Stand: 27.07.2022 00:00 Uhr

Virtuos und voller Sehnsucht: "Die Magnetischen"

von Anna Wollner

Vincent Maël Cardona erzählt in seinem Debüt "Die Magnetischen" die Geschichte einer Jugend Anfang der Achtziger Jahre in Frankreich und gibt ein pulsierendes Stimmungsbild der Zeit - mit einem perfekt passenden Soundtrack.

In Cannes wurde der Film gefeiert und ausgezeichnet, beim französischen Filmpreis bekam er den Cesar als bester Debütfilm - ein Debüt mit so viel Vorschusslorbeeren, das jetzt auch bei uns ins Kino kommt.

Aufbruchstimmung Anfang der 1980er in Frankreich

Frankreich Anfang der 1980er Jahre. Es liegt eine Aufbruchsstimmung in der Luft - vor allem musikalisch. Irgendwo in der tiefsten Provinz betreiben die beiden Brüder Philippe und Jerome einen Piratensender auf dem Dachboden ihres Elternhauses. Philippe ist der schüchterne der beiden. Er kümmert sich um die Technik, Jerome ist der Draufgänger am Mikrofon.

Das enge Band der Brüder wird auf eine harte Probe gestellt. Die alleinerziehende Mutter Marianne kommt aus Paris in die Provinz, die beiden Brüder verlieben sich in sie. Bevor Philippe ihr seine Liebe gestehen kann, wird er zum Militärdienst eingezogen, nach Westberlin versetzt, taucht ein in die Underground-Musikszene und heuert beim britischen Radiosender BFBS an.

Ein durch und durch vibrierender Film von Vincent Maël Cardona

"Die Magnetischen", das Debüt von Regisseur und Drehbuchautor Vincent Maël Cardona ist ein durch und durch vibrierender Film mit einer ganz besonderen Stimmung. Eine Jugend im Umbruch, eine Jugend mit einer unerfüllten Liebe zu einer Frau und einer erfüllten zum Radio und zur Musik. Mal schwermütig, mal melancholisch, immer mit dem perfekt passenden Soundtrack.

Als Philippe am Anfang des Films mit seinem Moped übers Land fährt, hört er Decades von Joy Division. Der Soundtrack des Films ist auch der Soundtrack seines Lebens, als Liebeserklärung an Marianne bastelt er eine avantgardistische Soundcollage aus Bandschlaufen.

Visuelle Umsetzung des Filmdebüts ist virtuos

Zur Stimmung der Musik passen die Bilder. "Die Magnetischen" wurde digital gedreht, anamorphe Objektive der damaligen Zeit sorgen für den körnigen Look. Das Team, das Anfang der 1980er-Jahre geboren wurde, hat nur verblasste Erinnerungen an die Zeit - die es so wieder auferstehen lässt.

"Die Magnetischen" ist ein pulsierendes Stimmungsbild der Zeit, eine Liebeserklärung an die Musik der 1980er, das Radio und zuletzt auch ein klassisches Bruder-Melodram. Die visuelle Umsetzung von Regisseur Cardona ist voller Sehnsucht und virtuos.

 

Weitere Informationen
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"Die Magnetischen"

Genre:
Drama | Coming-of-Age-Fiktion
Produktionsjahr:
2021
Produktionsland:
Frankreich | Deutschland
Zusatzinfo:
Mit Thimotée Robart, Marie Colomb, Joseph Olivennes u.v.a.
Regie:
Vincent Maël Cardona
Länge:
98 Minuten
FSK:
ab 16 Jahre
Kinostart:
ab 28. Juli 2022

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Kultur | 27.07.2022 | 07:55 Uhr

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