Umfrage der IG Metall: Immer weniger Beschäftigte im Schiffbau
Die Krise des deutschen Schiffbaus hat sich aus Sicht der IG Metall weiter zugespitzt. Nach einer am Freitag präsentierten Betriebsrätebefragung im Auftrag der Gewerkschaft sind in der Branche 2022 innerhalb eines Jahres rund 2.600 weitere Arbeitsplätze verloren gegangen.
Mit insgesamt nur noch gut 14.000 Beschäftigten sei ein Tiefpunkt erreicht worden. Noch nie hätten an der Küste zwischen Niedersachsen und der Oder so wenige Menschen im Schiffbau gearbeitet, so die IG Metall. In Norddeutschland wurde den Angaben zufolge somit jeder sechste Arbeitsplatz in der Branche gestrichen.
In Hamburg jede vierte Stelle weg
In Hamburg ist es sogar jeder vierte. Die Pella Sietas Werft in Hamburg-Neuenfelde insolvent, ein großer Stellenabbau bei Blohm+Voss auf Steinwerder - nur noch gut 1.300 Menschen in Hamburg arbeiten der Umfrage zufolge im Schiffbau. Noch stärker zurückgegangen ist die Zahl der Jobs in Mecklenburg-Vormmern im Zuge der Insolvenz der MV Werften. Dort ist mehr als die Hälfte aller Stellen verschwunden.
IG Metall: Bundesregierung gefragt
Die Branche sei inzwischen in ihrer Substanz bedroht, sagte der Bezirksleiter der IG Metall Küste, Daniel Friedrich. Diese Abwärtsspirale müsse so schnell wie möglich gestoppt werden. Dabei sei auch die Bundesregierung gefordert. Es gehe bei der Erhaltung von Schiffbaukompetenz nicht um die Frage, "ob wir eine Tradition fortführen". Es gehe auch "um geopolitische Handlungsfähigkeit", mahnte er angesichts der seit Jahren wachsenden Dominanz Chinas als Schiffbaunation. Der Bund hat mehrere große Aufträge für Marine- und für Forschungsschiffe angekündigt. Da ist nach Ansicht von Friedrich Tempo gefragt.
42 Betriebe haben an Umfrage teilgenommen
Für die Bestandsaufnahme auf den Werften hat die IG Metall zum 32. Mal Betriebsräte befragen lassen. An der Umfrage der Bremer Agentur für Struktur- und Personalentwicklung mbH (AgS) beteiligten sich Arbeitnehmervertreter von 42 Werftbetrieben.