Öffentlicher Dienst: Warnstreik und Demonstration in Hamburg
Wenige Tage vor der möglicherweise entscheidenden Tarifrunde im öffentlichen Dienst der Länder hat die Gewerkschaft ver.di am Mittwoch noch einmal mit Warnstreiks in Hamburg Druck gemacht.
In Behörden, Landesbetrieben und Schulen gab es deswegen Einschränkungen. Rund 4.000 Menschen nahmen laut ver.di bei einer zentralen Kundgebung am Besenbinderhof in der Nähe des Hauptbahnhofs teil.
Es geht um mehr Geld und mehr Anerkennung
Den Beschäftigten geht es um mehr Geld und um Anerkennung. Eine Vorschullehrerin aus Wilhelmsburg, die seit 20 Jahren im Job ist, sagte: "Ich werde drei bis vier Gehaltsklassen unter einer Grundschullehrerin bezahlt. Und gerade in der Corona-Zeit haben wir auch viel aufgefangen." Ein Mitarbeiter des Bezirksamts Eimsbüttel sagte im Gespräch mit NDR 90,3: "Auf der anderen Seite sprudeln die Steuereinnahmen. Die Aktien von Hapag-Lloyd sind in die Höhe gegangen. Die Stadt Hamburg hat ein Problem, qualifizierte Mitarbeiter zu kriegen - und das müssen sie mal ernst nehmen."
Hamburgs stellvertretende ver.di-Landesbezirksleiterin Sieglinde Frieß sprach von einem "großen Meilenstein in diesem Arbeitskampf". An die Adresse von Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) sagte sie: "Die aktuelle Steuerschätzung macht deutlich, Geld ist genug da." Jetzt werde es Zeit, "dies auch herauszurücken".
Fünf Prozent mehr Gehalt gefordert
Am kommenden Wochenende steht in Potsdam die dritte Verhandlungsrunde zwischen ver.di und weiteren Arbeitnehmervertretungen sowie der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) an. Die Gewerkschaften fordern für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst der Länder neben besseren Arbeitsbedingungen fünf Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 150 Euro monatlich. Außerdem sollen Auszubildende, Praktikanten und Praktikantinnen monatlich 100 Euro mehr bekommen. Die TdL wies die Forderungen bisher als unrealistisch zurück und legte noch kein Angebot vor.
Dressel setzt auf eine Tarifeinigung in dieser Verhandlungsrunde. Aus seiner Sicht wären ein Vertagen der Gespräche und ein möglicher Arbeitskampf ein schlechtes Zeichen. Er betonte jedoch, dass für einen Abschluss Kompromissbereitschaft nötig sei. "Das setzt Bewegung auf allen Seiten voraus." Frieß entgegnete, ver.di nehme gern das Angebot einer Lösung im Tarifkonflikt an, "dies muss aber auf Augenhöhe passieren".
