Ukraine-Krieg: Hamburg stockt Zahl der Unterkunftsplätze auf
Die Stadt Hamburg will bis Ende März 2.000 zusätzliche Plätze zur Unterbringung von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine schaffen. Allein 1.000 neue Plätze sollen bis Ende kommender Woche zur Verfügung stehen.
Sie sollen auf einem Parkplatz an der Schnackenburgallee am Volksparkstadion entstehen, sagte Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) am Donnerstag auf einer Pressekonferenz im Rathaus. Die vorbereitenden Arbeiten dazu hätten bereits begonnen. Seit Kriegsbeginn sind mindestens 6.000 Menschen aus der Ukraine nach Hamburg geflohen. Die tatsächliche Zahl könnte aber weit höher liegen.
Viel mehr Menschen als 2015/2016
Einen vergleichbaren Zustrom an Flüchtlingen habe man seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt. Er sei deutlich größer als auf dem Hoch der Flüchtlingsbewegung in den Jahren 2015 und 2016, sagte Grote. Damals habe es über 6.200 Ankünfte in einem Monat gegeben - diese Dimension sei jetzt innerhalb einer Woche erreicht worden.
Etwa 1.300 Menschen sind laut Grote inzwischen im städtischen Unterkunftssystem dauerhaft untergebracht worden. In der zentralen Ankunftsstelle und in der Notunterkunft in den Messehallen hätten bis zu 2.200 Menschen die Nacht verbracht. Derzeit gebe es noch eine Kapazität von 900 Plätzen in der Stadt. Langsam komme die Stadt an ihre Grenzen. Grote sagt aber auch, Hamburg werde alles tun, um die Geflüchteten unterzubringen.
Hamburg hofft auf bundesweite Verteilung von Flüchtlingen

Der Innensenator äußerte aber auch noch einmal die Hoffnung des Senats und auch der Wohnungsverbände, dass in Kürze mit einer bundesweiten Verteilung der Flüchtlinge begonnen werden könne. Lege man die Einwohnerzahl zugrunde, habe Hamburg deutlich mehr Flüchtlinge aufgenommen als andere Bundesländer. Nach Berlin sei Hamburg das Hauptziel der ukrainischen Geflüchteten. Gemessen am sogenannten Königsteiner Schlüssel, der bei Verteilungsfragen unter den Bundesländern herangezogen wird, ergebe sich für die Stadt bei der Flüchtlingsaufnahme eine "Übererfüllung" von 1.400, so Grote. "Das ist die größte Übererfüllung aller Bundesländer - mit weitem Abstand."
Der Wunsch bei Senat, Verwaltung und auch Privatpersonen ist groß, den Kriegsgeflohenen aus der Ukraine zu helfen. Andererseits laufen die Unterkünfte in der Stadt jedoch voll, während man in kleineren Städten kaum Zulauf von Ukrainerinnen und Ukrainer hat. Der Hamburger Senat hatte NDR 90,3, bereits erklärt, Hamburg sei für eine gerechte Verteilung über das ganze Bundesgebiet. Die Geflüchteten hätten aber das Recht auf freie Wohnortwahl.
Lange Schlangen bei den Registrierungsstellen
Bei der Registrierungsstelle beim Amt für Migration in der Hammer Straße in Wandsbek bildeten sich auch am Donnerstag wieder lange Warteschlangen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Malteser Hilfsdienstes versorgten die Menschen mit warmen Getränken. Auch private Helferinnen und Helfer brachten den Geflüchteten Lebensmittel und Getränke. Am Nachmittag wurde nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur dann per Megafon auf ukrainisch und russisch mitgeteilt, dass am Donnerstag niemand mehr registriert werden könne. Zu diesem Zeitpunkt warteten offenbar noch etwa 100 Menschen, darunter auch viele Kinder, vor der Registrierungsstelle.
Flüchtlingsbewegung von "historischer Dimension"
Durch diese zweite Registrierungsstelle, die erst am Mittwoch ihren Betrieb aufgenommen hatte, konnte man den Registrierungsprozess aber laut Grote schon beschleunigen. "Allein gestern haben wir 930 Menschen registriert", sagte er und verwies auf die historische Dimension der durch den russischen Angriff auf die Ukraine ausgelösten Fluchtbewegung. Sie sei wahrscheinlich die größte in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen gehe von 2,3 Millionen Menschen aus, die bereits auf der Flucht seien. "Jeder Tag, an dem die Kampfhandlungen andauern und weitere Gebiete in der Ukraine erfassen, führt dazu, dass die Zahl weiter steigt", so der Senator.
