Bauerntag in Linstow: Sorgen um Zukunft der Landwirtschaft
Landwirte aller 15 Kreisverbände aus Mecklenburg-Vorpommern haben sich zum Bauerntag getroffen. Im Mittelpunkt standen die künftige Ausrichtung der Agrarproduktion und die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs.
Fehlendes Saatgut, deutlich gestiegene Preise für Kraftstoff, Energie und Düngemittel, ausbleibende Erntehelfer aus der Ukraine - all das macht den Landwirten hierzulande zunehmend zu schaffen. So müssen sie deutlich mehr in die Frühjahrsbestellung investieren als in den Jahren zuvor - ohne zu wissen, ob sich die erhöhten finanziellen Aufwendungen nach der Ernte auch auszahlen. Beim Bauerntag in Linstow ging es auch um diese Probleme, die zum Teil vom Krieg in der Ukraine ausgelöst sind.
Neue EU-Richtlinien kommen auf Landwirte zu
Zwar wird prognostiziert, das die Lebensmittelpreise künftig steigen. Ob und wenn ja inwieweit die Landwirte davon profitieren werden, ist allerdings derzeit völlig offen. Zudem kommen mit Blick auf die gemeinsame Europäische Agrar-Politik, kurz GAP, ab dem kommenden Jahr zusätzliche Anforderungen auf die Landwirte zu. Diese betreffen insbesondere neue Förderrichtlinien und sind auf noch mehr Umweltschutz ausgerichtet.
Ukraine-Krieg hat schwere Auswirkungen
Bauernpräsident Detlef Kurreck eröffnete den Bauerntag in Linstow mit den Worten: "Wir treffen uns heute in einer Situation, wie sie die Landwirte in Deutschland bislang noch nie erlebt haben". Der Krieg hat massive Folgen für die Welternährungslage und ganz entscheidend auch auf die landwirtschaftliche Produktion im Agrarland Mecklenburg-Vorpommern. Es fehlt Saatgut für die Frühjahrsbestellung, aber auch der russische und ukrainische Absatzmarkt für Saatgut wie beispielsweise Saatkartoffeln bricht weg. Die Preise für Energie, Gas, Diesel und Dünger sind geradezu explodiert. Die Sorgen über die aktuelle Kostenentwicklung sind groß, so Kurreck im Interview mit NDR 1 Radio MV.
Dringende Forderungen an Politik
Die Bauern zahlen täglich bei der Arbeit finanziell drauf - auch bei Futtermitteln und speziell für Geflügel, schildert die Vorsitzende des Geflügelwirtschaftsverbandes, Marion Dorn. Einige Tierhalter haben bereits aufgegeben - unter den Putenhalter sind es allein 20 Prozent. Dazu neigen sich die Futtermittelvorräte zunehmend dem Ende. Nachschub aus dem Kriegsgebiet, von wo sonst rund die Hälfte des Bedarfs kam, kommt kaum noch an. Kurreck appellierte deshalb an die Delegierten, künftig die Eigenversorgung nachhaltig zu steigern - speziell bei Eiweißfutter. Hier mahnte er zugleich Unterstützung der Politik an.
Heimische Pflanzen für mehr Unabhängigkeit
Die Züchtung heimischer Einweißpflanzen sei über Jahre vernachlässigt worden, der Großteil der Pflanzen kam aus dem Ausland. Nun müsse ein ganzer Wirtschaftszweig in Gang gebracht werden, um das Land wieder unabhängig zu machen. Dafür brauche es den finanziellen Anschub vom Staat, sagte Kurreck bei NDR 1 Radio MV. Kurreck forderte zudem mehr Entlastung bei den Energie- und Treibstoffkosten. Auch der Geschäftsführer des Saatgutverbandes, Dieter Ewald, stellte Forderungen an die Politik und verlangte, die von der EU geforderte Stilllegungsflächen im Zuge der Agrarreform schnellstmöglich wieder bewirtschaften zu dürfen.
Kurreck: Kein Grund für Hamsterkäufe
Der Angst vor Engpässen bei Lebensmitteln, die derzeit in Teilen der Bevölkerung herrscht, konnte der Bauernverbandspräsident aber entgegenwirken. Seiner Ansicht nach gibt es keinen Grund für Knappheit bei Weizenmehl oder Rapsöl. Deutschland sei Selbstversorger bei diesen Produkten. Deshalb brauche sich niemand Sorgen machen, beteuerte Kurreck im Interview.
