Die Hamburger SPD hat jetzt eine Doppelspitze
Die Hamburger SPD wird erstmals in ihrer Geschichte von einer Doppelspitze geführt. Auf einem Landesparteitag wählten die Delegierten am Sonnabend den Juristen Nils Weiland (48) zum Co-Vorsitzenden.
Die seit März 2018 amtierende Vorsitzende Melanie Leonhard wurde mit 94,7 Prozent der Delegiertenstimmen bestätigt. Weiland, der bislang stellvertretender Landesparteichef war, erhielt 78,6 Prozent von 308 Stimmen. Leonhard hatte den Vorsitz vor gut dreieinhalb Jahren von Olaf Scholz übernommen, der mit seinem Wechsel als Bundesfinanzminister nach Berlin seine Ämter als Erster Bürgermeister und SPD-Vorsitzender der Hansestadt aufgegeben hatte. Die 44-Jährige leitet seit 2015 die Behörde für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familie und Integration. Der 48 Jahre alte Jurist Weiland sei ihr Wunschpartner, sagte ein Parteisprecher.
Weiland will Jüngere gewinnen und Grüne kontern
In seiner Vorstellungsrede stellte Weiland den sozialdemokratischen Wert der Teilhabe in den Vordergrund. In der Corona-Politik müsse die SPD eine soziale Spaltung verhindern. In der Klimapolitik sollten die Sozialdemokratinnen und -demokraten dafür sorgen, dass Menschen nicht auf der Strecke blieben. Weiland will mehr jüngere Menschen für die Partei gewinnen und den Erfolg der Grünen in Großstädten kontern. Die Grünen hätten zu viele Ziele und suggerierten, sie könnten alle Ziele auf einmal erreichen. "Die Suggestion, es gebe ein Paradies auf Erden, wie das manche Grüne tun, ist falsch. An dieser Stelle werden wir stärker und härter argumentieren und werden das auch tun können."
Außerdem will Weiland versuchen, zur AfD oder Linken abgewanderte Wählerinnen und Wähler zurückzugewinnen. "Ich will und mag es nicht akzeptieren, dass es in großer Zahl Menschen in dieser Stadt, in diesem Land gibt, die keine Rassisten sind und die auch keine kommunistische Gewaltherrschaft herbeisehnen, die aber trotzdem entweder AfD oder Linke wählen, weil sie sich vergessen fühlen von dieser Gesellschaft", sagte er.
Erstmals seit zwei Jahren tagte Hamburgs SPD wieder mit Delegierten vor Ort. Erstmals hielt nicht die Landesvorsitzende die Auftaktrede, denn Leonhard verhandelte noch am Freitagabend in Berlin über die Ampel-Koalition, am Sonnabend war aber auch sie dabei. Darum sprach am Freitag zum Auftakt Bürgermeister Peter Tschentscher. Er sieht viele Impulse für eine Ampel-Koalition und beschrieb selbstbewusst die Lage: "Die ist deutlich besser als auf dem letzten Parteitag hier im Bürgerhaus Wilhelmsburg, das seitdem erneuert wurde. Jetzt erneuern wir noch den Rest von Hamburg und ganz Deutschland."
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