Kolonialkunst: Lübecker Museen wollen Objekte proaktiv zurückgeben
Mehr als 26.000 Objekte beinhaltet die Lübecker Völkerkundesammlung - einige davon wurden in der Kolonialzeit erworben. Jetzt sollen einige Objekte zurückgeben werden, ohne dass es dafür eine konkrete Forderung gab.
Die Lübecker Museen wollen den Nationalmuseen von Namibia und Äquatorialguinea 26 Objekte aus der Völkerkundesammlung anbieten, die zu Kolonialzeiten in den afrikanischen Ländern unter zweifelhaften Umständen erworben worden sind. "Das sind Millionen-Werte, aber wir haben uns nach der wissenschaftlichen Aufarbeitung des Bestandes entschlossen, Namibia und Äquatorialguinea die Rückgabe der Objekte anzubieten", sagt Dr. Hans Wisskirchen, Leiter der Lübecker Museen. Es sei zwar nicht eindeutig nachweisbar, dass die Objekte damals wirklich geraubt worden seien. Dennoch sei klar, dass sie unter zweifelhaften Umständen nach Lübeck gekommen sind.
Rückgabe nicht gefordert
Derzeit wird eine Rückgabe der Objekte von den beiden Ländern noch gar nicht gefordert. Die Museen wollen aber, dass die Stadt Lübeck proaktiv eine Restitution anbietet. "Wir finden es steht der Stadt mit ihrer großen Geschichte auch gut zu Gesicht, dass sie das, was aus unserer Sicht unrechtmäßig in unseren Beständen ist, dort hingibt, wo es gehört", sagt Wisskirchen. Zudem sei davon auszugehen, dass solche Verpflichtungen ohnehin in Kürze kommen werden. "Insgesamt werden sicherlich in den nächsten Jahren auch noch weitere Stücke der Völkerkundesammlung einer Betrachtung und Prüfung unterzogen."
Objekte Teil der Geschichte dieser Länder
Drossila Igouwe, Doktorandin und Gastwissenschaftlerin in der Völkerkundesammlung, ist mit Abbildungen der Lübecker Objekte nach Äquatorial-Guiniea gereist und hat erforscht, welche Rolle die Objekte heute noch im Volksglauben spielen. "Viele ihrer eigenen Kulturschätze können sie heutzutage nur in den Museen der ehemaligen Kolonialstaaten betrachten", sagt Lars Frühsorge, Leiter der Völkerkundesammlung. "Sie sind Teil der Geschichte dieser Länder und sollten daher auch Teil der Bewahrung des Kulturgutes durch diese Länder sein."
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