Das Konzert
Montag, 05. Februar 2024, 20:00 bis
22:00 Uhr
"Man kann sagen, dass ich zuerst Musik auf der Straße gespielt habe und dann auf die Bühne gewechselt bin. Das war schon ein komisches Gefühl für mich als Elfjährige, denn auf einmal ist da ein gewisser Druck beim Musikmachen. Mit 19, 20, 21 Jahren ist mir überhaupt erst klar geworden, was da eigentlich passiert: all diese Möglichkeiten, der Erfolg, die Erwartungen. Man will natürlich immer sein Bestes geben. Aber man muss sich auch die Zeit nehmen, herauszufinden, wer man als Mensch und als Musiker ist und sein möchte. Heute kann ich aus vollem Herzen sagen: Die Bühne ist mein Zuhause. Da bin ich am glücklichsten."
Naturtalent auf dem Saxophon
Die heute 25-jährige Jess Gillam hat in ihrer jungen Karriere schon mehrere Rekorde gebrochen: 2016 gewann sie als erste Saxophonistin den BBC Young Musician Award und betrat damit schon das internationale Parkett. Zwei Jahre später war sie als jüngste Musikerin bei der "Last Night of the Proms" dabei und unterschrieb kurz darauf einen Plattenvertrag bei der Deutschen Grammophon - als erste Saxophonistin überhaupt.
Eine enge Zusammenarbeit und Freundschaft verbindet sie mit dem Gitarristen Miloš, der wie sie in London lebt. Mit 16 Jahren begann der gebürtige Montenegriner ein Studium an der Royal Academy of Music; 2013 gab er in der Londoner Royal Albert Hall ein Konzert - auch dies eine Premiere - als erster klassischer Sologitarrist.
Stilvielfalt auf modernen Instrumenten
Beim Schleswig-Holstein Musikfestival spielten Jess Gillam und Miloš in der Lübecker Johann Hinrich Wichern-Kirche ein stilistisch vielfältiges Programm: angefangen bei John Dowland bis hin zu Astor Piazzolla. Ein Programm zu entwerfen, das sie als Musiker widerspiegelt, ist den beiden wichtig und in ihren Augen unerlässlich, um in Kontakt mit dem Publikum zu kommen und etwas Persönliches mitzuteilen.
"Gerade weil wir Stücke spielen, die nicht für unsere Instrumente komponiert wurden, können wir Epochen kombinieren. Wir können Corelli neben Piazzolla stellen und Dowland neben Schubert und uns auf den emotionalen Gehalt dieser Stücke fokussieren", sagt Gillam. "So entstehen Verbindungen, die es ohne die Übertragung auf unsere Instrumente womöglich nicht geben würde."
Eine Sendung von Chantal Nastasi.