Berliner Corona-Krise stellt Tourismus in MV vor Probleme
Nachdem Berlin zum Corona-Risikogebiet geworden ist, stehen Mecklenburg-Vorpommerns Gastgeber vor großen Problemen. Bis zu 40 Prozent der am Wochenende erwarteten Touristen kommen aus der Hauptstadt.
Die Berliner Corona-Krise ausgerechnet zu Beginn der Herbstferien in der Bundeshauptstadt sei "ein Tiefschlag" für die Hotels, Pensionen und Gaststätten im Land, sagte der Präsident des Branchenverbandes Dehoga, Lars Schwarz, zu NDR 1 Radio MV. Die Berliner Gäste müssten einen negativen Corona-Test mitbringen, der nicht älter als 48 Stunden ist. Dennoch müssten sie vor Ort mindestens fünf Tage lang in Quarantäne und dann erneut einen Test machen. Das alles wäre ein logistisches Problem für die Hotels, Pensionen und Ferienhaus-Vermieter, so Schwarz. Außerdem sei es praktisch nicht zu kontrollieren, ob die Regeln eingehalten werden – anders als in den vergangenen Wochen, als Corona-Infektionen nur in Einzelfällen bei Touristen vorkamen. Jetzt aber stünden die Hoteliers vor "ganz großen Herausforderungen". Von weiteren Einschränkungen wie verkürzten Öffnungszeiten oder einem Alkoholverbot hielt Schwarz nichts. Dies wäre nicht gerechtfertigt.
Zweistellige Einbußen drohen
Außerdem dürfen aus Risikogebieten laut Corona-Verordnung keine Tagestouristen nach Mecklenburg-Vorpommern kommen. Berliner Tagestouristen seien von den Gastwirten aber nicht von Berlinern zu unterscheiden, die für mehrere Tage nach Mecklenburg-Vorpommern kommen, sagte Schwarz. Für die Branche heiße es jetzt, "Kopf hoch und durch, etwas anderes bleibt uns ja nicht übrig". Falls weitere deutsche Regionen zu Risikogebieten würden, wäre dies jedoch "eine Katastrophe". Bereits jetzt zeichne sich ab, dass der Tourismus mit zweistelligen Einbußen am Ende des Jahres rechnen müsse.
Tourismusverband: Das tut richtig weh
Der Geschäftsführer des Landestourismusverbands, Tobias Woitendorf, hatte bereits im Vorfeld der Berliner Risiko-Einstufung gegenüber NDR 1 Radio MV gesagt, dass dies den Gastgebern richtig weh tun werde. Dadurch entstünden "Löcher in den Buchungen", die nicht mehr gestopft werden können. "Die Buchungen sind da, die Gäste müssen informiert werden." Auf den Kosten für stornierte Buchungen würden die Hotels und Pensionen wohl erst einmal sitzen bleiben. Nach einer Stornierung sei es nahezu aussichtslos, noch einen Gast für das leere Zimmer aus einem Nicht-Risikogebiet zu finden, so Woitendorf.
Bislang nur 19 infizierte Touristen
Seit der Wiedereröffnung des Tourismus Anfang Juni sind vier Millionen Gäste nach Mecklenburg-Vorpommern gekommen. Unter ihnen gab es lediglich 19 Gäste mit einer Covid-19-Infektion. Das geht aus Zahlen des Landesamtes für Gesundheit und Soziales hervor. Demnach kamen 14 der Infizierten aus dem Inland und fünf aus dem Ausland. Die Infektionen wurden offenbar frühzeitig erkannt und die Betroffenen rasch isoliert. "Bis heute rührt kein Infektionsgeschehen aus dem Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern", erklärte der Vorsitzende des Landestourismusverbandes, Wolfgang Waldmüller. Dies sei der hohen Akzeptanz der Schutzvorkehrungen und auch dem "überlegten Handeln der großen Mehrheit der touristischen Akteure" zu danken.
Staatskanzlei: Schutzmaßnahmen haben sich bewährt
Auch für den Chef von Mecklenburg-Vorpommerns Staatskanzlei, Heiko Geue (SPD), haben sich die zu Beginn der Corona-Krise zusammen mit der Branche erarbeiteten Schutzstandards bewährt. "Wir sind ein Land mit etwas mehr als 1,6 Millionen Einwohnern und hatten seit dem Lockdown schon über vier Millionen Touristen in Mecklenburg-Vorpommern - trotzdem ist ganz wenig passiert", sagte Geue dem NDR. Alle Ansteckungen konnten laut Geue lokalisiert und nachverfolgt werden. "Wir fühlen uns also sehr wohl mit den Regelungen, die wir haben." Die Sicherheit sowohl der Gäste als auch der einheimischen Bevölkerung stehe im Vordergrund und verpflichte die Politik, "weiterhin den Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern sicher zu halten."
Übernachtungszahlen zogen im Sommer stark an
Die touristischen Übernachtungszahlen im Nordosten waren nach der Corona-bedingten Vollbremsung im Frühjahr zum Sommer hin wieder gestiegen. So lag das Übernachtungsminus im Juli gegenüber dem Vorjahresmonat laut dem jüngst vorgestellten Tourismusbarometer bei nur 6,1 Prozent. Im Bundesdurchschnitt verzeichnete die Branche im Juli dagegen einen Rückgang der Übernachtungszahlen von 22,6 Prozent. Die Branche hofft, mit einem guten Sommergeschäft und einer hohen Nachfrage auch in der laufenden Nachsaison die Verluste aus dem ersten Halbjahr zumindest teilweise kompensieren zu können
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