Hamburger Hafen: Prognose geht von geringerem Wachstum aus
Der Hamburger Hafen muss sich in den kommenden Jahren voraussichtlich auf deutlich weniger wachsende Umschlagsmengen einstellen als bislang angenommen. Das geht aus einer bislang unveröffentlichten Prognose der Hafenverwaltung Hamburg Port Authorithy (HPA) hervor, die NDR 90,3 vorliegt.
Frühere Prognose sah mehr Potenzial
Auf rund 13 Millionen Standardcontainer pro Jahr könnte der Umschlag bis Mitte der 2030er-Jahre steigen, heißt es in dem neuen Gutachten. Im vergangenen Jahr sind in Hamburg etwa neun Millionen Container geladen oder gelöscht worden. Die letzte Prognose der HPA sprach noch von einem Potenzial von 20 bis 25 Millionen Boxen - und das in einem wesentlichen kürzeren Zeitraum.
Corona-Effekt noch nicht berücksichtigt
Die Prognose dient unter anderem als Grundlage für Neubauprojekte im Hafen. Die aktuelle Studie hat dabei noch einige Unsicherheiten: Zum einen sind die Auswirkungen der Corona-Krise nicht berücksichtigt. Zum anderen könnte das Wachstum nach Ansicht der Gutachter auch noch beeinflusst werden, falls der JadeWeserPort in Wilhelmshaven stärker als in der Vergangenheit zulegt und falls China den Landweg der sogenannten Neuen Seidenstraße als alternative Transportroute weiter ausbaut.
Wirtschaftssenator: Nicht nur Container zählen
Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) erklärte auf Anfrage von NDR 90,3, die Prognose sei noch nicht abgeschlossen. Für die Zukunft des Hafens gehe es zudem nicht nur darum, Container zu zählen.
Zuletzt hatten Umweltverbände die bisherigen Wachstumsprognosen für den Hamburger Hafen in Zweifel gezogen, und zwar im Verfahren um die Elbvertiefung vor dem Bundesverwaltungsgericht. Sie argumentierten, dass der Hafen nicht weiter ausgebaut werden müsste, wenn der Umschlag ohnehin in den kommenden Jahren kaum noch steigt.
BUND: Bauprojekte stoppen
Der Landesgeschäftsführer des BUND, Manfred Braasch, kritisierte, dass die Ergebnisse der neuen Studie zu lange zurückgehalten worden seien. Sie zeige, dass die Planungen für die Elbvertiefung und die Hafenautobahn A26-Ost auf falschen Prognosen basierten. Die Politik müsse endlich aufwachen und die Projekte stoppen, forderte er. Götz Wiese, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU, forderte nun schnell einen neuen Hafenentwicklungsplan.
