Der Haupteingang des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. © picture alliance / dpa Foto: Axel Heimken

Affenpocken: Sozialbehörde bestätigt zweiten Fall in Hamburg

Stand: 31.05.2022 19:56 Uhr

In Hamburg gibt es die ersten Fälle von Affenpocken. Die Bernhard-Nocht-Klinik des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) hat am Montag nach eigenen Angaben einen infizierten Patienten aufgenommen. Am Dienstagabend wurde ein zweiter Fall von der Sozialbehörde bestätigt.

Bei dem ersten Affenpocken-Fall handelt es sich um einen 32-Jährigen aus Hamburg. Er habe sich ambulant beim UKE vorgestellt, sagte Stefan Schmiedel, Oberarzt der Infektiologie am UKE, am Dienstag. "Der Mann hatte einen ausgeprägten Hautausschlag, der sich insbesondere im Bereich der Genitalien abgezeichnet hatte und außerdem Fieber wie bei einer Grippe", sagte Schmiedel. Sofort eingeleitete Untersuchungen hätten wenige Stunden später den Verdacht auf Affenpocken bestätigt.

"Mildes virales Syndrom"

Stefan Schmiedel, Oberarzt der Infektiologie, vor dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. © picture alliance / dpa Foto: Carola Große-Wilde
Infektiologe Schmiedel vom UKE nannte Details zum ersten Fall von Affenpocken in Hamburg.

Der Patient habe ein "mildes virales Syndrom", es handle sich im Wesentlichen um eine Hauterkrankung. Bei den meisten Betroffenen verlaufe die Krankheit milde. Nur wenn bei den Patienten weitere Risikofaktoren vorliegen - wie zum Beispiel eine Immunschwäche - könne es zu schwereren Verläufen mit Komplikationen kommen. "Ich gehe davon aus, dass der Patient in Kürze in häusliche Isolierung entlassen werden kann", sagte Schmiedel.

Zweiter Fall bestätigt

Wo sich der 32-Jährige angesteckt haben könnte, ist unbekannt. Aber wenn alles gut gelaufen ist, hat der Mann keine weiteren Menschen angesteckt. Schmiedel: "Wenn wir dem Patienten glauben können, ist es seit Erkrankungsbeginn zu keinen weiteren engen Kontakten gekommen." Am Dienstagabend bestätigte die Sozialbehörde einen zweiten Fall von Affenpocken in Hamburg. Details nannte sie nicht.

Seuchenstab berät über weitere Maßnahmen

Im Moment handele es sich in Deutschland um Einzelfälle mit engen, oft sexuellen, Kontakten. "Bei normalen sozialen Kontakten wurde bisher keine Übertragung nachgewiesen", sagte Schmiedel. "Wir gehen davon aus, dass das zunächst so bleibt." Trotzdem müsse die Krankheit ernst genommen werden. Die Gesundheitsbehörden seien europaweit alarmiert, sagte der Mediziner. Auch in Hamburg gebe es Treffen des Seuchenstabes, um über weitere Maßnahmen nachzudenken. "Man kann sich gut schützen, indem man enge Sexualkontakte meidet", sagte Schmiedel. Eine Impfung oder Medikamente gegen die Krankheit gebe es im Moment in Deutschland noch nicht.

Übertragung in Alltagssituationen sehr unwahrscheinlich

Der Sprecher der Sozialbehörde, Martin Helfrich, sagte zum Thema Affenpocken: In Alltagssituationen, wie zum Beispiel in der U-Bahn, sei es sehr unwahrscheinlich, sich mit dem Virus zu infizieren. In den bislang bekannten Fällen hätten sich die Betroffenen durch engen Körperkontakt angesteckt - zum Beispiel beim Sex.

Mehr als 30 Fälle in Deutschland bekannt

Deshalb hatten erst am Montag mehrere medizinische Fachgesellschaften dazu geraten, zurzeit möglichst auf wechselnde Sexualpartner zu verzichten, wenn man nicht gegen Pocken geimpft ist. In den meisten Fällen verläuft eine Infektion mit Affenpocken nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) glimpflich. Mit dem Hamburger Fällen haben sich bundesweit inzwischen mehr als 30 Menschen in den vergangenen Tagen mit dem Virus angesteckt. Dass die Fallzahlen weiter steigen, hatten Fachleute angesichts des ungewöhnlichen Ausbruchs in mehreren Ländern erwartet. Expertinnen und Experten vermuten, dass das Virus schon eine Weile unbemerkt zirkulierte. Sie gehen davon aus, dass der Ausbruch begrenzt werden kann. Die Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung in Deutschland schätzt das RKI nach derzeitigen Erkenntnissen als gering ein.

Übertragung durch engen Körperkontakt

Affenpocken gelten verglichen mit den seit 1980 ausgerotteten Pocken als weniger schwere Erkrankung. Das Virus wird laut RKI durch engen Körperkontakt von Mensch zu Mensch übertragen. Die Symptome, zu denen unter anderem ein Hautausschlag zählt, verschwinden laut RKI meist innerhalb weniger Wochen von selbst, können bei einigen Menschen aber zu medizinischen Komplikationen und in sehr seltenen Fällen auch zum Tod führen.

Weitere Informationen
Elektronenmikroskopische Aufnahme von Affenpocken-Viren. © RKI/dpa Foto: Andrea Männel/Andrea Schnartendorff

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 31.05.2022 | 17:00 Uhr

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