Kommentar: Es gibt nur Verlierer im Streit des HSV mit der Stadt
Was für eine große Freude in Hamburg: Fünf Spiele der Fußball-Europameisterschaft 2024 sollen im Volksparkstadion ausgetragen werden. Hamburg als internationale Bühne - das gefällt der Stadt, den Fans und dem HSV als Stadionbesitzer. Das Problem an der Sache: das Stadion ist alt und muss modernisiert werden - und schon streiten sich Hamburg und der HSV über die Kosten. Lars Pegelow kommentiert.
Ziemlich sicher ist bei dem Streit um die Modernisierungskosten für das Volksparkstadion jetzt schon eines - es gibt nur Verlierer. Ein Rückblick in den Spätsommer 2020: Strahlend schütteln der Hamburger Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) und HSV-Finanzvorstand Frank Wettstein im Volksparkstadion die Hände. Ein großer Deal für beide Seiten schien soeben unterzeichnet worden zu sein. Die Stadt kauft das Grundstück des Stadions für 23,5 Millionen Euro. Gut für die Stadt, die eine große öffentliche Fläche dazu gewonnen hat, außerdem hat sich Hamburg aus allen Kosten für die Stadion-Modernisierung in Richtung Europameisterschaft herausgekauft. Das war der Deal. Gut für den HSV: Eine fette Finanzspritze nach der ersten Corona-Welle kommt in die Vereinskasse - und das mit den Modernisierungskosten, das würde man schon irgendwie hinkriegen mit einem Teil dieses Geldes.
Die Stadt und der HSV haben sich verschätzt
Inzwischen wissen wir: Beide haben sich mächtig verschätzt, die Stadt und der HSV. Ein strahlendes Händeschütteln wie vor zwei Jahren - das gäbe es im Moment wohl kaum. Was ist passiert? Im Wesentlichen zwei Dinge. Zum einen haben den HSV weitere Corona-Wellen schwer getroffen. Einen Umsatz-Einbruch von 50 bis 60 Millionen Euro beklagt der Club. Jeder Euro, egal ob durch Sponsoren, Zuschauer oder einen Grundstücksvertrag mit der Stadt, hat der HSV in seine Liquidität gesteckt. Das ist das eine. Das Zweite: Der Hamburger Senat hat für seinen HSV-Deal mächtig politischen Gegenwind bekommen. Die Opposition wirft SPD und Grünen eine versteckte Subventionierung des HSV vor. Die Folgen dieses ganzen Dilemmas sind nun sichtbar: Auf der einen Seite will und kann der HSV die Modernisierungskosten nicht mehr allein stemmen, auf der anderen Seite will die Stadt nicht noch mehr Geld ausgeben.
EM-Aus für Hamburg droht
Und es wird über Vertragsdetails gestritten. Wie sehen überhaupt die Anforderungen des europäischen Fußball-Verbandes UEFA aus? Der HSV sagt, was da verlangt wird, kostet zig Millionen Euro. Die Stadt sagt, alles nicht so schlimm, es ist nur ein kleiner Millionen-Betrag. Wird dieser Konflikt nicht gelöst, und bewegt sich nicht mindestens eine Seite, dann droht Hamburg das EM-Aus. Und das wäre eine unglaubliche Blamage für Hamburg, extrem peinlich für den HSV, und eine Riesen-Enttäuschung für alle Fußball-Fans in unserer Stadt.
