Zwei Mangafiguren sind auf einem orangenen Hintergrund in Übergröße an die Wände gemalt © NDR/Beatrice Böse Foto: Beatrice Böse

Ein Stück Japan in Neubrandenburg - ein Mangacafé

Stand: 26.09.2022 14:29 Uhr

Pokémon, Naruto, Dragonball oder Detektiv Conan sind Mangas und Animes, also japanische Comics und Animationsfilme, die eine ganze Generation geprägt haben. Dass der Rummel darum nach wie vor um die - teilweise - mehr als 30 Jahre alten Bücher und Serien groß ist, weiß der Neubrandenburger Christoph Wahl ganz genau.

von Beatrice Böse

Christoph Wahl betreibt seit diesem Sommer ein Café in dem man Mangas lesen und kaufen kann - ein einzigartiges Konzept in Mecklenburg-Vorpommern. Es ist, als würde man eine andere Welt betreten - im Mangacafé Nerdzone. Die Stühle sind voll besetzt, die Wände der kleinen Räume sind mit bunten Figuren aus bekannten Animes und Mangas wie Naruto, Bleach oder OnePiece bemalt - muskulös, mit großen Augen, übermenschlich groß. Die Räume sind voll mit Kostümen, Kissen und Miniatur-Figuren in Vitrinen.

An einer weißen Wand steht ein schwarzes Regal voller Manga-Büchern, davor stehen vier Personen. © NDR/Beatrice Böse Foto: Beatrice Böse
Das Mangacafé Nerdzone hat auch eine Bibliothek mit etwa 1.400 Manga-Büchern.

Das Herzstück von "Nerdzone" ist aber die Bibliothek mit etwa 1.400 Manga-Büchern, erklärt Christoph Wahl: "Da können Mangas erworben werden, es gibt aber auch ausgewählte Bände, in die man reinschnuppern kann. Man kann sich hinsetzen und kostenlos lesen. Der Hintergrund ist, es gibt einfach jedes Jahr über 200 neue Mangas in Deutschland und viele gehen unter. Man kennt die großen, aber viele kleine, die auch sehr gut sind, fliegen unter dem Radar. Im Internet gibt es nicht die Möglichkeit, sie zu lesen und ich habe gedacht, ich möchte das gerne ein bisschen anders machen. Damit diese Unbekannteren entdeckt werden, können die Leute die Mangas gerne bei mir kostenlos lesen."

Leseratten und Naschkatzen kommen im Mangacafé auf ihre Kosten

Auf einem blauen Teller liegt eine japanische Spezialität. Drei Kugeln sind übereinander auf einen Holzspieß gesteckt, eine ist grün, die andere weiß und eine andere rosa. © NDR/Beatrice Böse Foto: Beatrice Böse
Auch das gibt es im Mangacafé: Dangos - japanische Klebereisbällchen.

Der 30-Jährige Christoph Wahl hat aber nicht nur was für die Leseratten parat, sondern auch für Naschkatzen. Japanische Süßigkeiten und Snacks direkt vom Großhändler. "Gerade für den Endkunden ist es sehr schwierig dort ranzukommen, einfach weil es in Deutschland kaum vertrieben wird und das sind wirklich leckere Süßigkeiten. Viele kennen sie aus Animes oder Mangas und finden es halt doppelt interessant, die Mangas zu sehen und die Süßigkeiten in der Hand zu haben und es zu essen und zu sagen: 'Hey, das habe ich auch gerade in der Hand.'" Christoph Wahl will so ein Stückchen Japan ins Neubrandenburger Katharinenviertel holen.

Die Leidenschaft für Animes begann bei Christoph Wahl schon in der Kindheit

Seine Leidenschaft für Animes hat der 30-Jährige in der Kindheit entdeckt - als die Animationsfilme oft im Fernsehen ausgestrahlt wurden. "Ich fand das super, mir hat das gleich gefallen. Irgendwann habe ich mir dann einen Manga gekauft, habe den Manga aufgeschlagen und habe gedacht, das ist ja das Ende, was ist das denn? Mangas liest man nämlich anders herum - von rechts nach links. Wenn ich normale Bücher lese, dann habe ich diese Bilder nicht im Kopf, die in den Mangas sind. Was für mich ein Manga ausmacht, ist diese Gefühlswelt. Die Gefühle werden extrem durch Mimik und Gestik dargestellt."

Christoph Wahl hat alles auf eine Karte gesetzt

Die Helden in den japanischen Comics sind mutig. Mut hat auch der Neubrandenburger aufgebracht - er hat alles auf eine Karte gesetzt und "Nerdzone" zu seinem einzigen finanziellen Standbein gemacht. Schlaflose Nächte gehören dazu, bisher werde sein Café aber gut besucht, sagt Christoph Wahl. "Bei Instagram habe ich mittlerweile 1.200 Follower und habe gemerkt, die Resonanz ist riesig. Sogar aus Berlin haben Leute geschrieben, sie möchten gerne kommen, einfach wegen des Konzepts oder einfach um besondere Mochis zu essen - eine traditionelle japanische Süßigkeit. Erstmal hat man seine Sorgen und Bedenken. Wenn man eine abgeschlossene Ausbildung hat, fragt man sich schon, muss ich mir den Stress antun. Aber im Endeffekt lohnt es sich, sein Hobby zum Beruf zu machen.

Im Mangacafé sind weitere Aktionen geplant

Auch wenn die meisten Buchhandlungen eine eigene Manga-Abteilung haben, bedient Christoph Wahl mit seinem Konzept eine Nische. "Einen speziellen Manga-Shop gibt es in ganz Mecklenburg-Vorpommern nicht und so ein Mangacafé gibt es auch nur eines in ganz Deutschland. Das ist aber ein anderes Konzept. Das, was wir haben, kostenlos lesen, das gibt es einfach so nicht." Geplant sei das japanische Kirschblütenfest zu feiern, mitten in Neubrandenburg, im Mangacafé. "Dann bestellen wir uns auch wieder ein paar exklusive Sachen, dass wir die Leute überraschen können." Das nächste Ziel steht für Christoph Wahl auch schon fest - er will eine Reise nach Japan machen und dort in eine neue fremde Welt eintauchen.

 

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Kulturjournal | 21.09.2022 | 19:50 Uhr

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