDP vorgelegten Änderung des Infektionsschutzgesetzes zugestimmt. Es sieht erstmals die Einführung einer Corona-Impfpflicht vor und erweitert die Möglichkeiten der Bundesländer, Veranstaltungen zu verbieten und Freizeiteinrichtungen sowie Restaurants zu schließen, um Infektionen mit dem Coronavirus einzudämmen.
Impfpflicht für Pflegepersonal und Mitarbeiter
Die Impfpflicht soll von Mitte März 2022 an für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Einrichtungen gelten, in denen besonders durch Covid-19 gefährdete Menschen behandelt oder betreut werden. Das sind unter anderem Krankenhäuser, Arztpraxen und Pflegeheime. Die Impfpflicht gilt nicht nur für das betreuende Personal, sondern für alle Mitarbeiter in den Einrichtungen - also auch Praktikanten und Zeitarbeitskräfte. Sie gilt hingegen nicht für Bewohnerinnen, Patienten und Besucher. Ausgenommen von der Impfpflicht sind Menschen, bei denen die Impfung aus medizinischen Gründen nicht möglich ist - sie brauchen dann ein Attest.
Viel Arbeit für Arbeitgeber
Bei den Arbeitgebern der Branche in Mecklenburg-Vorpommern gibt es Zweifel und Kritik an der Impfpflicht. Frank-Holger Blümel, Geschäftsführer des Netzwerks für Menschen, betreut sieben Einrichtungen im Land mit 800 Mitarbeitern. Er sieht in Impfungen prinzipiell ein wichtiges Mittel gegen die Pandemie, mit der speziellen Impflicht werde allerdings viel auf die Arbeitsgeber zukommen. Er werde nun alle Betroffenen ansprechen, sagte Blümel und wies darauf hin, dass die Einrichtungen in den kommenden Wochen selbst Impftermine für Mitarbeiterinnen anbieten.
Ver.di: Branche unter Druck
Uns erschließt sich der Nutzen dieser Impfpflicht nicht, sagt Steffen Kühhirt von Gewerkschaft ver.di. Laut Kühhirt sind die Mitarbeiter der Pflegebranche im Nordosten zu rund 96 Prozent geimpft. Es werde gerade die Berufsgruppe mit einer Impfpflicht versehen, die seit rund zwei Jahren enorm unter Druck steht. Er rechnet mit Kündigungen von frustrierten Pflegebeschäftigten. Im Sommer habe die Politik viel Zeit verschwendet, so Kühlhirt, das könne jetzt nicht diese Berufsgruppe ausbaden.
Ungeimpftes Personal für Impfung gewinnen
Auch Jörg Fiedler von der Caritas in Mecklenburg-Vorpommern macht sich ebenfalls Sorgen, dass der Branche ungeimpftes Personal mit der Impflicht verloren gehen könnte. Die Pflege hätte das Gefühl, alles schultern zu müssen. Die Personaldecke sei sehr angespannt und die Branche könne auf keinen verzichten, sagte er im Interview mit NDR MV Live. Darum sei man jetzt damit beschäftigt, die ungeimpften Mitarbeiter noch für eine Impfung zu gewinnen. Fiedler hofft, dass die Impfpflicht nicht zu einer Spaltung innerhalb der Pflegeheime führt.
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