"Quo Vadis, Aida?" gewinnt den Europäischen Filmpreis
Das Drama "Quo Vadis, Aida?" ist beim Europäischen Filmpreis als bester Film des Jahres ausgezeichnet worden. Es handelt vom Massaker in Srebrenica. Schauspieler Franz Rogowski ("Große Freiheit") hoffte vergeblich auf einen Preis.
Der Verleihung der diesjährigen Europäischen Filmpreise fand am Sonnabend in Berlin statt - wegen der Corona-Pandemie erneut ohne großes Publikum und in hybrider Form. Die Europäische Filmakademie zeichnete das Drama "Quo Vadis, Aida?" nicht nur als besten Film aus, das Werk erhielt auch die Auszeichnungen für die beste Regie (Jasmila Žbanić) und die beste Darstellerin (Jasna Đuričić). "Quo Vadis, Aida?" erzählt vom Massaker in Srebrenica im Jahr 1995, bei dem serbische Einheiten 8.000 bosnisch-muslimische Männer und Jungen ermordeten.
"Quo Vadis, Aida?": Drama um Massaker von Srebrenica
Im Film arbeitet die Übersetzerin Aida (Jasna Đuričić) während des Bosnienkrieges für die Vereinten Nationen. Als sich die Lage in der UN-Schutzzone Srebrenica verschärft, versucht sie ihren Mann und ihre Söhne zu retten.
Die Regisseurin Žbanić bedankte sich in einer Videoschalte. Sie widmete den Film den Frauen und Müttern von Srebrenica sowie den getöteten Söhnen, Ehemännern und Vätern. Die Frauen hätten einen Weg gefunden, Frieden in einem zerstörten Land zu schaffen. "Frauen müssen immer das Chaos aufräumen, das Männer hinterlassen."
Franz Rogowski und "Herr Bachmann und seine Klasse" gehen leer aus
Auch zwei deutsche Produktionen hatten sich Hoffnungen auf einen der Preise gemacht: Für seine Rolle in dem Film "Große Freiheit" war Franz Rogowski als bester Darsteller nominiert, in der Kategorie Dokumentarfilm "Herr Bachmann und seine Klasse". Beide gingen leer aus.
Rogowski spielt in "Große Freiheit" einen Mann, der wegen seiner Homosexualität ins Gefängnis muss. Ein Schicksal, von dem schwule Männer in der Bundesrepublik aufgrund des Strafgesetzbuch-Paragrafen 175 noch bis in die späten 60er-Jahre bedroht waren. Angetreten war Rogowski in der Kategorie bester Darsteller unter anderem gegen Anthony Hopkins, der die Auszeichnung für seine Rolle im Drama "The Father" gewann. In der Verfilmung des Theaterstücks "Der Vater" von Florian Zeller spielt Hopkins einen demenzkranken Mann.
Animationsfilm "Flee" erhält Preis für beste Dokumentation
"Herr Bachmann und seine Klasse" zeigt die engagierte Arbeit eines Lehrers mit seinen Schülern an einer hessischen Gesamtschule. Der außergewöhnliche Dokumentarfilm hatte bereits den Silbernen Bären bei der Berlinale und den Deutschen Filmpreis als beste Dokumentation erhalten. Am Sonnabend unterlag das Werk der Regisseurin Maria Speth gegen den animierten Gewinnerfilm "Flee", der das Schicksal eines afghanischen Flüchtlings erzählt.
Der Europäische Filmpreis zählt zu den renommiertesten Auszeichnungen der Branche. Ähnlich wie bei den Oscars in den USA stimmen mehr als 4.000 Akademiemitglieder über die Preisträger ab. Die Auszeichnungen werden in der Regel abwechselnd in Berlin und einer anderen europäischen Stadt verliehen.
Verleihung im kleinen Rahmen
Wegen der Corona-Pandemie wurde das zweite Jahre in Folge auf eine große Verleihung verzichtet. Stattdessen waren einige Preisträger vor Ort, andere wurden zugeschaltet. Schauspielerin Annabelle Mandeng moderierte den Abend, die neue Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) hielt eine Laudatio.
