Hamburger Schulen und Kitas schließen weitgehend

Wegen der Coronavirus-Pandemie stellen die Hamburger Schulen und Kitas ab Montag bis zum 29. März den Regelbetrieb ein. Das hat der Senat am Freitag auf einer Sondersitzung beschlossen, wie Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) im Anschluss mitteilte. Es sei nicht auszuschließen, dass die Maßnahme verlängert werde, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD), eine Notbetreuung sei aber sichergestellt.
Notbetreuung ist sichergestellt
Der reguläre Schulbetrieb für 260.000 Schülerinnen und Schüler werde nicht stattfinden. Eine Notbetreuung für Eltern, die aus besonderen Gründen darauf angewiesen sind, werde in der Zeit von 8 bis 16 Uhr für Kinder unter 14 Jahren sichergestellt, erklärte Rabe. Das sind Kinder, deren Eltern in sogenannten systemwichtigen Jobs wie Notdiensten oder Netzbetreibern arbeiten. Außerdem gelte sie auch für Kinder mit Behinderungen, weil hier ein besonderer Bedarf vorliege. Die Lehrkräfte und Beschäftigten seien gebeten, am Montag pünktlich und planmäßig zu erscheinen, soweit sie nicht zuvor in einem Risikogebiet gewesen sind. Am ersten Schultag würden in der Schule Kommunikationsketten vorbereitet, um sicherzustellen, dass die Schülerinnen und Schüler zu Hause lernen können. Dies gelte auch für Privatschulen, so Rabe.
Home-Office für Lehrkräfte
Es sollten nur so viele Beschäftigte an den Schulen bleiben, wie es nötig ist, um die Betreuung sicherzustellen. Rabe geht nach eigenen Angaben davon aus, dass viele Lehrkräfte ins Home-Office gehen können. Alle besonderen schulischen Veranstaltungen, wie Klassenreisen und Sportfeste würden bis Ende Juli abgesagt. Auf der Homepage der Schulbehörde werde täglich über Veränderungen und Neuerungen informiert. Rabe wies zudem darauf hin, dass sämtliche Abschlussprüfungen stattfinden können. Man brauche dafür sehr große Räume, um den notwendigen Abstand der Schülerinnen und Schüler zu gewährleisten. Unter Umständen müssten Räume angemietet werden. Es werde zudem zusätzliche Termine geben, um sicherzustellen, dass alle Schülerinnen und Schüler ihr Abitur ablegen können. Mit den Universitäten und Wissenschaftsministerien sei verabredet, dass die Zulassungszeiten gestreckt werden. Diese Maßnahmen seien für die kommenden 14 Tage geeignet. Täglich werde nun der Krisenstab tagen.
Notbetreuung für Eltern, die in der Daseinsvorsorge tätig sind
Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) rief Eltern kleinerer Kinder dazu auf, ihre Kinder grundsätzlich zunächst bis 29. März zu Hause zu betreuen. Für Personen, die in der Daseinsvorsorge tätig sind, werde eine Notbetreuung gewährleistet. Man setze auf die eigenverantwortliche Entscheidung der Eltern. Darüber hinaus rief sie Mütter und Väter dazu auf, auf eine Betreuung durch Großeltern oder Verwandte zu verzichten, um Risikogruppen nicht zu gefährden. Schließungen einzelner Kitas durch das Gesundheitsamt seien nicht ausgeschlossen. Für diesen Fall werde es Sonderregelungen geben. Man wisse, dass man den Eltern große Einschränkungen zumute, so Leonhard. Sie bat aber um Verständnis, damit besonders verletzliche und ältere Menschen vor Ansteckungsrisiken geschützt werden könnten.
Tschentscher ruft zum Blutspenden auf
Hamburg benötige die Maßnahmen insgesamt als Stadt, um den Herausforderungen gerecht werden zu können, sagte Bürgermeister Tschentscher. Er betonte, Deutschland und die Hansestadt hätten das beste Gesundheitssystem der Welt. Er zeigte sich überzeugt, dass die Bürgerinnen und Bürger die Maßnahmen unterstützen. Tschentscher rief Menschen außerdem dazu auf, weiter Blut zu spenden. Es sei wichtig, das Gesundheitswesen auch in dieser Frage am Laufen zu halten. Tschentscher bezeichnete die Beschlüsse seien höchstvorsorglich, aber vernünftig und verhältnismäßig. Es sei geboten, weil die Maßnahmen wirksam und erforderlich seien. Tschentscher sagte mit Blick auf die Hamburger Unternehmen, es werde kein Kind nach Hause geschickt, wenn Eltern keine andere Lösung für die Betreuung finden. Sozialsenatorin Melanie Leonhard verwies jedoch auf die Vorgaben des Robert-Koch-Instituts, die auch für Arbeitgeber gelten. Es gehe um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
123 bestätigte Infektionen
Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) sagte, an neuen Zahlen für Hamburg lasse sich der dynamische Verlauf der Ausbreitung des Virus ablesen. Inzwischen gebe es in der Hansestadt 123 bestätigte Infektionen. Das sind 43 neue Covid-19-Fälle. Die Maßnahmen zielten darauf ab, für alle schwer Betroffenen eine Krankenhaus- und insbesondere eine Intensivbehandlung zu ermöglichen. In der Regel verlaufe die Krankheit milde. Prüfer-Storcks rief dazu auf, möglichst alle Veranstaltungen abzusagen. Rückkehrende aus Risikogebieten sollten Kitas und Schulen nicht mehr betreten. Dies stehe unter Bußgeld.
Betreuung soll sichergestellt werden
Erwachsene Rückkehrende sollten sich in die freiwillige, heimische Isolation begeben. Es werde außerdem eine zusätzliche Teststelle eingerichtet für Menschen, die in kritischen Bereichen arbeiten. Soziale Kontakte bei Kindern sollten möglichst unterbunden werden.
Hochschulen entscheiden autonom
Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) rief die Hochschulen auf, den Beginn der Vorlesungszeit auf den 20. April zu verschieben. Diese Entscheidung sei in den vergangenen Tagen intensiv vorbereitet worden. Die Hochschulen würden aber autonom entscheiden. Andere Bundesländer hätten bereits ähnliche Abmachungen getroffen. Fragestellungen zur Organisation des Studiums, wie Prüfungen und digitale Vorlesungen, würden geregelt.
