Madison McFerrin: Das Nesthäkchen aus dem McFerrin-Clan
Auf den ersten Blick wirkt Madison McFerrin etwas verschlossen. Das mag an ihrem ernsten, forschenden Gesichtsausdruck liegen. Doch im Gespräch offenbart sich, dass es in der Welt der 31-jährigen US-Sängerin ebenso bunt, beseelt und emotional zugeht. Was sie in ihre Musik einfließen lässt. Genauso wie ihr älterer Bruder Taylor oder ihr berühmter Vater, Bobby McFerrin.
"Er ist ziemlich bekannt bei Euch in Deutschland. Ich habe gehört, dass er in München sogar auf einem Wandbild zu sehen ist", kommentiert Madison ihre Herkunft, um es dann dabei zu belassen. Denn das Nesthäkchen aus der McFerrin-Familie hat selbst genug zu erzählen. Schon als Kind erhält Madison Klavierunterricht, ihren ersten Song schreibt sie in der dritten Klasse. Nach der Mittelschule stürzt sie sich in die Musik. Einen Plan B gibt es nicht: "Hätte ich einen Plan B, dann sähe der so aus: Zu Hause rumhängen und einfach nur depressiv sein", bemerkt Madison selbstironisch.
Madison McFerrin: Panne beim Wahlkampfauftritt für Hillary Clinton
Stattdessen bereitet sie sich auf ein Leben als Profimusikerin vor - was mit einer Panne beginnt. Bei einem Wahlkampfauftritt für Hillary Clinton darf Madison die Nationalhymne singen. Doch etwas geht schief. Madison hat sich eine spezielle Version der Hymne überlegt, die die Menschen im Publikum nicht kennen. Die Menge übertönt sie, bringt sie aus dem Konzept. Madison singt falsche Töne. Was dann folgt, ist ein monatelanges, zermürbendes Wettern gegen sie im Internet.
"In dem Moment war das für mich in Ordnung, aber als ich in meine Garderobe kam, ging der Shitstorm los", erzählt Madison. Sie steht vor einer Entscheidung: Aufgeben oder weitermachen? Madison tritt den Weg nach vorne an und macht A-cappella-Soul. "Wie könnte ich besser beweisen, dass ich singen kann?" Die Entscheidung ist ein Glücksgriff. Denn nun nimmt ihre Karriere Fahrt auf.
Engagement: McFerrins Organisation "Mad Love"
2017 erscheint ihre erste EP. Kurze Zeit später tourt sie bereits durch Europa. Gastiert beim Überjazz, später dann auf dem Reeperbahnfestival in Hamburg. Doch dann legt Corona die Welt lahm. Madison McFerrin erlebt die Pandemie hautnah in ihrer Heimat New York. Eingeschlossen in ihrer Wohnung, hört sie die Sirenen der Krankenwagen heulen, erlebt, dass ihre Mitmenschen an Corona sterben. Eine traumatische Erfahrung für alle New Yorker - die Madison McFerrin in diesem Jahr etwas lindert, mit einem mehrtägigen, farbenfrohen, von ihr zusammengestellten Kulturfest an der Brooklyn Bridge.
Ihr Engagement erstreckt sich noch weiter. So setzt sich McFerrin mit ihrer Organisation Mad Love auch für "The National Network of Abortion Funds" ein. (Ein US-Netzwerk, das Gelder für Abtreibungen sammelt, Anm. d. Red.) "Es ist ein Ding der Unmöglichkeit. Es gibt kein Gesetz auf der Welt, das Männern vorschreibt, was sie mit ihren Körpern tun dürfen. Und bei uns Frauen greift man ein?" - erklärt Madison ihre Unterstützung und fährt fort: "Wir leben schließlich im Jahr 2022!"
Madison McFerrin auf Europa-Tour 2022
Nun, zum Jahresende 2022, kann Madison McFerrin einfach wieder Künstlerin sein und durch die Welt reisen, Corona zum Trotz! Für die Musikerin ist das ein Segen, sie braucht den Austausch mit ihrem Publikum, sieht ihn als wichtigen Teil ihrer Arbeit. Vielleicht auch, weil McFerrin immer noch allein auf der Bühne steht. Ausgestattet mit einem Laptop, Keyboard und Mikrofon zelebriert sie Abend für Abend ihren ganz eigenen Mix aus A-capella, Jazz und Soul, der einer Ernsthaftigkeit entspringt, in seinem Ausdruck aber mächtig Freude bereitet. Und somit ein perfektes Abbild seiner Schöpferin darstellt - Madison McFerrin.
Am 9. November um 22 Uhr tritt die Sängerin in Hamburg in der Theaterbar Nachtasyl auf.