Ernst-Ludwig Petrowsky ist nach langer schwerer Krankheit in Berlin gestorben. Das hat seine Ehefrau die Sängerin Uschi Brüning am Morgen im Gespräch mit der "Berliner Zeitung" bestätigt. Erst 2022 war der Saxofonist und Komponist, der die Jazzszene der DDR maßgeblich prägte, in Bremen mit dem Deutschen Jazzpreis für sein Lebenswerk geehrt worden. Uschi Brüning hatte den Preis stellvertretend für ihren Mann entgegengenommen.
In der Barlach-Stadt Güstrow wurde Ernst Ludwig Petrowsky im Dezember 1933 geboren. Freunde und Fans nannten ihn immer nur Luten, die plattdeutsche Form von Ludwig. Er ging beispielsweise mit Uwe Johnson, dem späteren Schriftsteller zur Schule. Der Mecklenburger Jazzmusiker von Weltrang, ist seiner Heimat zeitlebens im Herzen treu geblieben.
Schon in den frühen 1950er-Jahren eroberte der Musiker die Bühnen der DDR. In einer Zeit, in der Jazz als Ausdruck der "imperialistischen Ideologie" bekämpft wurde, Musiker wie er aber dafür brannten, sich im Prozess der Jazz-Improvisation neu zu erfinden.
Ob das Manfred-Ludwig-Sextett, die Freejazzformation Synopsis oder das Zentralquartett - Ernst Ludwig Petrowsky hatte die Jazz-Szene in der DDR seit Mitte der 50er Jahre wie kaum ein anderer geprägt – mit Klarinette, Flöte und vor allem Saxophon. Er sagt einmal: "Ich habe immer das falsche Instrument gespielt. Als Gitarre modern wurde, habe ich Saxophon behalten. Als diese Art von Rock oder auch Beat vorher kamen, sind wir auch bei dem Bläsersatz geblieben. Immer lagen wir irgendwie daneben." Gitarre seit etwas Furchtbares, wenn sie "in dieser penetranten Art in Massen" auftrete, so Petrowsky. "Diese Art von europäischem Beat oder auch Rock, da fehlt der amerikanische Swing, und dem hatte ich mich verschrieben."
Mecklenburger machte in Europa und USA Karriere
Ernst-Ludwig Petrowsky galt als einer der bedeutendsten deutschen Musiker des modernen Jazz. Nach dem Mauerfall machte der Mecklenburger auch in Europa und den USA Karriere. Die Liste der Namen der Musiker, mit denen er auf der Bühne stand, würde Seiten füllen. Nach Eberhard Weise wurden Größen wie Klaus Lenz, Ulrich Gumpert oder Günter Sommer zu langjährigen Kollegen. Mit dem Schweizer George Gruntz tourte er seit den frühen 1980er-Jahren auch im westlichen Ausland. Auf weit mehr als 100 Alben sind Petrowsky und sein Saxofon zu hören.
Gemeinsame Arbeit mit Ehefrau
Seit Anfang der 80er-Jahre stand Ernst Ludwig Petrowsky mit seiner Ehefrau, der Sängerin Uschi Brüning auf der Bühne. Zusammen musiziert hatten der Güstrower und die Leipzigerin schon in den damals angesagten Soul-Bands von Klaus Lenz, bei SOK und der Modern Soul Band. Brüning und Petrowsky erhielten 2010 gemeinsam den Europäischen Jazzpreis der europäischen Kulturstiftung, nur eine Auszeichnung von vielen.
Ernst-Ludwig Petrowsky, der mit weit über 80 Jahren noch auf der Bühne gestanden hatte, wohnte in den vergangenen Jahren in einem Pflegeheim.