Video von sterbender Frau am Jungfernstieg: Mann vor Gericht
Wegen eines Videos hat sich am Mittwoch ein 62 Jahre alter Mann vor dem Amtsgericht Hamburg-Wandsbek verantworten müssen. Er hatte den Clip im Internet veröffentlicht - darauf zu sehen: eine sterbende Frau. Sie und ihre kleine Tochter waren bei einem Messerangriff ums Leben gekommen.
Im April 2018 kam es zu dem brutalen Doppelmord am Hamburger S-Bahnhof Jungfernstieg: Ein Mann tötete seine Ex-Freundin und die gemeinsame einjährige Tochter. Im Internet kursierte kurz darauf ein Video der sterbenden Frau. Sie liegt in einer Blutlache, Ersthelfer kämpfen um ihr Leben, im Hintergrund ist Schluchzen zu hören. Eine Handykamera hält auf genau diese Szene, ein Gaffer-Video, so der Staatsanwalt. Der Film verletze den höchstpersönlichen Lebensbereich der sterbenden Frau.
Videomaterial ist noch immer online abrufbar
Der Angeklagte hatte das mehr als zwei Minuten lange Video auf seinem YouTube-Kanal veröffentlicht - und dort stehe es bis heute, sagt er. Und dass, obwohl es eine Hausdurchsuchung bei ihm gab und er wusste, dass gegen ihn ermittelt wird. Er wolle der Welt zeigen, dass am Jungfernstieg ein Massaker stattgefunden habe, sagt er und verliert sich in einem Redefluss über angebliche politische Hintergründe. Außerdem sei die Frau auf dem Video gar nicht zu erkennen.
Angeklagter will Videoaufnahmen pixeln
Das ist aber auch nicht nötig. Es reicht, dass sie identifizierbar ist, schon dann liegt eine Straftat vor. Das Gericht stellt das Verfahren schließlich nur ein, weil alles schon sehr lange her ist. Im Gegenzug verspricht der Angeklagte, das Video zumindest so zu pixeln, dass die sterbende Frau nicht mehr zu erkennen ist.
130.000 Abrufe innerhalb von drei Monaten
Das Video war auf YouTube zunächst für jeden registrierten und volljährigen Nutzer aufrufbar, später nur noch für IP-Adressen außerhalb Deutschlands. Allein bis Mitte Juli 2018 wurde das Video mehr als 130.000 Mal angeklickt.
